Grosse Koalition: Haben die Politiker aus der Weltfinanzkrise 2008 gelernt?
Dr. Alexander von Paleske --- 21.12. 2013 ----
Im Juni 2008 veröffentlichten wir hier einen Artikel über die drohende Weltfinanzkrise:
"Credit Default Swaps (CDS) oder: Die nächste Weltfinanzkrise rückt näher".
Als Hauptverantwortlichen benannten wir die Inflation der CDS, sogenannte Kreditversicherungen.
Wir schrieben damals:
Mittlerweile ist in der Credit Default Swap-Abteilung des „Casinobetriebs“ Investmentbanking, die unvorstellbare Summe von 62.000 Milliarden Dollar angekommen (62.000.000.000.000,--), das ist, wie die ZEIT schreibt, doppelt so viel wie der Aktienwert von 2500 Unternehmen, die an der New Yorker Börse gelistet sind.
40% der von den Banken vergebenen Kredite gingen im Jahre 2007 als Resultat (dieser Versicherungen) an nicht kreditwürdige Kreditnehmer, wie die Ratingagentur Fitch ermittelte. Im Jahre 2002 waren es erst 8%.
Nachdem die betroffenen Staaten - nach der Pleite der Lehman Bank - Hunderte von Milliarden zur Bankenrettung aufbrachten, hätte es ja nun nahe gelegen, den Handel mit diesen toxischen Papieren so weit wie möglich einzuschränken. Papiere, die der US-Grossinvestor Warren Buffett als „finanzielle Massenvernichtungswaffen“ bezeichnete.
Keine Konsequenzen
Davon kann jedoch keine Rede sein. Weder wurde das Investmentbanking, also der Banken-Casinobetrieb, der z.B. bei der Deutschen Bank zeitweise für 90% der Gewinne verantwortlich war, vom eigentlichen Bankbetrieb abgetrennt, so dass die Banken nicht mehr mit Kundengeldern in die weltweite Finanz-Casinowelt sich begeben konnten.
Noch ist es bisher gelungen, etwas Transparenz in diesen Mega-Schattenmarkt zu bringen.
Die Obama Administration beauftragte die Commodity Futures Commission, damit, welche, man höre und staune, erst im November 2013 ihren ersten (!) Transparenzbericht vorlegte.
Aber dann kam gleich die folgende Meldung in dieser Woche über den Ticker:
The Commodity Futures Trading Commission (CFTC) said the size of the overall swaps market was understated in the weekly reports it began publishing last month, due to technical errors at two swaps data repositories that are responsible for maintaining market data.
Mal eben 55 Billionen
Die Kommission hatte sich "nur" um 55 Billionen (!) US Dollar verschätzt.
CFTC ........um 55 Billionen verschätzt
Der Gesamtmarkt-Wert aller Swaps, von denen die Credit Default Swaps ein erheblicher Bestandteil sind, wurde auf rund 390 Billionen oder 390 Tausend Milliarden Dollar geschätzt. Plus der jetzt „gefundenen“ 55 Billionen. Macht zusammen rund 445 Billionen US Dollar.
Das ist das Fünffache des Bruttoinlandsprodukts aller Länder der Welt zusammengenommen.
Wer der Meinung ist, dass zum Finanzmarkt die Swaps notwendigerweise dazugehören, der sei daran erinnert, dass diese eine Bankenerfindung der 90er Jahre sind.
Zwar wurden die Banken mittlerweile gezwungen, ihre Kapitalpuffer zu erhöhen, aber das sind lächerliche Beträge, verglichen mit dem was sich hier als potentielles Explosionsmaterial präsentiert.
Zwei-Mann-Betrieb
Die Fehler in dem Bericht der CFTC wurden damit entschuldigt, dass die Abteilung für die Berichterstellung personell unterbesetzt sei: Ganze zwei Beamte sind dafür zugeteilt.
Alles beim alten
Nachdem die Koalitionsverhandlungen zur Grossen Koalition abgeschlossen sind, auf vielen Seiten festgehalten, durfte man ja gespannt sein, wie nun die enormen Probleme in Finanzsektor von der Grossen Koalition angepackt werden.
Zusammenfassend lässt sich bereits sagen: es bleibt alles beim alten, denn:
- die Finanztransaktionssteuer kommt nur, wenn die anderen EU-Partner mitmachen, was so gut wie ausgeschlossen ist.
- Die Investmentbanken bzw. –abteilungen und das Kreditgeschäft werden nicht radikal getrennt, sondern die Universalbanken sollen erhalten bleiben.
- Auf internationaler Ebene wird es keine Bankenreform geben.
- Selbst wenn es gelingt, die High Frequency Transaktionen, wo in Millisekunden gekauft und gleich wieder verkauft wird, zu unterbinden, so haben die Profiteure bereits vor, auf Quote Stuffing, aber auch Sniffer und Co-Location ausweichen .
