Wem nützen Elefantenhochzeiten der Pharmaindustrie?
Dr. Alexander von Paleske ---- 24.1. 2016 ----- Ende vergangenen Jahres kaufte der US-Pharma-Riese Pfizer die irische Pharma-Firma Allergan</i ; bekannt durch die Produktion des Faltenvertreibers und Gewebe-"Blasebalgs" Botox. Ein weiterer Baustein im offenbar nicht aufhaltbarem Konzentrationsprozess in diesem Gewerbe
20 Schwestern
Die weltweite Pillenproduktion ist mittlerweile grösstenteil auf 20 transnationale Firmen konzentriert, nachdem eine Elefantenhochzeit auf die nächste folgte, und ein kleineres Unternehmen nach dem anderen geschluckt wurde: zuletzt die Übernahme der US- Firma Schering-Plough durch die US Firma Merck und der hochinnovativen Firma Genentech durch die schweizer Firma Roche sowie Wyeth durch Pfizer.
Schon zuvor war der Pharma-Arm der deutschen Traditionsfirma Hoechst zunächst ausgegliedert, dann mit Rhone Poulenc zu Aventis verschmolzen, und schliesslich von Sanofi geschluckt worden.
Nicht zur Entwicklung
Diese Zusammenschlüsse dienen jedoch oftmals nicht etwa der Entwicklung neuer Medikamente: Pfizer hat beispielsweise die Einnahmen aus seinen Marktrennern wie Sildenfil (Viagra) genutzt, nicht etwa dringend benötigte neue Antibiotika zu entwickeln, sondern andere Pharmafirmen für insgesamt 230 Milliarden US Dollar in den vergangenen 15 Jahren aufzukaufen. Pharmafirmen, die bereits interessante Produkte in der Entwicklung oder sogar auf dem Markt hatten.
Zum Vergleich: Während in 15 Jahren 230 Milliarden US-Dollar für Aufkäufe ausgegeben wurden, waren es nur 7,5 Milliarden jährlich für Forschung und Entwicklung.
Zwar ist der Betrag als solcher nicht gerade gering, aber die Entwicklung einen neuen Medikaments kostet mittlerweile zwischen 500 Millionen und einer Milliarde US- Dollar.
Keine Antibiotika
Zur Erinnerung: Pfizer hatte einst das erste Antibiotikum 1944 auf den Markt gebracht: Penicillin. Im Jahre 2011 stellte die Firma die Forschung auf diesem Gebiet ein. Lohnt sich nicht, weil Patienten nur wenige Tage damit jeweils behandelt werden, anders als Diabetika und Krebsmittel die lebenslänglich oder zumindest längere Zeit eingenommen werden.

