Heimkehr eines Attentäters, Libyens Staatschef Gaddafi und das deutsche Auswärtige Amt
Dr. Alexander von Paleske - 28.8. 2009 --- Vor einer Woche kehrte einer der Lockerbie Attentäter, Abdelbasset Ali Mohammed al-Megrahi, zurück nach Libyen. Er war wegen des Bombenanschlags auf den PanAm Flug 103 am 21.12. 1988 von einem schottischen Gericht am 31.1.2001 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. 270 Menschen starben als Folge des Attentats.
Al- Megrahi wurde bei seiner Rückkehr von Saif al-Islam Gaddafi, dem zweitältesten Sohn von Libyens Herrscher Muammar al-Gaddafi, im Flugzeug begrüsst.
Eine begeisterte Menge erwartete ihn dann auf dem Flughafen Tripolis.
Libyens Staatschef Gaddafi empfing ihn am nächsten Tag.
Der Jubel ist verständlich, denn man darf getrost davon ausgehen, dass der Attentäter im Auftrag Gaddafis eine Bombe in das Flugzeug geschleust hatte und nicht auf eigene Faust. Er hat daher nicht nur für sich allein, sondern auch stellvertretend sozusagen für Gaddafi mitverbüsst.
Gaddafi
Gaddaffi hatte ihn im Jahre 1999 ausgeliefert, später die Angehörigen der Attentatsopfer entschädigt und damit das Ende der gegen Libyen verhängten Sanktionen erreicht.
Ausserdem gab er die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen auf.
Nun wurde al-Megrahi vorzeitig von einem schottischen Gericht entlassen, weil er terminal an Prostatakrebs erkrankt ist.
Seine Memoiren will er nun noch schreiben. Man darf gespannt sein, ob er wirklich Neues zu berichten weiss.
Ein Blick zurück auf eine Spirale von Gewalt und Terror
Das Lockerbie-Attentat war offenbar die Rache Gaddafis für den Angriff einer am 15. April 1986 in Grossbritannien gestarteten US- Luftflotte auf Libyen, der 34 libysche Zivilisten zum Opfer fielen.
Dieser Bombenangriff war wiederum die Vergeltung der US- Regierung für den Bombenanschlag auf die Diskothek La Belle in Berlin am 4.April 1986, eine Diskothek, die vorwiegend von US- Soldaten frequentiert wurde.
Der Bombenanschlag auf die Diskothek war offenbar wiederum Libyens Vergeltung für die Versenkung von zwei libyschen Schnellbooten durch die Mittelmeer stationierte 6. US-Flotte zuvor, die angeblich in „bedrohliche Nähe“ gekommen waren.
So drehte sich damals die Eskalationsschraube.
Vergessene Opfer eines weiteren Anschlags
Was hat das deutsche Auswärtige Amt damit zu tun?
Bei dieser Sequenz von Gewalt und Gegengewalt wird vergessen, dass am 18. März 1987 ein von Gaddafi offenbar angeordneter weiterer Bombenanschlag in Djibouti am Horn von Afrika vier deutschen Nachwuchswissenschaftlern das Leben kostete: Annette Barthelt, Daniel Reinschmidt, Hans -Wilhelm Halbeisen und Marco Buchalla.
Vier weitere Wissenschaftler der Universität Kiel, nämlich Dr. Klaus von Bröckel , Annegret Stuhr, Ilka Peeken und Dr. Uwe Piatkowski wurden bei dem Anschlag schwer verletzt.
Die Opfer von Djibouti: Annette Barthelt, Hans-Wilhelm Halbeisen, Marco Buchalla & Daniel Reinschmidt
Die Deutschen waren nicht das Ziel des Angriffs, das waren vielmehr französische Soldaten. Die Deutschen hatten sich unglücklicherweise zur falschen Zeit und am falschen Ort aufgehalten.
