Waffenhandel, Bestechung, Finanzgaunerei und Frankreichs Neo-Kolonialpolitik
Dr. Alexander von Paleske 29.11. 2013 ---
Vergangene Woche nahm die Schweizer Polizei auf dem Flughafen Zürich den israelischen Geschäftsmann russischer Abstammung Arcadi Gaydamak fest.
Arcadi Gaydamak ........in Zürich verhaftet.
Die Nachrichtenagentur AFP verbbreitete die Nachricht, aber die deutsche Presse interessierte sich nicht dafür, von einer kurzen Notiz in Zeit-Online einmal abgesehen.
Angolagate in Frankreich
Frankreich verlangt jetzt die Auslieferung Gaydamaks, dort wurde er im sog. Angolagate-Prozess zu sechs Jahren Haft verurteilt, das Pariser Berufungsgericht reduzierte die Strafe jedoch um die Hälfte.
Das Angolagate ist eine der grössten Schmiergeldaffären vor dem Hintergrund illegalen Waffenhandels, die dieser russische Geschäftsmann Gaydamak zusammen mit einem windigen französischen Kaufmann namens Pierre Falcone ins Werk gesetzt hatte: Um den reibungslosen Waffenverkauf in das afrikanische Bürgerkriegsland Angola, gegen das ein UN-Waffenembargo bestand, über Frankreich abzuwickeln wurde eine ganze Clique von Politikern und Mitgliedern der französischen Oberschicht bestochen, sodass schliesslich:
- 420 Panzer
- 12 Hubschauber
- 6 Kriegsschiffe
- 150.000 Granaten
- 170.000 Minen
nach Angola abgesetzt werden konnten.
Angola
Aus den Arsenalen des Warschauer Paktes
Die Waffen stammten aus den Arsenalen des ehemaligen Warschauer Paktes , und aus der slowakischen Firma namens ZTS-OSOS, deren Kapital zu 44% von der russischen Firma Kurganmash und dem russischen Staat gehalten wurde.
Pierre Falcone
ZTS-OSOS erhielt zur Finanzierung des Waffenverkaufs Darlehen von der französischen Bank Paribas, vermittelt durch einen Banker namens Jean-Didier Maille.
Die Waffen wurden zum Verkaufspreis von zusammen umgerechnet 780 Millionen US Dollar in ein Land geliefert, wo bereits seit 20 Jahren der Bürgerkrieg tobte, mit mehr als Hunderttausend Toten.
Der Bürgerkrieg sollte noch fast 10 Jahre weiterlaufen, bis zum Jahre 2002 - geölt mit Waffenlieferungen durch skrupellose Waffenhändler an beide Bürgerkriegsparteien: Die MPLA-Regierung des Jose Eduardo Dos Santos und die Rebellenbewegung UNITA des Jonas Savimbi.
Einkaufspreis für das Duo Falcone/ Gaydamak rund 500 Millionen US Dollar. Profitmarge: rund 50% minus natürlich die reichlichen Schmiergelder.
Zu dem bestochenen Personenkreis gehörten offenbar:
- Der älteste Sohn des verstorbenen Präsidenten Mitterand, Jean Christophe
- Ein ehemaliger französischer Innenminister namens Charles Pasqua
- Der Kollege von Pasqua namens Jean-Charles Marchiani
- DerPräsidentenberater des ehemaligen Staatspräsidenten Sarkozy, Jacques Attali (der jedoch nicht angeklagt wurde).
Insgesamt 40 Angeklagte waren es. Die französische Regierung hatte alles versucht, um diesen Prozess zu verhindern – vergeblich.
Sieben Jahre ermittelte die Staatsanwaltschaft und produzierte eine 486 Seiten lange Anklageschrift.
Wir berichteten ausführlich darüber, ebenso über den Prozess und die verhängten Strafen.
Zwei Hauptkriminelle
Gedeihen konnte dieser Skandal durch die „Fertigkeiten“ und Connections der beiden Hauptkriminellen: Pierre Falcone und Arcadi Gaydamak - und natürlich der neokolonialen Politik Frankreichs in Afrika, die sich jetzt gerade wieder an dem Desaster in der Zentralafrikanischen Republik dokumentiert (siehe hier).
Eine staatliche Hintertreppen-Waffenexportfirma
Pierre Falcone war der entscheidende Mann in einer 1985 gegründeten Waffenexportfirma namens Sofremi, de facto vom französischen Innenministerium kontrolliert. Innenminister damals: Charles Pasqua, auch der tauchte im Angolagate-Skandal auf.
