Nigeria: Entführungen, Morde, Ölreichtum, Korruption, Armut, und massivste Umweltzerstörung
Dr. Alexander von Paleske ----- 11.5. 2014 ----- Die brutale Entführung von 273 Mädchen in Chibok im nördlichen nigerianischen Bundesstaat Borno vor drei Wochen, und die Entführung einer weiteren Gruppe von elf Mädchen am vergangenen Sonntag, hat international Empörung ausgelöst. Auch die US-Präsidentengattin Michelle Obama hat sich über Twitter gemeldet und gefordert: „Bring back the girls“.
Nigeria
Berechtigt ist diese Forderung allemal - welche Menschenverachtung steckt dahinter, Mädchen zu entführen, zu versklaven und wie eine Handelsware anschliessend zu verkaufen.
Nicht nur Mädchen
Es sind aber nicht nur die Mädchen Opfer der islamistischen Terrororganisation Boko Haram, was übersetzt so viel heisst wie: westliche Bildung ist Sünde, sondern bereits von 2009 bis Mitte 2012 hatte diese Terror-Truppe rund 1200 Menschen getötet.
Noch mehr islamistischer Terror
Boko Haram, unter Anführung eines Abubakar Shekau, hat mittlerweile ihre Aktionen ausgeweitet: Seit Beginn des Jahres verloren rund 1500 Menschen ihr Leben. Bombenanschläge auch in der Hauptstadt Abuja, wo in der vergangenen Woche das Afrika Symposium des World Economic Forum stattfand.
All die Toten erregten bisher kaum international Aufmerksamkeit. Als aber die Mädchen entführt wurden, kam es in Nigeria zu einer breiten Protestbewegung „Bring back our Girls", der sich über Twitter international Prominente wie Hillary Clinton, die junge pakistanische Menschenrechtlerin Malala, US-Sängerin Alicia Keys, It-Girl Alexa Chung , Angelina Jolie, die Schauspielerin Mia Farrow und viele weniger Prominente angeschlossen haben.
Aus Nigeria, vergangene Woche - Screenshot: Dr. v. Paleske
Nun haben die USA, Grossbritannien und Frankreich Hilfe zugesagt – militärische Hilfe - und die ersten Hilfstrupps sind bereits in Nigeria eingetroffen.
Kein Schutz durch die Armee
Die nigerianische Armee zeigte sich bisher unfähig, die Entführten zu befreien. Ja, sie wird von Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International beschuldigt, Stunden vor dem Angriff von Boko Haram auf die Schule in Chibok gewarnt worden zu sein, aber aus Furcht nichts unternommen zu haben, angesichts der militärischen Stärke der Boko Haram-Terroristen, und der eigenen Schwäche: unzureichend ausgerüstet, dazu noch miserabel bezahlt und schlecht versorgt, deshalb auch kaum motiviert.
Reichtum für Wenige, Armut für sehr Viele
Es stellt sich die Frage, auf welchem Boden konnte überhaupt diese Boko Haram-Terrortruppe sich wie ein Krebsgeschwür im Norden Nigerias ausbreiten, und selbst in der Hauptstadt Abuja Attentate verüben?
Der überwiegend moslemische Norden Nigerias ist - anders als die Mitte mit der Hauptstadt Abuja, und der westliche Süden, mit der Wirtschaftsmetropole Lagos - von einer extremem Armut gekennzeichnet; dazu von nicht eingehaltenen Menschenrechten durch die Zentralregierung, von grassierender Korruption der öffentlichen Bediensteten - seit Jahrzehnten. Das alles vor dem Hintergrund enormen Ölreichtums: Nigeria ist der grösste Ölexporteur Afrikas.
Das Öl, von dessen Verkaufserlös sich die Regierungsclique ihre tiefen Taschen füllt, und das Volk wenig sieht, wird überwiegend von westlichen Konzernen wie Shell und Exxon gefördert, mittlerweile sind auch die Chinesen auf den Plan getreten.
Grösste Umweltkatastrophe
Die Ölförderung im Nigerdelta hat zu einer der weltweit grössten Umweltkatastrophen geführt: Das Delta, einst fischreich und Existenzgrundlage vieler Fischer ist heute grossteils eine tote Öl-Kloake. Aus vielen geplatzten Pipelines sprudelt ungehindert immer wieder das Öl ins Delta. Mittlerweile tritt - alles zusammengenommen - aus allen Lecks in Nigeria mehr Öl aus, als insgesamt aus dem Leck im Golf von Mexiko nach der Explosion der Ölplattform Deep Water Horizion , und zwar nicht nur einmal, sondern Jahr für Jahr.