Forschung zu teuer - Pharmariese Pfizer schloss Forschungseinrichtungen in England
Graf Steuer-Spar am Werk
Neuerdings dienen Aufkäufe aber offenbar auch dazu, Steuern zu sparen. Der letzte Pfizer-Einkauf war die Firma Allergan, die auch die Substanz Botox herstellt, kaum als Arzneimittel zu bezeichnen.
Allergan hat den schönen Vorteil, nach der Uebernahme durch Actavis in Irland beheimatet zu sein, ein Unternehmens-Steuersparparadies. Dorthin sollen offenbar auch gleich noch Pfizer-Produktionsstätten verlegt werden – Graf Spar führt wohl Regie.
Wie wenig offenbar Pfizer von eigener Forschung hält, das zeigte sich mit aller Deutlichkeit, als 2011 deren Forschungseinrichtungen in England geschlossen wurden, und 2400 Beschäftigte ihren Job verloren.
Mehr noch, auch bei den aufgekauften Pharmafirmen fand oft hinterher ein Kahlschlag statt - gerade auch in den Entwicklungsabteilungen , wie die internationale Medizinzeitung LANCET am 2.1. 2016 zu berichten wusste.
Sagte neues Pfizer Vorstandsmitglied Brenton Saunders 2015 - damals noch bei Actavis:
"Die Vorstellung, ein Pharmariese zu sein müsse zwangsläufig auch hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung nach sich ziehen, ist eine Fehleinschätzung. Entwicklungskosten haben sich oft genug nicht in Kapital umgesetzt".
Forschungsgelder vom Staat
So ist es keine Überraschung, dass die grossen Pharmafirmen angesichts der Katastrophe der Antibiotikaresistenz von Staat Forschungsgelder für die Entwicklung neuer Antiinfektiva fordern.
Weltpillenmarkt und Dritte Welt
Der Weltpillenmarkt hatte im Jahre 2006 ein Volumen von 650 Milliarden US-Dollar,mittlerweile sind es 1 Billion US Dollar.
Ein jährlicher Anstieg von 10% bereits zwischen 1999 und 2006. Das wird sich vermutlich auf 7%, abflachen zum einen durch Kostensparungen in den Industrieländern, verschärft durch die internationale Finanz-und Wirtschaftskrise, zum anderen durch den sich etwas ausweitenden Markt mit sogenannten Generika, das sind Nachahmungsmedikamente, wenn die geschützte Patentfrist abgelaufen ist.
Obgleich die grosse Mehrheit der Weltbevölkerung nicht dort anzufinden ist, machen Nord- Amerika, Europa und Japan insgesamt 75% der Pillen-Verkaufsmärkte aus.
Investitionen in Ländern der Dritten Welt zur Produktion von teuren Medikamenten sind nicht sichtbar. Dort befinden sich regelhaft lediglich Verkaufsbüros, bestenfalls Verpackungsbetriebe. Und gelegentlich Pharmabetriebe, die billige Antibiotika und Hochdruckmittel herstellen, die längst nicht mehr patentgeschützt sind. Dies berichteten Richard D Smith, Carlos Correa und Cecilia Oh in der führenden Medizinzeitung LANCET schon vor 6 Jahren.
Der Pillenhandel und seine Gesetze
Medikamente, einmal erfunden und getestet, können nachgemacht werden, oftmals ohne grosse Schwierigkeiten. Die Produktionskosten der Medikamente betragen daher nur einen Bruchteil des geforderten Marktpreises.
Der Patentschutz in Industrieländern verhindert die nichtlizensierte Nachahmung, und in Zukunft soll der Patentschutz noch zeitlich ausgedehnt und durch TPP und TTIP abgesichert werden.
Der Markt, insbesondere der von Krebsmittel, ist auch noch durch Intransparenz gekennzeichnet. So berichtete die Monatszeitschrift Lancet Oncology im Januar 2016 von Preisspannen innerhalb Europas von bis zu 98% bei einem Medikament allein.
Insgesamt steigen die Preise aber unaufhörlich weiter.
Die Kosten für Krebsmedikamente allein machen heute bereits bis zu 30% aller Nicht-Personal-Krankenhausausgaben aus. Auch als Folge davon steigen die Beiträge für die Krankenkassen, und werden in Zukunft noch weiter steigen.
Die Politiker schieben das Problem vor sich her.. Nur dass es auf mittlere - und schon gar nicht auf lange - Sicht so weitergehen kann, darüber gibt es wenig Zweifel.
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20 Schwestern
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Schon zuvor war der Pharma-Arm der deutschen Traditionsfirma Hoechst zunächst ausgegliedert, dann mit Rhone Poulenc zu Aventis verschmolzen, und schliesslich von Sanofi geschluckt worden.
Nicht zur Entwicklung
Diese Zusammenschlüsse dienen jedoch oftmals nicht etwa der Entwicklung neuer Medikamente: Pfizer hat beispielsweise die Einnahmen aus seinen Marktrennern wie Sildenfil (Viagra) genutzt, nicht etwa dringend benötigte neue Antibiotika zu entwickeln, sondern andere Pharmafirmen für insgesamt 230 Milliarden US Dollar in den vergangenen 15 Jahren aufzukaufen. Pharmafirmen, die bereits interessante Produkte in der Entwicklung oder sogar auf dem Markt hatten.
Zum Vergleich: Während in 15 Jahren 230 Milliarden US-Dollar für Aufkäufe ausgegeben wurden, waren es nur 7,5 Milliarden jährlich für Forschung und Entwicklung.
Zwar ist der Betrag als solcher nicht gerade gering, aber die Entwicklung einen neuen Medikaments kostet mittlerweile zwischen 500 Millionen und einer Milliarde US- Dollar.
Keine Antibiotika
Zur Erinnerung: Pfizer hatte einst das erste Antibiotikum 1944 auf den Markt gebracht: Penicillin. Im Jahre 2011 stellte die Firma die Forschung auf diesem Gebiet ein. Lohnt sich nicht, weil Patienten nur wenige Tage damit jeweils behandelt werden, anders als Diabetika und Krebsmittel die lebenslänglich oder zumindest längere Zeit eingenommen werden.