Nichts mit Neuanfang
Als die Krise 2008/2009 ihren Höhepunkt erreicht hatte, da wurde laut und überall über einen radikalen Neuanfang im internationalen Finanzwesen nachgedacht. Davon ist nichts übriggeblieben: das alte System existiert weiter, und mit ihm das Hochrisiko für eine weitere Weltfinanzkrise, wenn nicht morgen, dann übermorgen.
Aber was soll man auch von Politikern wie Schäuble, Gabriel und Steinbrück erwarten. Letzterer hatte noch wenige Monate vor der Weltfinanzkrise 2008 getönt, dass es keinerlei Anzeichen einer Krise geben würde.
Von Frau Merkel ganz zu schweigen, die sich von einem Josef Ackermann beraten liess, damals Chef der Deutschen Bank, einer Bank, die in unzählige Finanzskandale verwickelt ist, selbst bis hin zum angeblichen Prozessbetrug in dem Rechtsstreit mit den Kirch-Erben, und mittlerweile in einigen Fällen saftige Strafgelder entrichten musste.
Nicht das Papier wert
Und so ist der Koalitionsvertrag in diesem Bereich (aber sicher nicht nur hier) nicht das Papier wert, auf das er geschrieben wurde.
Immerhin, das muss man Sigmar Gabriel lassen, hat der schiere Umfang des Papiers seinen Parteigenossen offenbar suggeriert, hier sei richtig reformerisch, tiefschürfend und detailreich zu Werke gegangen worden.
Glückwunsch Herr Gabriel, das Manöver hat geklappt.
GroKo – besser eine Abkürzung für „Grosser Kokoloris“
US-Grossbank J.P. Morgan, Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps) und zwei Milliarden Dollar Miese
Unersättliche Geldgier: Zinsmanipulationen britischer Banker führen zur Krise im Londoner Finanzsektor
Default Swaps oder: Die nächste Weltfinanzkrise rückt näher
Obamas Finanzmarkt-Reformpläne - Aus für die Derivate?
Zur Deutschen Bank
Der Steuerfahnder-Skandal in Hessen, die Deutsche Bank, und ein folgenreicher Anruf
Deutsche Bank: "Raubtierkapitalismus", Staatsknete und rechtswidriges Vorgehen als Geschäftsidee?
Deutsche Bank und CDO’s oder: wie man Schrottpapiere losschlägt und dabei noch einen Riesen-Reibach macht. Drei Beispiele
Deutsche Bank, Anlagemüll und die Zinswetten mit hochverschuldeten Kommunen
Zu Sigmar Gabriel und der GroKo
Sigmar Gabriel an die SPD-Genossen: Links reden, rechts an die Futtertröge fahren
Im Juni 2008 veröffentlichten wir hier einen Artikel über die drohende Weltfinanzkrise:
"Credit Default Swaps (CDS) oder: Die nächste Weltfinanzkrise rückt näher".
Als Hauptverantwortlichen benannten wir die Inflation der CDS, sogenannte Kreditversicherungen.
Wir schrieben damals:
Mittlerweile ist in der Credit Default Swap-Abteilung des „Casinobetriebs“ Investmentbanking, die unvorstellbare Summe von 62.000 Milliarden Dollar angekommen (62.000.000.000.000,--), das ist, wie die ZEIT schreibt, doppelt so viel wie der Aktienwert von 2500 Unternehmen, die an der New Yorker Börse gelistet sind.
40% der von den Banken vergebenen Kredite gingen im Jahre 2007 als Resultat (dieser Versicherungen) an nicht kreditwürdige Kreditnehmer, wie die Ratingagentur Fitch ermittelte. Im Jahre 2002 waren es erst 8%.
Nachdem die betroffenen Staaten - nach der Pleite der Lehman Bank - Hunderte von Milliarden zur Bankenrettung aufbrachten, hätte es ja nun nahe gelegen, den Handel mit diesen toxischen Papieren so weit wie möglich einzuschränken. Papiere, die der US-Grossinvestor Warren Buffett als „finanzielle Massenvernichtungswaffen“ bezeichnete.
Keine Konsequenzen
Davon kann jedoch keine Rede sein. Weder wurde das Investmentbanking, also der Banken-Casinobetrieb, der z.B. bei der Deutschen Bank zeitweise für 90% der Gewinne verantwortlich war, vom eigentlichen Bankbetrieb abgetrennt, so dass die Banken nicht mehr mit Kundengeldern in die weltweite Finanz-Casinowelt sich begeben konnten.
Noch ist es bisher gelungen, etwas Transparenz in diesen Mega-Schattenmarkt zu bringen.
Die Obama Administration beauftragte die Commodity Futures Commission, damit, welche, man höre und staune, erst im November 2013 ihren ersten (!) Transparenzbericht vorlegte.
