Der SPIEGEL: Zwei Abgänge schaffen alleine noch keine Wende
Dr. Alexander von Paleske --- 5.12. 2014 --------
SPIEGEL-Chefredakteur Wolfgang Büchner ist abserviert, Verlagsgeschäftsführer Ove Saffe, der Büchner geholt, und sein Schicksal mit dem Büchners verbunden hatte, geht. Nikolaus Blome dürfte folgen.
Nach nur 15 Monaten
Der Abgang Büchners kam ziemlich rasch, nach nur 15 Monaten im Amt. Aber er war von Anfang an die falsche Wahl. Nach dem destruktiv gegeneinander kämpfenden Chefredakteurs- Duo Mascolo / Müller von Blumencron hätte es wohl einer Person wie der des seinerzeitigen Chefredakteurs Erich Böhme bedurft, um den schlingernden Kahn Spiegel wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen, statt einem Mann von der Statur eines Büchner, dessen Meriten vor allem darin bestanden hatten, bei der Nachrichtenagentur dpa ein radikales Umstrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm durchgesetzt zu haben.
Viele Gegner
Büchner hatte - noch vor seinem Amtsantritt - die Print-Redaktion gegen sich aufgebracht: mit der Wahl Nikolaus Blomes von der BILD-Zeitung zu seinem Stellvertreter. Das hatte bisher noch keiner der Chefredakteure des SPIEGEL geschafft. Aber das war nicht das Ende, sondern erst der Anfang.
Büchner provozierte weiter, wollte die Ressortleiterstellen neu ausschreiben, um offenbar einige von ihnen auf diese Weise loszuwerden, zwei Ressortleiter gleich ohne diese Prozedur rausdrängen. Sein Programm: die Verzahnung von Print und online - das war‘s.
Büchner stand gewiss nicht für eine inhaltliche Neuausrichtung.
Die Nase voll
Schliesslich hatten die Print-Redakteure die Nase restlos voll von diesem Herrn, der auch auf keinerlei substantielle Erfahrung als leitender Journalist in einem anspruchvollen Journal verweisen konnte.
Die Redaktion des SPIEGEL hat Stärke demonstriert, ein Programm für die Zukunft ist das jedoch noch lange nicht.
Der SPIEGEL - dessen Auflage wie die anderer Printmedien gefallen – ist aber immer noch die Cash Cow des SPIEGEL-Verlags und kann immer noch mit einigen Pfunden wuchern: Manpower und glorreiche Vergangenheit, als investigatives „Sturmgeschütz der Demokratie“, in den letzten Jahren allerdings immer weniger.
Hinzu kommt die starke Stellung der SPIEGEL-Redakteure, denen 50% der Verlagsanteile über eine Mitarbeiter KG gehören. SPIEGEL-Gründer und jahrzehntelanger Herausgeber Rudolf Augstein hatte sie seinerzeit verschenkt.
Diese Stellung verhindert auch sinnloses Kaputtsparen, wie in vielen anderen Verlagen zu beobachten, so auch bei Gruner und Jahr, 25,1 %Teilhaber am SPIEGEL-Verlag.
Nicht zur Nachahmung empfohlen
Gruner und Jahr-Chefin, die "Tweakerin" Julia Jäkel, ist gerade voll mit der „Kannibaliserung" der Printmedien beschäftigt. 400 Stellen sollen gestrichen werden.
So hat Gruner und Jahr - seit kurzem 100%ige Tochter des Bertelsmann-Verlags - allen Textredakteurinnen der Frauenzeitschrift Brigitte gekündigt.
Die Brigitte hatte sich in den letzten fünf Jahrzehnten als die Instanz in Frauenfragen etabliert. Nicht nur irgendeine Frauenzeitschrift, sondern rundum anerkannt und glaubwürdig bis ins letzte Detail.
In einer Pressenotiz heisst es jetzt:
"Brigitte"-Redakteuren sowie zwei weiteren Mitarbeitern sei betriebsbedingt gekündigt worden, sechs weitere würden in die Ressort- oder Redaktionsleitungen aufsteigen. Sie sollen in einem Kompetenzteam mit weiteren Führungskräften um die Chefredaktion unter anderem Textangebote bei freien Journalisten in Auftrag geben, und neben dem Themenmanagement die Vielfalt im Heft gestalten. Das Kompetenzteam sei maßgeblich dafür verantwortlich, die Qualität der Magazine zu sichern".
Kompetenzteam statt Redaktion, (vogel-) freie Mitarbeiter, statt einem eingearbeitetem Team und einer Stammredaktion, einst unter engagierten Chefredakteurinnen wie Anne Volk es eine war.
Es bestehen erhebliche Zweifel, dass diese „Instanz“ in Frauenfragen diese Stellung behaupten kann, und nicht stattdessen zu einem Anzeigenblättchen für Kosmetika und Mode verkommt.
Wenn die Auflage sinkt, wie bei der Brigitte, dann sind Ideenmacher und innovative Rezepte gefragt, nicht der Rauswurf erfahrener Redakteurinnen.
Auch der STERN aus dem Hause Gruner und Jahr schlingert, und hat bisher keine klare Linie gefunden. Chefredakteure kommen und gehen, die Probleme jedoch bleiben.
Auf Twitter wird jetzt unter Gruner und Spar Dampf abgelassen.
SPIEGEL Manpower noch vorhanden
Der SPIEGEL hat die Manpower – noch – um exzellente Hintergrundinformationen, interessante Reportagen und den investigativen Journalismus zu bieten, der ihn in der Vergangenheit so stark machten. Allerdings braucht der SPIEGEL weit mehr, als nur den Abgang zweier leitender Mitarbeiter.
