Pest-Seuche und Antibiotika-Resistenz
Dr. Alexander von Paleske --- 4.4. 2011 -- Die Pest gilt als eine der großen Seuchen der Menschheitsgeschichte. Es gab drei weltweite Epidemien (Pandemien): eine im sechsten Jahrhundert, die zweite im 14. Jahrhundert - die bekannteste - tötete rund ein Drittel der Bevölkerung Europas. Die dritte startete in China im Jahre 1860, und erreichte Hongkong im Jahre 1894. In Indien forderte die Seuche bis zum Jahr 1919 etwa 1 Million Tote. Die weitere Geschichte der Pest siehe hier.
Eine Seuche verliert ihren Schrecken
Die Krankheit, verursacht durch Bakterien des Typs Yersinia Pestis, die durch Rattenflöhe auf den Menschen übertragen werden können, wurde durch verbesserte Hygiene, und durch den Einsatz von Antibiotika seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts, erfolgreich bekämpft.
Die Pest ist jedoch keineswegs ausgerottet. Begrenzte Epidemien gab es beispielsweise in Vietnam während des Vietnamkrieges in den 60er und 70er Jahren mit rund 4000 Fällen pro Jahr.
Lokal begrenzte Ausbrüche in den letzten 20 Jahren gab es in Tansania, Vietnam, Demokratische Republik Kongo, Botswana, Simbabwe, und China, aber auch in den USA gibt es mehrere Fälle jährlich.
Keine Ausrottung der Seuche
Die in Deutschland oftmals anzutreffende Ansicht, die Pest sei ausgerottet, ist daher ein Irrtum.
Allerdings hatte die häufigste Form der Pest, die sogenannte Beulenpest, mit dem schmerzhaften Befall von Lymphknoten, vorwiegend im Leistenbereich, aber auch im Halsbereich, ihren Schrecken mit der Einführung von Antibiotika verloren, während die weit weniger häufige Lungenpest nach wie vor eine extrem hohe Todesrate hat.
60 Pest-Opfer in Madagaskar
Vergangene Woche kam die Meldung, in Madagaskar seien 60 Menschen der Seuche erlegen. Hintergrund: Während der Regenzeit mit Überschwemmungen tauchen Ratten vermehrt in Dörfern auf.
Viele Todesfälle entstehen dadurch, dass die Patienten erst sehr spät Krankenstationen aufsuchen stattdessen zunächst „Traditional Healers“ konsultieren. Auch besteht die Möglichkeit, dass die Krankheit mit der Lymphknoten-Tuberkulose, einer anderen Lymphknotenentzündung, oder aber einem Lymphom verwechselt wird, insbesondere dann, wenn keine ausreichende Labordiagnostik zur Verfügung steht.
Na gut, Madagaskar, mögen manche sagen, was interessiert uns das, die ganze Sache erinnert uns bestenfalls an einen Shanty „Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord“.
Die wirkliche Schreckensmeldung betraf jedoch die Resistenz einiger Erregerstämme gegen Antibiotika, ein Stamm war gegen 8 von 10 normalerweise wirksamen, und von der WHO empfohlenen Medikamente resistent.
Deshalb müssten jetzt alle Alarmglocken schrillen, denn diese allgemeine Resistenzentwicklung, über die wir mehrfach berichtet haben, ist nicht auf Madagaskar begrenzt, sondern mittlerweile eine weltweit sich anbahnende Katastrophe:
Die Antibiotika-Resistenz , welche Krankheiten, wie die Pest und die Tuberkulose, wieder zu hochgefährlichen Seuchen zu machen droht, auch verursacht durch den ungezügelten Einsatz der Antibiotika wie in der Tiermast und Massentierhaltung, ist weltweit auf dem Vormarsch.
Hinzu kommt. der unsinnige bzw. nicht wirksame Einsatz von Antibiotika bei der Behandlung von Patienten, z.B. bei banalen Erkältungen.
Die Resistenzentwicklung setzt dabei keineswegs den Einsatz bei der betreffenden Erkrankung voraus, vielmehr können unterschiedliche bakterielle Krankheitserreger diesen „Überlebensvorteil“ als "Info" z.B. durch Plasmidtransfer , weiterreichen.