Aber auch viele Kleinfarmer im Nigerdelta sind betroffen, auf deren Felder sich das Öl aus Pipeline- Lecks ergiesst.
Viele leiden dazu noch unter einer gigantischen Luftverschmutzung durch das Abfackeln des Gases. Oftmals verhindert der Rauch das Durchdringen der Sonne, der Tag wird zu einer Art Dämmerung.
Die Regierungsclique, die fernab dieser Trouble-Spots im unverschämten Luxus lebt, interessiert das alles herzlich wenig.
Für den Westen und deren Ölkonzerne ist das alles allerdings kein Grund zur Beunruhigung, gleiches gilt für die Chinesen.
Nigerias Präsident Goodluck Jonathan begrüsst chinesischen Premier Li Keqiang am 7.5. 2014 auf dem World Economic Forum in Abuja
Heuchelei und Zynismus
Die jetzt angebotene westliche „Hilfe“ ist unter diesen Umständen heuchlerisch, sie ändert natürlich auch nichts an den Zuständen, die erst zum Entstehen von Boko Haram mit seinem zynischen Führer Abubakar Shekau geführt haben, dessen Zynismus allerdings dem der kleptokratischen Regierung Nigerias in gewisser Weise ähnelt, auch wenn die Regierung ihn mit Betroffenheit maskiert, während der Boko Haram Chef nach den Entführungen eine Art psychopathischen Freudentanz aufführte.
Abubakar Shekau ....psychopathischen Freudentanz aufgeführt. Screenshot: Dr. v. Paleske
Aber die „Hilfe“ passt wiederum gut in das Spektrum US amerikanischer Aktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent, die von 2011 bis 2013 um 94% gestiegen sind, während die USA bei ihren Zahlungen für die UN- Fiedens-Missionen auf dem afrikanischen Kontinent in der DR Kongo, Darfur, Süd-Sudan, Liberia, Mali und West Sahara mit 200 Millionen US Dollar im Rückstand sind.
Militärische Aktivitäten der USA auf dem afrikanischen Kontinent
Finstere Zukunft
Die Zukunft für die Bevölkerung Nigerias ist alles andere als rosig: weder Boko Haram mit seiner Forderung nach einem islamistischen Terror-Kalifat, noch die kleptokratische Regierungsclique in Abuja können begründete Hoffnung verbreiten, schon gar nicht für den Norden aber auch nicht für den Südosten mit seinem Nigerdelta.
Nur USA? - Die tägliche Umweltkatastrophe in Nigeria
Boko Haram – Al Qaida in Nigeria?
Nigeria
Berechtigt ist diese Forderung allemal - welche Menschenverachtung steckt dahinter, Mädchen zu entführen, zu versklaven und wie eine Handelsware anschliessend zu verkaufen.
Nicht nur Mädchen
Es sind aber nicht nur die Mädchen Opfer der islamistischen Terrororganisation Boko Haram, was übersetzt so viel heisst wie: westliche Bildung ist Sünde, sondern bereits von 2009 bis Mitte 2012 hatte diese Terror-Truppe rund 1200 Menschen getötet.
Noch mehr islamistischer Terror
Boko Haram, unter Anführung eines Abubakar Shekau, hat mittlerweile ihre Aktionen ausgeweitet: Seit Beginn des Jahres verloren rund 1500 Menschen ihr Leben. Bombenanschläge auch in der Hauptstadt Abuja, wo in der vergangenen Woche das Afrika Symposium des World Economic Forum stattfand.
All die Toten erregten bisher kaum international Aufmerksamkeit. Als aber die Mädchen entführt wurden, kam es in Nigeria zu einer breiten Protestbewegung „Bring back our Girls", der sich über Twitter international Prominente wie Hillary Clinton, die junge pakistanische Menschenrechtlerin Malala, US-Sängerin Alicia Keys, It-Girl Alexa Chung , Angelina Jolie, die Schauspielerin Mia Farrow und viele weniger Prominente angeschlossen haben.
Aus Nigeria, vergangene Woche - Screenshot: Dr. v. Paleske
Nun haben die USA, Grossbritannien und Frankreich Hilfe zugesagt – militärische Hilfe - und die ersten Hilfstrupps sind bereits in Nigeria eingetroffen.
Kein Schutz durch die Armee
Die nigerianische Armee zeigte sich bisher unfähig, die Entführten zu befreien. Ja, sie wird von Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International beschuldigt, Stunden vor dem Angriff von Boko Haram auf die Schule in Chibok gewarnt worden zu sein, aber aus Furcht nichts unternommen zu haben, angesichts der militärischen Stärke der Boko Haram-Terroristen, und der eigenen Schwäche: unzureichend ausgerüstet, dazu noch miserabel bezahlt und schlecht versorgt, deshalb auch kaum motiviert.