Aber dann kam gleich die folgende Meldung in dieser Woche über den Ticker:
The Commodity Futures Trading Commission (CFTC) said the size of the overall swaps market was understated in the weekly reports it began publishing last month, due to technical errors at two swaps data repositories that are responsible for maintaining market data.
Mal eben 55 Billionen
Die Kommission hatte sich "nur" um 55 Billionen (!) US Dollar verschätzt.
CFTC ........um 55 Billionen verschätzt
Der Gesamtmarkt-Wert aller Swaps, von denen die Credit Default Swaps ein erheblicher Bestandteil sind, wurde auf rund 390 Billionen oder 390 Tausend Milliarden Dollar geschätzt. Plus der jetzt „gefundenen“ 55 Billionen. Macht zusammen rund 445 Billionen US Dollar.
Das ist das Fünffache des Bruttoinlandsprodukts aller Länder der Welt zusammengenommen.
Wer der Meinung ist, dass zum Finanzmarkt die Swaps notwendigerweise dazugehören, der sei daran erinnert, dass diese eine Bankenerfindung der 90er Jahre sind.
Zwar wurden die Banken mittlerweile gezwungen, ihre Kapitalpuffer zu erhöhen, aber das sind lächerliche Beträge, verglichen mit dem was sich hier als potentielles Explosionsmaterial präsentiert.
Zwei-Mann-Betrieb
Die Fehler in dem Bericht der CFTC wurden damit entschuldigt, dass die Abteilung für die Berichterstellung personell unterbesetzt sei: Ganze zwei Beamte sind dafür zugeteilt.
Alles beim alten
Nachdem die Koalitionsverhandlungen zur Grossen Koalition abgeschlossen sind, auf vielen Seiten festgehalten, durfte man ja gespannt sein, wie nun die enormen Probleme in Finanzsektor von der Grossen Koalition angepackt werden.
Zusammenfassend lässt sich bereits sagen: es bleibt alles beim alten, denn:
- die Finanztransaktionssteuer kommt nur, wenn die anderen EU-Partner mitmachen, was so gut wie ausgeschlossen ist.
- Die Investmentbanken bzw. –abteilungen und das Kreditgeschäft werden nicht radikal getrennt, sondern die Universalbanken sollen erhalten bleiben.
- Auf internationaler Ebene wird es keine Bankenreform geben.
- Selbst wenn es gelingt, die High Frequency Transaktionen, wo in Millisekunden gekauft und gleich wieder verkauft wird, zu unterbinden, so haben die Profiteure bereits vor, auf Quote Stuffing, aber auch Sniffer und Co-Location ausweichen .
Nichts mit Neuanfang
Als die Krise 2008/2009 ihren Höhepunkt erreicht hatte, da wurde laut und überall über einen radikalen Neuanfang im internationalen Finanzwesen nachgedacht. Davon ist nichts übriggeblieben: das alte System existiert weiter, und mit ihm das Hochrisiko für eine weitere Weltfinanzkrise, wenn nicht morgen, dann übermorgen.
Aber was soll man auch von Politikern wie Schäuble, Gabriel und Steinbrück erwarten. Letzterer hatte noch wenige Monate vor der Weltfinanzkrise 2008 getönt, dass es keinerlei Anzeichen einer Krise geben würde.
Von Frau Merkel ganz zu schweigen, die sich von einem Josef Ackermann beraten liess, damals Chef der Deutschen Bank, einer Bank, die in unzählige Finanzskandale verwickelt ist, selbst bis hin zum angeblichen Prozessbetrug in dem Rechtsstreit mit den Kirch-Erben, und mittlerweile in einigen Fällen saftige Strafgelder entrichten musste.
Nicht das Papier wert
Und so ist der Koalitionsvertrag in diesem Bereich (aber sicher nicht nur hier) nicht das Papier wert, auf das er geschrieben wurde.
Immerhin, das muss man Sigmar Gabriel lassen, hat der schiere Umfang des Papiers seinen Parteigenossen offenbar suggeriert, hier sei richtig reformerisch, tiefschürfend und detailreich zu Werke gegangen worden.
Glückwunsch Herr Gabriel, das Manöver hat geklappt.
GroKo – besser eine Abkürzung für „Grosser Kokoloris“
US-Grossbank J.P. Morgan, Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps) und zwei Milliarden Dollar Miese
Unersättliche Geldgier: Zinsmanipulationen britischer Banker führen zur Krise im Londoner Finanzsektor
Default Swaps oder: Die nächste Weltfinanzkrise rückt näher
Obamas Finanzmarkt-Reformpläne - Aus für die Derivate?
Zur Deutschen Bank
Der Steuerfahnder-Skandal in Hessen, die Deutsche Bank, und ein folgenreicher Anruf
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onlinedienst - 21. Dez, 19:40 Article 3042x read