Diese Sofremi , integraler Bestandteil von Frankreichs neokolonialer Politik, wie auch die Erdölfirma ELF, sollte Waffendeals tätigen, die der offiziellen Politik des Aussenministeriums nicht entsprachen. Also in der Regel schmutzige Deals, wie beispielsweise der Angolagate-Deal, nur dass der ausnahmsweise von Sofremi nicht vermittelt und auch nicht abgesegnet war.
Globaler-Hintertreppen-Repräsentant für Sofremi: Pierre Falcone, der für die schmutzigen Deals gewaltige Vermittlungshonorare einstrich.
Aber dieser Pierre Falcone, der lange Zeit auch in den USA und Südamerika lebte, war spendabel: So spendete er der Republikanischen Partei der USA im Jahre 2000 – George Bush jnr. war deren Kandidat - mal eben 100.000 US Dollar, während seine Frau Sonia an republikanischen Fund-raising Dinners teilnahm. Ticketpreis pro Nase . Läppische 10.000 Dollar.
Angola mon amour
Aber das Hauptaugenmerk richtete dieses Duo Infernale Falcone/ Gaydamak weiter auf Angola, denn dort gab es viel Öl, viele Diamanten und viele korrupte Politiker.
Beide beschlossen, weit mehr Geld als bisher zu verdienen: mehrere Hundert Millionen US Dollar – zum Nachteil eines von Bürgerkrieg und Armut gebeutelten Landes, und das lief so:
Falcone und Gaydamak wurden nach dem Angolagate-Deal Freunde und Finanzberater des angolanischen Präsidenten Dos Santos. Der plagte sich mit einem Problem herum, das er Mitte der 90er Jahre, als die Rebellenbewegung Unita in die Defensive kam, gerne lösen wollte:
Die Sowjetunion hatte von Anfang an die MPLA mit Waffen unterstützt , während Kuba Soldaten schickte. Nun wollten die klammen Nachfolger der UdSSR, konkret die korrupte Jelzin-Regierung, gerne Bares sehen. Gesamtforderung: Umgerechnet 5,5 Milliarden US Dollar.
Gaydamak verhandelt
Gaydamak überzeugte seine Ex-Landsleute, dass diese Forderung übertrieben, und ausserdem uneinbringlich sei, handelte sie auf 1.5 Milliarden US Dollar runter, zahlbar in Jahresraten von 100 Millionen über 15 Jahre.
Präsident Dos Santos freute sich riesig über diesen Nachlasshandel, und stellte entsprechende auf insgesamt 1,5 Milliarden US Dollar lautende Schuldscheine aus, die auch gegen Öllieferungen eingetauscht werden könnten.
Präsident Jose Eduardo Dos Santos ...freute sich riesig
Mit diesem Schuldenabkommen stieg - beabsichtigt - die Kreditwürdigkeit Angolas.
Aus Dankbarkeit bekamen Falcone und Gaydamak die angolanische Staatsbürgerschaft geschenkt, Falcone wurde auch noch zum UNESCO Botschafter Angolas ernannt, was mit der Aushändigung eines Diplomatenpasses verbunden war. Wie schön, wenn ein Bock zum Gärtner wird.
Und, noch schöner, Falcone und Gaydamak durften die angolanische Firma CADA (Companhia de Distribuicao Angolana Alimentar), die ein Monopol auf die Versorgung mit Arzneien und bestimmten Nahrungsmitteln besass kontrollieren. Umsatz: rund 200 Millionen US Dollar pro Jahr.
Richtig in die Vollen
Für Gaydamak und Falcone war damit aber die Sache keineswegs abgeschlossen, denn jetzt sollte es richtig ran ans Geld-Schröpfen gehen:
Gaydamak, der beste Kontakte zum korrupten und kleptokratischen Zirkel des russischen Präsidenten Boris Jelzin hatte, darunter auch zu dem Klepto-Oligarchen Chodorkovski mit seiner Menatep-Bank über den wir kürzlich bericheteten, machte der russischen Regierung ein attraktives, nahezu unwiderstehliches Angebot: Er bot an, den Russen die angolanischen Schuldscheine zum halben Preis, also 750 Millionen US Dollar, abzukaufen. Bezahlung innerhalb eines Jahres statt Abstotterung über 15 Jahre. Zwischenfinanziert auch von der Menatep Bank, die wiederum viel Geld aus den fremdgeleiteten Weltbankkrediten zur Verfügung hatte.