Gadaffi wollte offenbar Rache dafür nehmen, dass französische Soldaten zusammen mit Soldaten des Tschad seinen in den Tschad einmarschierten libyschen Truppen eine empfindliche Niederlage bereitet hatten.
Zu diesem Rachefeldzug gehörte auch das Attentat auf das UTA Flugzeug, das am 19.9.1989 über Niger mit 170 Passagieren in seinem Auftrag durch eine an Bord geschleuste Bombe zum Absturz gebracht wurde.
Das Auswärtige Amt, damals noch unter Aussenminister Hans-Dietrich Genscher, hatte nichts Besseres zu tun, als die ganze Angelegenheit unter den Teppich zu kehren, obgleich der angebliche Kopf der Attentäter ein Libyer namens Taher Chaabane war, und die Attentäter mit libyschen Traveller-Schecks in Djibouti bezahlten, wir berichteten darüber.
Aber auch Genschers Nachfolger Kinkel und Fischer unternahmen nichts.
Die guten Exportgeschäfte mit Libyen sollten offenbar nicht gefährdet werden. und ausserdem hatte das Bundeskriminalamt Libyens Diktator bereits seit dem Jahre 1979 in Sachen Personenschutz unterstützt, wie die FAZ am 14. April 2008 zu berichten wusste.
Auch hatte Gaddafi bei einem Besuch des damaligen Innenministers Baum erklärt, man halte die Rote Armee Fraktion (RAF) für geisteskrank.
Das verfehlte seine Wirkung nicht. Gaddafi wurde gebeten, Druck auf die PLO auszuüben damit diese den RAF-Leuten keine materielle oder logistische Unterstützung mehr gewähren. Gaddafi kam offenbar dieser Bitte nach. Die PLO gehorchte, sie war von den finanziellen Unterstützungen aus Libyen abhängig.
Eine Hand wäscht die andere, oder im Englischen „“Scratch my back and I scratch yours“.
Vergeblich haben die Angehörigen der Djibouti-Opfer über mehr als 20 Jahre versucht, etwas zu erreichen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Gerechtigkeit und für die überlebenden Opfer Schadensersatz.
Gerechtigkeit wurde immerhin im Falle des Lockerbie-Anschlags, des Anschlags auf La Belle und des UTA-Flugzeugattentats teilweise erreicht.
Im Falle des Djibouti- Anschlags wurde hingegen nichts unternommen. Offenbar getreu der Devise: Nicht auf deutschem Boden passiert und nicht gegen Deutschland gerichtet. Pech gehabt.
Schweigen um die Morde an vier Deutschen in Djibouti
Prozess in Suedafrika und Banditen im Nuklearbereich
Hannibal aus Tripolis oder: Ein schweizer Bundespräsident auf Canossa-Reise
Al- Megrahi wurde bei seiner Rückkehr von Saif al-Islam Gaddafi, dem zweitältesten Sohn von Libyens Herrscher Muammar al-Gaddafi, im Flugzeug begrüsst.
Eine begeisterte Menge erwartete ihn dann auf dem Flughafen Tripolis.
Libyens Staatschef Gaddafi empfing ihn am nächsten Tag.
Der Jubel ist verständlich, denn man darf getrost davon ausgehen, dass der Attentäter im Auftrag Gaddafis eine Bombe in das Flugzeug geschleust hatte und nicht auf eigene Faust. Er hat daher nicht nur für sich allein, sondern auch stellvertretend sozusagen für Gaddafi mitverbüsst.
Gaddafi
Gaddaffi hatte ihn im Jahre 1999 ausgeliefert, später die Angehörigen der Attentatsopfer entschädigt und damit das Ende der gegen Libyen verhängten Sanktionen erreicht.
Ausserdem gab er die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen auf.
Nun wurde al-Megrahi vorzeitig von einem schottischen Gericht entlassen, weil er terminal an Prostatakrebs erkrankt ist.
Seine Memoiren will er nun noch schreiben. Man darf gespannt sein, ob er wirklich Neues zu berichten weiss.