Es ist Eile geboten, oder, um mit Willy Brandt zu sprechen: „Beeilt Euch zu handeln, bevor es zu spät ist, zu bereuen“
Eine besiegt geglaubte Krankheit droht wieder zur unkontrollierbaren Seuche zu werden
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Die Krankheit, verursacht durch Bakterien des Typs Yersinia Pestis, die durch Rattenflöhe auf den Menschen übertragen werden können, wurde durch verbesserte Hygiene, und durch den Einsatz von Antibiotika seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts, erfolgreich bekämpft.
Die Pest ist jedoch keineswegs ausgerottet. Begrenzte Epidemien gab es beispielsweise in Vietnam während des Vietnamkrieges in den 60er und 70er Jahren mit rund 4000 Fällen pro Jahr.
Lokal begrenzte Ausbrüche in den letzten 20 Jahren gab es in Tansania, Vietnam, Demokratische Republik Kongo, Botswana, Simbabwe, und China, aber auch in den USA gibt es mehrere Fälle jährlich.
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Die in Deutschland oftmals anzutreffende Ansicht, die Pest sei ausgerottet, ist daher ein Irrtum.
Allerdings hatte die häufigste Form der Pest, die sogenannte Beulenpest, mit dem schmerzhaften Befall von Lymphknoten, vorwiegend im Leistenbereich, aber auch im Halsbereich, ihren Schrecken mit der Einführung von Antibiotika verloren, während die weit weniger häufige Lungenpest nach wie vor eine extrem hohe Todesrate hat.
60 Pest-Opfer in Madagaskar
Vergangene Woche kam die Meldung, in Madagaskar seien 60 Menschen der Seuche erlegen. Hintergrund: Während der Regenzeit mit Überschwemmungen tauchen Ratten vermehrt in Dörfern auf.
Viele Todesfälle entstehen dadurch, dass die Patienten erst sehr spät Krankenstationen aufsuchen stattdessen zunächst „Traditional Healers“ konsultieren. Auch besteht die Möglichkeit, dass die Krankheit mit der Lymphknoten-Tuberkulose, einer anderen Lymphknotenentzündung, oder aber einem Lymphom verwechselt wird, insbesondere dann, wenn keine ausreichende Labordiagnostik zur Verfügung steht.
Na gut, Madagaskar, mögen manche sagen, was interessiert uns das, die ganze Sache erinnert uns bestenfalls an einen Shanty „Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord“.
Die wirkliche Schreckensmeldung betraf jedoch die Resistenz einiger Erregerstämme gegen Antibiotika, ein Stamm war gegen 8 von 10 normalerweise wirksamen, und von der WHO empfohlenen Medikamente resistent.
Deshalb müssten jetzt alle Alarmglocken schrillen, denn diese allgemeine Resistenzentwicklung, über die wir mehrfach berichtet haben, ist nicht auf Madagaskar begrenzt, sondern mittlerweile eine weltweit sich anbahnende Katastrophe:
Die Antibiotika-Resistenz , welche Krankheiten, wie die Pest und die Tuberkulose, wieder zu hochgefährlichen Seuchen zu machen droht, auch verursacht durch den ungezügelten Einsatz der Antibiotika wie in der Tiermast und Massentierhaltung, ist weltweit auf dem Vormarsch.
Hinzu kommt. der unsinnige bzw. nicht wirksame Einsatz von Antibiotika bei der Behandlung von Patienten, z.B. bei banalen Erkältungen.
Die Resistenzentwicklung setzt dabei keineswegs den Einsatz bei der betreffenden Erkrankung voraus, vielmehr können unterschiedliche bakterielle Krankheitserreger diesen „Überlebensvorteil“ als "Info" z.B. durch Plasmidtransfer , weiterreichen.
Es ist Eile geboten, oder, um mit Willy Brandt zu sprechen: „Beeilt Euch zu handeln, bevor es zu spät ist, zu bereuen“
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onlinedienst - 4. Apr, 17:25 Article 6605x read