Weiter an Glencore
Die russische Regierung willigte ein, Gaydamak bekam die Schuldscheine, die er dann gleich zum vollen Preis minus 10% also für 1,35 Milliarden Dollar an den Schweizer Rohstoffkonzern Glencore verhökerte, wie der investigative israelische Journalist Yossi Melman herausfand.
Glencore , ein Konzern, der einstmals von dem wohlbekannten Marc Rich gegründet worden war, mittlerweile mit der Firma Xstrata verschmmolzen, wir berichteten mehrfach darüber.
Das waren schon einmal 600 Millionen im Sack. Alles letztlich zu bezahlen aus der angolanischen Staatskasse.
Geteilte Freude
Aber das war noch nicht genug, denn an Russland bezahlte er natürlich nur die ersten beiden Raten zusammen 161 Millionen, wie die Schweizer Behörden herausfanden.
Wer solch einen Staat hereinlegt, der sich Widersachern auch gerne mit dem "Ausblasen des Lebenslichts" entledigt, der muss normalerweise um sein Leben fürchten, nicht so Gaydamak, denn der steckte ja nicht alles in die eigene Tasche, sondern gab ab, getreu dem Motto. Geteilte Freude ist doppelte Freude.
So erhielten:
- Pierre Falcone: 160 Millionen US Dollar - möglicherweise nicht vollständig bezahlt, denn Falcone verklagte Gaydamak - erfolglos - im Jahre 2009 vor einem israelischen Gericht auf Zahlung.
- Vitaly Malkin, russischer Banker, Klepto-Oligarch und eng mit Boris Jelzin verbunden: 48,8 Millionen
Vitaly Malkin .......Jelzin Freund und Klepto-Oligarch, jetzt Milliardär.
- Elisio Figuereido, Angolas damaliger Botschafter in Frankreich: 18.8 Millionen
- Präsident dos Santos: 20 Millionen
Cash to carry.
Und auch der Waffentransport ging nach dem Angolagate –Deal weiter, da der Bürgerkrieg ja auch weiterlief – einmal Waffenhändler immer Waffenhändler. Diesmal über die Falcone-Firma Vast Impex.
Die weiteren Aktivitäten des Gaydamak in Angolas Diamantensektor sind hier nachzulesen.
Nun ist er allerdings erst einmal hinter Gittern. Lange wird er da nicht bleiben.
So ein Tausendsassa, der auch schon – vergeblich - als Kandidat für die Bürgermeisterwahl in Jerusalem angetreten war.
Das Nachsehen bei all diesen Handlungen hatte die angolanische Bevölkerung, denn alle Gelder, die für Waffen, Bestechungen, persönliche Bereicherung etc. flossen, stammten aus den Bodenschätzen Angolas, allen voran Erdöl.
Aber für die bevölkerungswidrige Verwendung dieser Mittel sitzt Gaydamak natürlich nicht im Gefängnis.
Nachtrag 7.12. 2013
Mittlerweile ist Gaydamak wieder frei, und durfte nach Israel ausreisen.
Angolagate in Frankreich – Geldgier, Geschütze und Granaten
Angolagate in Frankreich – Lange Freiheitsstrafen für geldgierige Waffenhändler
Zur Zentralafrikanischen Republik
Zentralafrikanische Republik – ein weiteres Land wird Einfallstor für Terror-Salafisten
Zentralafrikanische Republik: Diktatoren, Rohstoffe, Plünderer und Putsche
Zu Gaydamak und der Sella-Bank
Der Fall Amis - ein gigantischer europäischer Betrugsskandal
Zu den russischen Klepto-Oligarchen
Russischer Ex-Oligarch Michail Chodorkowski – ein Kämpfer für Demokratie?
Gerichtstag in London: Russlands Präsident Putins gegenwärtige und verflossene Freunde kämpfen gegeneinander
Zu Angola
Angola: Reichtum, Armut und Demonstrationen
Portugals Finanzkrise: Angola als Retter?
Willkommen in Afrika, Frau Merkel – Sie haben aber nichts im Gepäck und kommen außerdem noch zu spät
Zu Glencore / Xstrata
Eine Elefantenhochzeit und ein Todesfall in der Schweiz
Kolumbianische Kohle nach Deutschland: Mit Blut, Schweiss und Tränen
Glencore, der Börsengang, und der Weg zum Rohstoff-Riesenkraken
Schweizer Rohstoff-Multis Glencore / Xstrata: Milliarden scheffeln, Ausbeutung zulassen, Umwelt verschmutzen
Vergangene Woche nahm die Schweizer Polizei auf dem Flughafen Zürich den israelischen Geschäftsmann russischer Abstammung Arcadi Gaydamak fest.