Ein Blick zurück auf eine Spirale von Gewalt und Terror
Das Lockerbie-Attentat war offenbar die Rache Gaddafis für den Angriff einer am 15. April 1986 in Grossbritannien gestarteten US- Luftflotte auf Libyen, der 34 libysche Zivilisten zum Opfer fielen.
Dieser Bombenangriff war wiederum die Vergeltung der US- Regierung für den Bombenanschlag auf die Diskothek La Belle in Berlin am 4.April 1986, eine Diskothek, die vorwiegend von US- Soldaten frequentiert wurde.
Der Bombenanschlag auf die Diskothek war offenbar wiederum Libyens Vergeltung für die Versenkung von zwei libyschen Schnellbooten durch die Mittelmeer stationierte 6. US-Flotte zuvor, die angeblich in „bedrohliche Nähe“ gekommen waren.
So drehte sich damals die Eskalationsschraube.
Vergessene Opfer eines weiteren Anschlags
Was hat das deutsche Auswärtige Amt damit zu tun?
Bei dieser Sequenz von Gewalt und Gegengewalt wird vergessen, dass am 18. März 1987 ein von Gaddafi offenbar angeordneter weiterer Bombenanschlag in Djibouti am Horn von Afrika vier deutschen Nachwuchswissenschaftlern das Leben kostete: Annette Barthelt, Daniel Reinschmidt, Hans -Wilhelm Halbeisen und Marco Buchalla.
Vier weitere Wissenschaftler der Universität Kiel, nämlich Dr. Klaus von Bröckel , Annegret Stuhr, Ilka Peeken und Dr. Uwe Piatkowski wurden bei dem Anschlag schwer verletzt.
Die Opfer von Djibouti: Annette Barthelt, Hans-Wilhelm Halbeisen, Marco Buchalla & Daniel Reinschmidt
Die Deutschen waren nicht das Ziel des Angriffs, das waren vielmehr französische Soldaten. Die Deutschen hatten sich unglücklicherweise zur falschen Zeit und am falschen Ort aufgehalten.
Gadaffi wollte offenbar Rache dafür nehmen, dass französische Soldaten zusammen mit Soldaten des Tschad seinen in den Tschad einmarschierten libyschen Truppen eine empfindliche Niederlage bereitet hatten.
Zu diesem Rachefeldzug gehörte auch das Attentat auf das UTA Flugzeug, das am 19.9.1989 über Niger mit 170 Passagieren in seinem Auftrag durch eine an Bord geschleuste Bombe zum Absturz gebracht wurde.
Das Auswärtige Amt, damals noch unter Aussenminister Hans-Dietrich Genscher, hatte nichts Besseres zu tun, als die ganze Angelegenheit unter den Teppich zu kehren, obgleich der angebliche Kopf der Attentäter ein Libyer namens Taher Chaabane war, und die Attentäter mit libyschen Traveller-Schecks in Djibouti bezahlten, wir berichteten darüber.
Aber auch Genschers Nachfolger Kinkel und Fischer unternahmen nichts.
Die guten Exportgeschäfte mit Libyen sollten offenbar nicht gefährdet werden. und ausserdem hatte das Bundeskriminalamt Libyens Diktator bereits seit dem Jahre 1979 in Sachen Personenschutz unterstützt, wie die FAZ am 14. April 2008 zu berichten wusste.
Auch hatte Gaddafi bei einem Besuch des damaligen Innenministers Baum erklärt, man halte die Rote Armee Fraktion (RAF) für geisteskrank.
Das verfehlte seine Wirkung nicht. Gaddafi wurde gebeten, Druck auf die PLO auszuüben damit diese den RAF-Leuten keine materielle oder logistische Unterstützung mehr gewähren. Gaddafi kam offenbar dieser Bitte nach. Die PLO gehorchte, sie war von den finanziellen Unterstützungen aus Libyen abhängig.