Forschung zu teuer - Pharmariese Pfizer schloss Forschungseinrichtungen in England
Graf Steuer-Spar am Werk
Neuerdings dienen Aufkäufe aber offenbar auch dazu, Steuern zu sparen. Der letzte Pfizer-Einkauf war die Firma Allergan, die auch die Substanz Botox herstellt, kaum als Arzneimittel zu bezeichnen.
Allergan hat den schönen Vorteil, nach der Uebernahme durch Actavis in Irland beheimatet zu sein, ein Unternehmens-Steuersparparadies. Dorthin sollen offenbar auch gleich noch Pfizer-Produktionsstätten verlegt werden – Graf Spar führt wohl Regie.
Wie wenig offenbar Pfizer von eigener Forschung hält, das zeigte sich mit aller Deutlichkeit, als 2011 deren Forschungseinrichtungen in England geschlossen wurden, und 2400 Beschäftigte ihren Job verloren.
Mehr noch, auch bei den aufgekauften Pharmafirmen fand oft hinterher ein Kahlschlag statt - gerade auch in den Entwicklungsabteilungen , wie die internationale Medizinzeitung LANCET am 2.1. 2016 zu berichten wusste.
Sagte neues Pfizer Vorstandsmitglied Brenton Saunders 2015 - damals noch bei Actavis:
"Die Vorstellung, ein Pharmariese zu sein müsse zwangsläufig auch hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung nach sich ziehen, ist eine Fehleinschätzung. Entwicklungskosten haben sich oft genug nicht in Kapital umgesetzt".
Forschungsgelder vom Staat
So ist es keine Überraschung, dass die grossen Pharmafirmen angesichts der Katastrophe der Antibiotikaresistenz von Staat Forschungsgelder für die Entwicklung neuer Antiinfektiva fordern.
Weltpillenmarkt und Dritte Welt
Der Weltpillenmarkt hatte im Jahre 2006 ein Volumen von 650 Milliarden US-Dollar,mittlerweile sind es 1 Billion US Dollar.
Ein jährlicher Anstieg von 10% bereits zwischen 1999 und 2006. Das wird sich vermutlich auf 7%, abflachen zum einen durch Kostensparungen in den Industrieländern, verschärft durch die internationale Finanz-und Wirtschaftskrise, zum anderen durch den sich etwas ausweitenden Markt mit sogenannten Generika, das sind Nachahmungsmedikamente, wenn die geschützte Patentfrist abgelaufen ist.
Obgleich die grosse Mehrheit der Weltbevölkerung nicht dort anzufinden ist, machen Nord- Amerika, Europa und Japan insgesamt 75% der Pillen-Verkaufsmärkte aus.
Investitionen in Ländern der Dritten Welt zur Produktion von teuren Medikamenten sind nicht sichtbar. Dort befinden sich regelhaft lediglich Verkaufsbüros, bestenfalls Verpackungsbetriebe. Und gelegentlich Pharmabetriebe, die billige Antibiotika und Hochdruckmittel herstellen, die längst nicht mehr patentgeschützt sind. Dies berichteten Richard D Smith, Carlos Correa und Cecilia Oh in der führenden Medizinzeitung LANCET schon vor 6 Jahren.
Der Pillenhandel und seine Gesetze
Medikamente, einmal erfunden und getestet, können nachgemacht werden, oftmals ohne grosse Schwierigkeiten. Die Produktionskosten der Medikamente betragen daher nur einen Bruchteil des geforderten Marktpreises.
Der Patentschutz in Industrieländern verhindert die nichtlizensierte Nachahmung, und in Zukunft soll der Patentschutz noch zeitlich ausgedehnt und durch TPP und TTIP abgesichert werden.
Der Markt, insbesondere der von Krebsmittel, ist auch noch durch Intransparenz gekennzeichnet. So berichtete die Monatszeitschrift Lancet Oncology im Januar 2016 von Preisspannen innerhalb Europas von bis zu 98% bei einem Medikament allein.
Insgesamt steigen die Preise aber unaufhörlich weiter.
Die Kosten für Krebsmedikamente allein machen heute bereits bis zu 30% aller Nicht-Personal-Krankenhausausgaben aus. Auch als Folge davon steigen die Beiträge für die Krankenkassen, und werden in Zukunft noch weiter steigen.
Die Politiker schieben das Problem vor sich her.. Nur dass es auf mittlere - und schon gar nicht auf lange - Sicht so weitergehen kann, darüber gibt es wenig Zweifel.
Zur Kostenexplosion bei Krebsmedikamenten


Zu Produktionseinstellungen mangels Profit

Zur Antibiotika-Resistenzkatastrophe

























onlinedienst - 24. Jan, 18:16 Article 2996x read