Arcadi Gaydamak ........in Zürich verhaftet.
Die Nachrichtenagentur AFP verbbreitete die Nachricht, aber die deutsche Presse interessierte sich nicht dafür, von einer kurzen Notiz in Zeit-Online einmal abgesehen.
Angolagate in Frankreich
Frankreich verlangt jetzt die Auslieferung Gaydamaks, dort wurde er im sog. Angolagate-Prozess zu sechs Jahren Haft verurteilt, das Pariser Berufungsgericht reduzierte die Strafe jedoch um die Hälfte.
Das Angolagate ist eine der grössten Schmiergeldaffären vor dem Hintergrund illegalen Waffenhandels, die dieser russische Geschäftsmann Gaydamak zusammen mit einem windigen französischen Kaufmann namens Pierre Falcone ins Werk gesetzt hatte: Um den reibungslosen Waffenverkauf in das afrikanische Bürgerkriegsland Angola, gegen das ein UN-Waffenembargo bestand, über Frankreich abzuwickeln wurde eine ganze Clique von Politikern und Mitgliedern der französischen Oberschicht bestochen, sodass schliesslich:
- 420 Panzer
- 12 Hubschauber
- 6 Kriegsschiffe
- 150.000 Granaten
- 170.000 Minen
nach Angola abgesetzt werden konnten.
Angola
Aus den Arsenalen des Warschauer Paktes
Die Waffen stammten aus den Arsenalen des ehemaligen Warschauer Paktes , und aus der slowakischen Firma namens ZTS-OSOS, deren Kapital zu 44% von der russischen Firma Kurganmash und dem russischen Staat gehalten wurde.
Pierre Falcone
ZTS-OSOS erhielt zur Finanzierung des Waffenverkaufs Darlehen von der französischen Bank Paribas, vermittelt durch einen Banker namens Jean-Didier Maille.
Die Waffen wurden zum Verkaufspreis von zusammen umgerechnet 780 Millionen US Dollar in ein Land geliefert, wo bereits seit 20 Jahren der Bürgerkrieg tobte, mit mehr als Hunderttausend Toten.
Der Bürgerkrieg sollte noch fast 10 Jahre weiterlaufen, bis zum Jahre 2002 - geölt mit Waffenlieferungen durch skrupellose Waffenhändler an beide Bürgerkriegsparteien: Die MPLA-Regierung des Jose Eduardo Dos Santos und die Rebellenbewegung UNITA des Jonas Savimbi.
Einkaufspreis für das Duo Falcone/ Gaydamak rund 500 Millionen US Dollar. Profitmarge: rund 50% minus natürlich die reichlichen Schmiergelder.
Zu dem bestochenen Personenkreis gehörten offenbar:
- Der älteste Sohn des verstorbenen Präsidenten Mitterand, Jean Christophe
- Ein ehemaliger französischer Innenminister namens Charles Pasqua
- Der Kollege von Pasqua namens Jean-Charles Marchiani
- DerPräsidentenberater des ehemaligen Staatspräsidenten Sarkozy, Jacques Attali (der jedoch nicht angeklagt wurde).
Insgesamt 40 Angeklagte waren es. Die französische Regierung hatte alles versucht, um diesen Prozess zu verhindern – vergeblich.
Sieben Jahre ermittelte die Staatsanwaltschaft und produzierte eine 486 Seiten lange Anklageschrift.
Wir berichteten ausführlich darüber, ebenso über den Prozess und die verhängten Strafen.
Zwei Hauptkriminelle
Gedeihen konnte dieser Skandal durch die „Fertigkeiten“ und Connections der beiden Hauptkriminellen: Pierre Falcone und Arcadi Gaydamak - und natürlich der neokolonialen Politik Frankreichs in Afrika, die sich jetzt gerade wieder an dem Desaster in der Zentralafrikanischen Republik dokumentiert (siehe hier).
Eine staatliche Hintertreppen-Waffenexportfirma
Pierre Falcone war der entscheidende Mann in einer 1985 gegründeten Waffenexportfirma namens Sofremi, de facto vom französischen Innenministerium kontrolliert. Innenminister damals: Charles Pasqua, auch der tauchte im Angolagate-Skandal auf.
