WHO, Weltgesundheitstag und Antibiotikaresistenz - eine Nachbemerkung
Dr. Alexander von Paleske... 8.4. 2011 --- Gestern war Weltgesundheitstag. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nahm dies zum Anlass, um wieder auf die drohende Antibiotika-Resistenz-Katastrophe aufmerksam zu machen.
Wir haben uns bereits in mehreren Artikeln mit diesem Thema beschäftigt. Zutreffend stellt die WHO fest, dass der hohe - oftmals ungerechtfertigte bzw. ungezielte - Antibiotikaverbrauch die Wurzel des Übels sei.
WHO-Chefin Margaret Chan kritisierte:
"In Ermangelung dringender Korrektur- und Schutzmaßnahmen steuert die Welt auf ein Post-antibiotisches Zeitalter zu, in dem viele Infektionen nicht mehr geheilt werden und unvermindert töten“
Also Rückfall in die Zeit vor dem Beginn der Behandlung mit Antibiotika.
Was empfiehlt nun die WHO?
Zurückhaltender Einsatz von Antibiotika
Regelmäßige Resistenzbestimmungen
Verschreibungspflicht aller Antibiotika, dort, wo das noch nicht der Fall ist, z.B. in Staaten Osteuropas
Aufklärung der Patienten
Neuentwicklung von potenten Antibiotika. Von 1950-1980 waren 200 neu auf den Markt gekommen, von 1980-2010 nur noch 55, in den letzten 10 Jahren nur noch 7.
Aber: nur ein einziges wirklich "neues" Antibiotikum - Doripenem – wurde im Zeitraum 2006-2009 neu zugelassen. Der Rest waren Analogpräparate bereits vorhandener Antibiotika.
10 Jahre dauert es im Durchschnitt bis ein neues Antibiotikum marktreif entwickelt ist. Die Entwicklungskosten liegen bei 500 Millionen bis zu einer Milliarde US Dollar pro Präparat, und 8 von 10 neuentwickelten Präparaten schaffen es nicht bis zur Marktreife.
Forschung zu teuer - Pharmariese Pfizer schliesst Forschungseinrichtungen in England und entlässt die meisten der 2400 Mitarbeiter
Robert Koch Institut warnt
In Deutschland warnte ebenfalls das Robert Koch Institut vor der Zunahme resistenter Erreger, insbesondere vor:
- Methicillin-resistenten Keimen bei Staphylokokkeninfektionen
- Vancomycin- resistenten Keimen bei Enterokokkeninfektionen
- Extended Spectrum Betalactamasen, die hochwirksame Antibiotika aufknacken, sowie die sogenannten Carbapenemasen, die eines der besten und am breitesten wirkenden Antibiotika zerstören.
Was die WHO jedoch nicht explizit sagt:
dass die Massentierhaltung einschliesslich Fischfarmen - insbesondere aber von Geflügel - ohne Antibiotikaverfütterung nicht darstellbar ist, weil es sonst die Tiere nicht bis zum Schlachttag schaffen.
dass - trotz des Verbots der prophylaktischen Verfütterung - der Antibiotikaverbrauch bei der Tiermast deshalb rasant weiter ansteigt.
dass die an Tiere verfütterten Antibiotika zu den gleichen Substanzklassen gehören, wie die an Menschen verabreichten
dass die massenhafte Dauerverabreichung an Tiere der Resistenzentwicklung noch mehr Vorschub leistet, als wenn es vorübergehend einem Patienten für ein paar Tage gegeben wird
dass dieses Problem nur durch Abschaffung der Massentierhaltung gelöst werden kann.
dass der Einsatz des Antibiotikums Streptomycin im Obstanbau zur Bekämpfung des Feuerbrands sofort eingestellt werden sollte
Notwendige Konseqenzen für Kliniken
Für die Krankenversorgung in Deutschland müsste das wohl heissen:
Dass jedes Krankenhaus verpflichtet werden sollte, kontinuierlich eine Infektionskontrolle zu betreiben, die durch extra hierzu eingestellte(n) Arzt/Ärzte überwacht und durchgesetzt werden sollte,
Dass alle Krankenhäuser und Laboratorien in engen Abständen Bericht erstatten sollten über die Resistenzlage, einmal an die Landesgesundheitsminister, und dann auch an das Robert Koch Institut.
