Verdingkinder - Oder: Wie die Schweiz Kinder ihren Eltern wegnahm und versklavte
Dr. Alexander von Paleske --- 25.1. 2012 ---
Vor ein paar Monaten berichteten wir, wie in Grossbritannien bis zum Jahre 1970 Kinder ihren Eltern weggenommen, und in Heime nach Australien verschafft wurden, wo sie oft genug Zwangsarbeit ohne Lohn und Taschengeld leisten mussten, oft genug körperlich missshandelt und sexuell missbraucht.
Übelste Kindersklaverei, wie wir sie jetzt bei der Kakaoernte in Afrika beschrieben haben.
Ein Musterland mit schwarzen Flecken
Nun stellt sich heraus, dass es in dem „Musterländle“ Europas, der Schweiz, ähnliche mittelalterliche Zustände gab: Die sog. Verdingkinder, de facto Kindersklaven.
Diese Schweizer Variante der Kinder-Versklavung begann um 1800 und dauerte bis 1950.
In der Anfangszeit wurden die Kinder auf den sogenannten Verdingmärkten „versteigert“, später wurden sie durch Verlosung zugeteilt.
Um 1900 waren rund 10% aller schweizer Kinder sog. Verdingkinder. Kinder, die im Alter von 4 Jahren aufwärts ihren Eltern weggenommen, und der Zwangsarbeit bei Schweizer Bauern ausgeliefert wurden.
Die betroffenen Familien, meist in Städten, gehörten zu dem, was man heute als Prekariat bezeichnen würde: Familien, die nicht dem „Mittelstandsideal“ der Schweiz entsprachen. Alleinerziehende Elternteile, Familien mit Problemen, die man einfach durch die Kindwegnahme „löste“.
Geschlagen und missbraucht
Viele der so der Zwangsarbeit ausgelieferten Kinder wurden von ihren „Gastfamilien“nicht selten geschlagen und / oder sexuell missbraucht. Einige starben.
Dem schweizer Staat war das offenbar alles herzlich gleichgültig. Eingeschritten bei Beschwerden wurde kaum.
In vielen Fällen waren die Verdingkinder nicht in der Bauernfamilie familiär aufgenommen, abgesehen davon, dass sie weder Taschengeld noch Entlohnung für die geleistete Arbeit bekamen.
Verdingkinder bei der Arbeit
Weihnachtsgeschenke und Post der Eltern wurden entweder gar nicht oder selten weitergeleitet.
Verdingkinder bis in die Mitte der 60er Jahre
Die letzten Sklavenkinder dürften erst Mitte bis Ende der 60er Jahre ihrem Schicksal entronnen sein. Es waren nach Schätzungen noch mehrere Zehntausend in den 50er und 60er und 70er Jahren, viele leben heute noch.
Nach geraubter Kindheit nun oftmals mit schweren psychischen Folgen wie Depressionen und Bindungslosigkeit
Erst 1981 hat die Schweiz dem Verdingwesen auf anhaltenden Druck des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte offiziell ein Ende gesetzt,
Späte Aufarbeitung
Erst langsam findet jetzt die längst überfällige Aufarbeitung dieses finsteren, menschenverachtenden Kapitels Schweizer Geschichte statt.
In einer schweizer Ausstellung, wo Bilder von Verdingkindern gezeigt, und ihre bitteren Erfahrungen geschildert werden, sind auch die Gegenstände zu sehen, mit denen die Kinder geschlagen wurden, um sie zur Arbeit anzutreiben.
Ebenfalls Briefe und Geschenke der Eltern, die nicht weitergeleitet wurden, sind ausgestellt, zusammen mit Berichten Betroffener.So berichtet Johann, ehemaliges Verdingkind:
"Ich musste in einem fensterlosen Raum essen, direkt neben dem Stall".
Und eine Alice berichtet:
"Ich war glücklich, wenn ich zu Schule gehen konnte, weil ich dort nicht geschlagen wurde".
Mittlerweile wurde in einem Film das traurige Schicksal dieser Kinder thematisiert: Der Verdingbub, der seit Wochen in Schweizer Kinos läuft.