Diese Sofremi , integraler Bestandteil von Frankreichs neokolonialer Politik, wie auch die Erdölfirma ELF, sollte Waffendeals tätigen, die der offiziellen Politik des Aussenministeriums nicht entsprachen. Also in der Regel schmutzige Deals, wie beispielsweise der Angolagate-Deal, nur dass der ausnahmsweise von Sofremi nicht vermittelt und auch nicht abgesegnet war.
Globaler-Hintertreppen-Repräsentant für Sofremi: Pierre Falcone, der für die schmutzigen Deals gewaltige Vermittlungshonorare einstrich.
Aber dieser Pierre Falcone, der lange Zeit auch in den USA und Südamerika lebte, war spendabel: So spendete er der Republikanischen Partei der USA im Jahre 2000 – George Bush jnr. war deren Kandidat - mal eben 100.000 US Dollar, während seine Frau Sonia an republikanischen Fund-raising Dinners teilnahm. Ticketpreis pro Nase . Läppische 10.000 Dollar.
Angola mon amour
Aber das Hauptaugenmerk richtete dieses Duo Infernale Falcone/ Gaydamak weiter auf Angola, denn dort gab es viel Öl, viele Diamanten und viele korrupte Politiker.
Beide beschlossen, weit mehr Geld als bisher zu verdienen: mehrere Hundert Millionen US Dollar – zum Nachteil eines von Bürgerkrieg und Armut gebeutelten Landes, und das lief so:
Falcone und Gaydamak wurden nach dem Angolagate-Deal Freunde und Finanzberater des angolanischen Präsidenten Dos Santos. Der plagte sich mit einem Problem herum, das er Mitte der 90er Jahre, als die Rebellenbewegung Unita in die Defensive kam, gerne lösen wollte:
Die Sowjetunion hatte von Anfang an die MPLA mit Waffen unterstützt , während Kuba Soldaten schickte. Nun wollten die klammen Nachfolger der UdSSR, konkret die korrupte Jelzin-Regierung, gerne Bares sehen. Gesamtforderung: Umgerechnet 5,5 Milliarden US Dollar.
Gaydamak verhandelt
Gaydamak überzeugte seine Ex-Landsleute, dass diese Forderung übertrieben, und ausserdem uneinbringlich sei, handelte sie auf 1.5 Milliarden US Dollar runter, zahlbar in Jahresraten von 100 Millionen über 15 Jahre.
Präsident Dos Santos freute sich riesig über diesen Nachlasshandel, und stellte entsprechende auf insgesamt 1,5 Milliarden US Dollar lautende Schuldscheine aus, die auch gegen Öllieferungen eingetauscht werden könnten.
Präsident Jose Eduardo Dos Santos ...freute sich riesig
Mit diesem Schuldenabkommen stieg - beabsichtigt - die Kreditwürdigkeit Angolas.
Aus Dankbarkeit bekamen Falcone und Gaydamak die angolanische Staatsbürgerschaft geschenkt, Falcone wurde auch noch zum UNESCO Botschafter Angolas ernannt, was mit der Aushändigung eines Diplomatenpasses verbunden war. Wie schön, wenn ein Bock zum Gärtner wird.
Und, noch schöner, Falcone und Gaydamak durften die angolanische Firma CADA (Companhia de Distribuicao Angolana Alimentar), die ein Monopol auf die Versorgung mit Arzneien und bestimmten Nahrungsmitteln besass kontrollieren. Umsatz: rund 200 Millionen US Dollar pro Jahr.
Richtig in die Vollen
Für Gaydamak und Falcone war damit aber die Sache keineswegs abgeschlossen, denn jetzt sollte es richtig ran ans Geld-Schröpfen gehen:
Gaydamak, der beste Kontakte zum korrupten und kleptokratischen Zirkel des russischen Präsidenten Boris Jelzin hatte, darunter auch zu dem Klepto-Oligarchen Chodorkovski mit seiner Menatep-Bank über den wir kürzlich bericheteten, machte der russischen Regierung ein attraktives, nahezu unwiderstehliches Angebot: Er bot an, den Russen die angolanischen Schuldscheine zum halben Preis, also 750 Millionen US Dollar, abzukaufen. Bezahlung innerhalb eines Jahres statt Abstotterung über 15 Jahre. Zwischenfinanziert auch von der Menatep Bank, die wiederum viel Geld aus den fremdgeleiteten Weltbankkrediten zur Verfügung hatte.