Reichtum für Wenige, Armut für sehr Viele
Es stellt sich die Frage, auf welchem Boden konnte überhaupt diese Boko Haram-Terrortruppe sich wie ein Krebsgeschwür im Norden Nigerias ausbreiten, und selbst in der Hauptstadt Abuja Attentate verüben?
Der überwiegend moslemische Norden Nigerias ist - anders als die Mitte mit der Hauptstadt Abuja, und der westliche Süden, mit der Wirtschaftsmetropole Lagos - von einer extremem Armut gekennzeichnet; dazu von nicht eingehaltenen Menschenrechten durch die Zentralregierung, von grassierender Korruption der öffentlichen Bediensteten - seit Jahrzehnten. Das alles vor dem Hintergrund enormen Ölreichtums: Nigeria ist der grösste Ölexporteur Afrikas.
Das Öl, von dessen Verkaufserlös sich die Regierungsclique ihre tiefen Taschen füllt, und das Volk wenig sieht, wird überwiegend von westlichen Konzernen wie Shell und Exxon gefördert, mittlerweile sind auch die Chinesen auf den Plan getreten.
Grösste Umweltkatastrophe
Die Ölförderung im Nigerdelta hat zu einer der weltweit grössten Umweltkatastrophen geführt: Das Delta, einst fischreich und Existenzgrundlage vieler Fischer ist heute grossteils eine tote Öl-Kloake. Aus vielen geplatzten Pipelines sprudelt ungehindert immer wieder das Öl ins Delta. Mittlerweile tritt - alles zusammengenommen - aus allen Lecks in Nigeria mehr Öl aus, als insgesamt aus dem Leck im Golf von Mexiko nach der Explosion der Ölplattform Deep Water Horizion , und zwar nicht nur einmal, sondern Jahr für Jahr.
Aber auch viele Kleinfarmer im Nigerdelta sind betroffen, auf deren Felder sich das Öl aus Pipeline- Lecks ergiesst.
Viele leiden dazu noch unter einer gigantischen Luftverschmutzung durch das Abfackeln des Gases. Oftmals verhindert der Rauch das Durchdringen der Sonne, der Tag wird zu einer Art Dämmerung.
Die Regierungsclique, die fernab dieser Trouble-Spots im unverschämten Luxus lebt, interessiert das alles herzlich wenig.
Für den Westen und deren Ölkonzerne ist das alles allerdings kein Grund zur Beunruhigung, gleiches gilt für die Chinesen.
Nigerias Präsident Goodluck Jonathan begrüsst chinesischen Premier Li Keqiang am 7.5. 2014 auf dem World Economic Forum in Abuja
Heuchelei und Zynismus
Die jetzt angebotene westliche „Hilfe“ ist unter diesen Umständen heuchlerisch, sie ändert natürlich auch nichts an den Zuständen, die erst zum Entstehen von Boko Haram mit seinem zynischen Führer Abubakar Shekau geführt haben, dessen Zynismus allerdings dem der kleptokratischen Regierung Nigerias in gewisser Weise ähnelt, auch wenn die Regierung ihn mit Betroffenheit maskiert, während der Boko Haram Chef nach den Entführungen eine Art psychopathischen Freudentanz aufführte.
Abubakar Shekau ....psychopathischen Freudentanz aufgeführt. Screenshot: Dr. v. Paleske
Aber die „Hilfe“ passt wiederum gut in das Spektrum US amerikanischer Aktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent, die von 2011 bis 2013 um 94% gestiegen sind, während die USA bei ihren Zahlungen für die UN- Fiedens-Missionen auf dem afrikanischen Kontinent in der DR Kongo, Darfur, Süd-Sudan, Liberia, Mali und West Sahara mit 200 Millionen US Dollar im Rückstand sind.
Militärische Aktivitäten der USA auf dem afrikanischen Kontinent
Finstere Zukunft
Die Zukunft für die Bevölkerung Nigerias ist alles andere als rosig: weder Boko Haram mit seiner Forderung nach einem islamistischen Terror-Kalifat, noch die kleptokratische Regierungsclique in Abuja können begründete Hoffnung verbreiten, schon gar nicht für den Norden aber auch nicht für den Südosten mit seinem Nigerdelta.
Nur USA? - Die tägliche Umweltkatastrophe in Nigeria
Boko Haram – Al Qaida in Nigeria?
onlinedienst - 11. Mai, 15:11 Article 3800x read