Eine Hand wäscht die andere, oder im Englischen „“Scratch my back and I scratch yours“.
Vergeblich haben die Angehörigen der Djibouti-Opfer über mehr als 20 Jahre versucht, etwas zu erreichen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Gerechtigkeit und für die überlebenden Opfer Schadensersatz.
Gerechtigkeit wurde immerhin im Falle des Lockerbie-Anschlags, des Anschlags auf La Belle und des UTA-Flugzeugattentats teilweise erreicht.
Im Falle des Djibouti- Anschlags wurde hingegen nichts unternommen. Offenbar getreu der Devise: Nicht auf deutschem Boden passiert und nicht gegen Deutschland gerichtet. Pech gehabt.
Schweigen um die Morde an vier Deutschen in Djibouti
Prozess in Suedafrika und Banditen im Nuklearbereich
Hannibal aus Tripolis oder: Ein schweizer Bundespräsident auf Canossa-Reise
onlinedienst - 28. Aug, 08:43 Article 7058x read
al-Megrahi wirklcih der Attentäter?
Ein Prozessbeobachter widerspricht diesem "getrost davon ausgehen" allerdings vehement.
"Professor Hans Köchler von der Uni Innsbruck, der einst als Uno-Beobachter den Lockerbie-Prozess in den Niederlanden verfolgt hatte, begrüßt die Freilassung. "Meines Erachtens war Al-Megrahi nicht schuldig im Sinne der Anklage" , sagt er dem Standard. Von der Anklage angekündigte Sachbeweise seien im Indizienprozess zusammengebrochen. So sei etwa anfänglich von einer engen Zusammenarbeit mit dem zweiten Angeklagten die Rede gewesen. Letzterer wurde allerdings freigesprochen."
"Wenn dieses Urteil jemand bei mir als Seminararbeit eingereicht hätte, dann wäre das ein Nichtgenügend gewesen, wegen Inkonsistenz des ganzen Argumentes.“
"...Doch schon während des Verfahrens mehrten sich die Zweifel an seiner Schuld – Beweismaterial wurde dem Gericht unterschlagen und der zentrale Belastungszeuge, der maltesische Händler Gauci, bei dem die Kleidung, die sich in dem Koffer mit der Bombe befunden hatte, gekauft worden war, erschien äußerst unglaubwürdig. So wurde ihm beispielsweise ein Zeitungsfoto von jenem Mann gezeigt, den er später als Käufer der betreffenden Kleider identifizierte – El Megrahi. Ein in einem Rechtsstaat eigentlich unhaltbares Vorgehen. Außerdem hatte er zu unterschiedlichen Zeitpunkten verschiedene Männer als angebliche Käufer der Kleidungsstücke identifiziert...."
"...Auch der Chef der Schweizer Firma Mebo, aus deren Fertigung angeblich Elektronikteile der Bombe stammten, versuchte vor Gericht darzulegen, dass die gefundenen Teile nicht aus jener Lieferung stammten, die an Lybien gegangen war. Das Gericht ignorierte seine Aussage schlichtweg. Solche und ähnliche Vorgänge zogen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Verfahren, an dessen Ende die Verurteilung Megrahis stand, die er selbst stets als „Schande“ bezeichnete...."
Quellen:
http://derstandard.at/fs/1250690897924/Grossbritannien-Lockerbie-Attentaeter-entlassen-um-zu-sterben
http://www.austrianwings.info/aw/?p=4889
Schade das die Zweifel an der Täterschaft die ohne viel Recherchearbeit im Internet abrufbar sind in diesen Artikel keinem Kommentar gewürdigt werden.
Gruß
Nicht der Schwerpunkt
Es war nicht die Aufgabe des Artikels, hier noch einmal umfassend das Fuer und Wider abzuwaegen.
Dieser Artikel soll noch einmal die Rolle des AA im Zusammenhang mit dem Attentat in Djibouti ins Gedaechtnis rufen.
Gruss
AvP