Weiter an Glencore
Die russische Regierung willigte ein, Gaydamak bekam die Schuldscheine, die er dann gleich zum vollen Preis minus 10% also für 1,35 Milliarden Dollar an den Schweizer Rohstoffkonzern Glencore verhökerte, wie der investigative israelische Journalist Yossi Melman herausfand.
Glencore , ein Konzern, der einstmals von dem wohlbekannten Marc Rich gegründet worden war, mittlerweile mit der Firma Xstrata verschmmolzen, wir berichteten mehrfach darüber.
Das waren schon einmal 600 Millionen im Sack. Alles letztlich zu bezahlen aus der angolanischen Staatskasse.
Geteilte Freude
Aber das war noch nicht genug, denn an Russland bezahlte er natürlich nur die ersten beiden Raten zusammen 161 Millionen, wie die Schweizer Behörden herausfanden.
Wer solch einen Staat hereinlegt, der sich Widersachern auch gerne mit dem "Ausblasen des Lebenslichts" entledigt, der muss normalerweise um sein Leben fürchten, nicht so Gaydamak, denn der steckte ja nicht alles in die eigene Tasche, sondern gab ab, getreu dem Motto. Geteilte Freude ist doppelte Freude.
So erhielten:
- Pierre Falcone: 160 Millionen US Dollar - möglicherweise nicht vollständig bezahlt, denn Falcone verklagte Gaydamak - erfolglos - im Jahre 2009 vor einem israelischen Gericht auf Zahlung.
- Vitaly Malkin, russischer Banker, Klepto-Oligarch und eng mit Boris Jelzin verbunden: 48,8 Millionen
Vitaly Malkin .......Jelzin Freund und Klepto-Oligarch, jetzt Milliardär.
- Elisio Figuereido, Angolas damaliger Botschafter in Frankreich: 18.8 Millionen
- Präsident dos Santos: 20 Millionen
Cash to carry.
Und auch der Waffentransport ging nach dem Angolagate –Deal weiter, da der Bürgerkrieg ja auch weiterlief – einmal Waffenhändler immer Waffenhändler. Diesmal über die Falcone-Firma Vast Impex.
Die weiteren Aktivitäten des Gaydamak in Angolas Diamantensektor sind hier nachzulesen.
Nun ist er allerdings erst einmal hinter Gittern. Lange wird er da nicht bleiben.
So ein Tausendsassa, der auch schon – vergeblich - als Kandidat für die Bürgermeisterwahl in Jerusalem angetreten war.
Das Nachsehen bei all diesen Handlungen hatte die angolanische Bevölkerung, denn alle Gelder, die für Waffen, Bestechungen, persönliche Bereicherung etc. flossen, stammten aus den Bodenschätzen Angolas, allen voran Erdöl.
Aber für die bevölkerungswidrige Verwendung dieser Mittel sitzt Gaydamak natürlich nicht im Gefängnis.
Nachtrag 7.12. 2013
Mittlerweile ist Gaydamak wieder frei, und durfte nach Israel ausreisen.
Angolagate in Frankreich – Geldgier, Geschütze und Granaten
Angolagate in Frankreich – Lange Freiheitsstrafen für geldgierige Waffenhändler
Zur Zentralafrikanischen Republik
Zentralafrikanische Republik – ein weiteres Land wird Einfallstor für Terror-Salafisten
Zentralafrikanische Republik: Diktatoren, Rohstoffe, Plünderer und Putsche
Zu Gaydamak und der Sella-Bank
Der Fall Amis - ein gigantischer europäischer Betrugsskandal
Zu den russischen Klepto-Oligarchen
Russischer Ex-Oligarch Michail Chodorkowski – ein Kämpfer für Demokratie?
Gerichtstag in London: Russlands Präsident Putins gegenwärtige und verflossene Freunde kämpfen gegeneinander
Zu Angola
Angola: Reichtum, Armut und Demonstrationen
Portugals Finanzkrise: Angola als Retter?
Willkommen in Afrika, Frau Merkel – Sie haben aber nichts im Gepäck und kommen außerdem noch zu spät
Zu Glencore / Xstrata
Eine Elefantenhochzeit und ein Todesfall in der Schweiz
Kolumbianische Kohle nach Deutschland: Mit Blut, Schweiss und Tränen
Glencore, der Börsengang, und der Weg zum Rohstoff-Riesenkraken
Schweizer Rohstoff-Multis Glencore / Xstrata: Milliarden scheffeln, Ausbeutung zulassen, Umwelt verschmutzen
onlinedienst - 29. Nov, 20:08 Article 9071x read