"Der Verdingbub"....ein finsteres Kapitel Schweizer Geschichte
Es ist mehr als an der Zeit, dass die Schweizer Regierung sich öffentlich entschuldigt, und wenigstens materielle Wiedergutmachung leistet.
Die gestohlene Kindheit und Jugend kann sie den Opfern der seinerzeit politisch Verantwortlichen ohnehin nicht zurückgeben.
Oranges and Sunshine - oder: verlorene Kindheit. Schockierende Kinderemigration aus England
Bitterer Kakao oder: Wieviel Kinderarbeit steckt in der süssen Schokolade?
Zu den Missbrauchsfällen in Deutschland
Die Presse und die Missbrauchsfälle in Schulen und Internaten
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Übelste Kindersklaverei, wie wir sie jetzt bei der Kakaoernte in Afrika beschrieben haben.
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Diese Schweizer Variante der Kinder-Versklavung begann um 1800 und dauerte bis 1950.
In der Anfangszeit wurden die Kinder auf den sogenannten Verdingmärkten „versteigert“, später wurden sie durch Verlosung zugeteilt.
Um 1900 waren rund 10% aller schweizer Kinder sog. Verdingkinder. Kinder, die im Alter von 4 Jahren aufwärts ihren Eltern weggenommen, und der Zwangsarbeit bei Schweizer Bauern ausgeliefert wurden.
Die betroffenen Familien, meist in Städten, gehörten zu dem, was man heute als Prekariat bezeichnen würde: Familien, die nicht dem „Mittelstandsideal“ der Schweiz entsprachen. Alleinerziehende Elternteile, Familien mit Problemen, die man einfach durch die Kindwegnahme „löste“.
Geschlagen und missbraucht
Viele der so der Zwangsarbeit ausgelieferten Kinder wurden von ihren „Gastfamilien“nicht selten geschlagen und / oder sexuell missbraucht. Einige starben.
Dem schweizer Staat war das offenbar alles herzlich gleichgültig. Eingeschritten bei Beschwerden wurde kaum.
In vielen Fällen waren die Verdingkinder nicht in der Bauernfamilie familiär aufgenommen, abgesehen davon, dass sie weder Taschengeld noch Entlohnung für die geleistete Arbeit bekamen.
Verdingkinder bei der Arbeit
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Verdingkinder bis in die Mitte der 60er Jahre
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Nach geraubter Kindheit nun oftmals mit schweren psychischen Folgen wie Depressionen und Bindungslosigkeit
Erst 1981 hat die Schweiz dem Verdingwesen auf anhaltenden Druck des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte offiziell ein Ende gesetzt,
Späte Aufarbeitung
Erst langsam findet jetzt die längst überfällige Aufarbeitung dieses finsteren, menschenverachtenden Kapitels Schweizer Geschichte statt.
In einer schweizer Ausstellung, wo Bilder von Verdingkindern gezeigt, und ihre bitteren Erfahrungen geschildert werden, sind auch die Gegenstände zu sehen, mit denen die Kinder geschlagen wurden, um sie zur Arbeit anzutreiben.
Ebenfalls Briefe und Geschenke der Eltern, die nicht weitergeleitet wurden, sind ausgestellt, zusammen mit Berichten Betroffener.So berichtet Johann, ehemaliges Verdingkind:
"Ich musste in einem fensterlosen Raum essen, direkt neben dem Stall".
Und eine Alice berichtet:
"Ich war glücklich, wenn ich zu Schule gehen konnte, weil ich dort nicht geschlagen wurde".
Mittlerweile wurde in einem Film das traurige Schicksal dieser Kinder thematisiert: Der Verdingbub, der seit Wochen in Schweizer Kinos läuft.
"Der Verdingbub"....ein finsteres Kapitel Schweizer Geschichte
Es ist mehr als an der Zeit, dass die Schweizer Regierung sich öffentlich entschuldigt, und wenigstens materielle Wiedergutmachung leistet.
Die gestohlene Kindheit und Jugend kann sie den Opfern der seinerzeit politisch Verantwortlichen ohnehin nicht zurückgeben.
Oranges and Sunshine - oder: verlorene Kindheit. Schockierende Kinderemigration aus England
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onlinedienst - 25. Jan, 09:06 Article 10637x read
Verdingkinder