Wenn nicht sofort und zwar durchgreifend gehandelt wird, dann könnte das von der WHO prognostizierte Schreckensszenario in der Tat schon bald Wirklichkeit werden.
Pest-Seuche und Antibiotika-Resistenz
Eine besiegt geglaubte Krankheit droht wieder zur unkontrollierbaren Seuche zu werden
Antibiotika oder Massentierhaltung?
Der Dioxin-Skandal flaut ab, die Probleme der Massentierhaltung bleiben
Die Zukunft heisst Resistenz? – Antiinfektiva verlieren ihre Wirksamkeit
Hilflos bei Infektionen - Antibiotika verlieren ihre Wirksamkeit
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Bittere Pillen für die Dritte Welt
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"In Ermangelung dringender Korrektur- und Schutzmaßnahmen steuert die Welt auf ein Post-antibiotisches Zeitalter zu, in dem viele Infektionen nicht mehr geheilt werden und unvermindert töten“
Also Rückfall in die Zeit vor dem Beginn der Behandlung mit Antibiotika.
Was empfiehlt nun die WHO?
Zurückhaltender Einsatz von Antibiotika
Regelmäßige Resistenzbestimmungen
Verschreibungspflicht aller Antibiotika, dort, wo das noch nicht der Fall ist, z.B. in Staaten Osteuropas
Aufklärung der Patienten
Neuentwicklung von potenten Antibiotika. Von 1950-1980 waren 200 neu auf den Markt gekommen, von 1980-2010 nur noch 55, in den letzten 10 Jahren nur noch 7.
Aber: nur ein einziges wirklich "neues" Antibiotikum - Doripenem – wurde im Zeitraum 2006-2009 neu zugelassen. Der Rest waren Analogpräparate bereits vorhandener Antibiotika.
10 Jahre dauert es im Durchschnitt bis ein neues Antibiotikum marktreif entwickelt ist. Die Entwicklungskosten liegen bei 500 Millionen bis zu einer Milliarde US Dollar pro Präparat, und 8 von 10 neuentwickelten Präparaten schaffen es nicht bis zur Marktreife.
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Robert Koch Institut warnt
In Deutschland warnte ebenfalls das Robert Koch Institut vor der Zunahme resistenter Erreger, insbesondere vor:
- Methicillin-resistenten Keimen bei Staphylokokkeninfektionen
- Vancomycin- resistenten Keimen bei Enterokokkeninfektionen
- Extended Spectrum Betalactamasen, die hochwirksame Antibiotika aufknacken, sowie die sogenannten Carbapenemasen, die eines der besten und am breitesten wirkenden Antibiotika zerstören.
Was die WHO jedoch nicht explizit sagt:
dass die Massentierhaltung einschliesslich Fischfarmen - insbesondere aber von Geflügel - ohne Antibiotikaverfütterung nicht darstellbar ist, weil es sonst die Tiere nicht bis zum Schlachttag schaffen.
dass - trotz des Verbots der prophylaktischen Verfütterung - der Antibiotikaverbrauch bei der Tiermast deshalb rasant weiter ansteigt.
dass die an Tiere verfütterten Antibiotika zu den gleichen Substanzklassen gehören, wie die an Menschen verabreichten
dass die massenhafte Dauerverabreichung an Tiere der Resistenzentwicklung noch mehr Vorschub leistet, als wenn es vorübergehend einem Patienten für ein paar Tage gegeben wird
dass dieses Problem nur durch Abschaffung der Massentierhaltung gelöst werden kann.
dass der Einsatz des Antibiotikums Streptomycin im Obstanbau zur Bekämpfung des Feuerbrands sofort eingestellt werden sollte
Notwendige Konseqenzen für Kliniken
Für die Krankenversorgung in Deutschland müsste das wohl heissen:
Dass jedes Krankenhaus verpflichtet werden sollte, kontinuierlich eine Infektionskontrolle zu betreiben, die durch extra hierzu eingestellte(n) Arzt/Ärzte überwacht und durchgesetzt werden sollte,
Dass alle Krankenhäuser und Laboratorien in engen Abständen Bericht erstatten sollten über die Resistenzlage, einmal an die Landesgesundheitsminister, und dann auch an das Robert Koch Institut.
Wenn nicht sofort und zwar durchgreifend gehandelt wird, dann könnte das von der WHO prognostizierte Schreckensszenario in der Tat schon bald Wirklichkeit werden.
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onlinedienst - 8. Apr, 17:34 Article 5308x read