SPIEGEL-Titel wie „Stoppt Putin“ dürften kaum geeignet sein, potentielle Leser an den Kiosk zu locken.
SPIEGEL 2014 .............weiter so?
Die SPIEGEL-Krise steuert ihrem Höhepunkt entgegen
Gruner und Jahr in Hamburg – die Gründerfamilie Jahr verlässt das Verlagsschiff
Wird die BILD-Zeitung zur Journalistenschmiede? – Noch ein BILD-Mann zum SPIEGEL
SPIEGEL-Chefredaktion: der nächste bitte?
Ober-Grüner und "Steuerspar-Fachmann" Anton Hofreiter, Blackwater (Academi)-Söldner in der Ukraine, Günter Wallraff und ein Nachrichtenmagazin namens SPIEGEL
Der SPIEGEL: Vom Aufdecker zum Abdecker?
Nachrichtenmagazin SPIEGEL in der Krise: Eine Fahrt ins journalistische Nirgendwo?
Neues SPIEGEL-Domizil in Hamburgs Hafencity, oder: Umzug in den "Palazzo Prozzi"
Discounter ALDI-Süd, ein ehemaliger leitender Angestellter, Günter Wallraff und der SPIEGEL oder: Angriff ganz unten?
Günter Wallraff als Paketzusteller – eine persönliche Anmerkung
Zensur bei Spiegel-Online – ein persönlicher Erfahrungsbericht
SPIEGEL-Chefredakteur Wolfgang Büchner ist abserviert, Verlagsgeschäftsführer Ove Saffe, der Büchner geholt, und sein Schicksal mit dem Büchners verbunden hatte, geht. Nikolaus Blome dürfte folgen.
Nach nur 15 Monaten
Der Abgang Büchners kam ziemlich rasch, nach nur 15 Monaten im Amt. Aber er war von Anfang an die falsche Wahl. Nach dem destruktiv gegeneinander kämpfenden Chefredakteurs- Duo Mascolo / Müller von Blumencron hätte es wohl einer Person wie der des seinerzeitigen Chefredakteurs Erich Böhme bedurft, um den schlingernden Kahn Spiegel wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen, statt einem Mann von der Statur eines Büchner, dessen Meriten vor allem darin bestanden hatten, bei der Nachrichtenagentur dpa ein radikales Umstrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm durchgesetzt zu haben.
Viele Gegner
Büchner hatte - noch vor seinem Amtsantritt - die Print-Redaktion gegen sich aufgebracht: mit der Wahl Nikolaus Blomes von der BILD-Zeitung zu seinem Stellvertreter. Das hatte bisher noch keiner der Chefredakteure des SPIEGEL geschafft. Aber das war nicht das Ende, sondern erst der Anfang.
Büchner provozierte weiter, wollte die Ressortleiterstellen neu ausschreiben, um offenbar einige von ihnen auf diese Weise loszuwerden, zwei Ressortleiter gleich ohne diese Prozedur rausdrängen. Sein Programm: die Verzahnung von Print und online - das war‘s.
Büchner stand gewiss nicht für eine inhaltliche Neuausrichtung.
Die Nase voll
Schliesslich hatten die Print-Redakteure die Nase restlos voll von diesem Herrn, der auch auf keinerlei substantielle Erfahrung als leitender Journalist in einem anspruchvollen Journal verweisen konnte.
Die Redaktion des SPIEGEL hat Stärke demonstriert, ein Programm für die Zukunft ist das jedoch noch lange nicht.
Der SPIEGEL - dessen Auflage wie die anderer Printmedien gefallen – ist aber immer noch die Cash Cow des SPIEGEL-Verlags und kann immer noch mit einigen Pfunden wuchern: Manpower und glorreiche Vergangenheit, als investigatives „Sturmgeschütz der Demokratie“, in den letzten Jahren allerdings immer weniger.
Hinzu kommt die starke Stellung der SPIEGEL-Redakteure, denen 50% der Verlagsanteile über eine Mitarbeiter KG gehören. SPIEGEL-Gründer und jahrzehntelanger Herausgeber Rudolf Augstein hatte sie seinerzeit verschenkt.
Diese Stellung verhindert auch sinnloses Kaputtsparen, wie in vielen anderen Verlagen zu beobachten, so auch bei Gruner und Jahr, 25,1 %Teilhaber am SPIEGEL-Verlag.
Nicht zur Nachahmung empfohlen
Gruner und Jahr-Chefin, die "Tweakerin" Julia Jäkel, ist gerade voll mit der „Kannibaliserung" der Printmedien beschäftigt. 400 Stellen sollen gestrichen werden.
So hat Gruner und Jahr - seit kurzem 100%ige Tochter des Bertelsmann-Verlags - allen Textredakteurinnen der Frauenzeitschrift Brigitte gekündigt.
Die Brigitte hatte sich in den letzten fünf Jahrzehnten als die Instanz in Frauenfragen etabliert. Nicht nur irgendeine Frauenzeitschrift, sondern rundum anerkannt und glaubwürdig bis ins letzte Detail.
In einer Pressenotiz heisst es jetzt:
"Brigitte"-Redakteuren sowie zwei weiteren Mitarbeitern sei betriebsbedingt gekündigt worden, sechs weitere würden in die Ressort- oder Redaktionsleitungen aufsteigen. Sie sollen in einem Kompetenzteam mit weiteren Führungskräften um die Chefredaktion unter anderem Textangebote bei freien Journalisten in Auftrag geben, und neben dem Themenmanagement die Vielfalt im Heft gestalten. Das Kompetenzteam sei maßgeblich dafür verantwortlich, die Qualität der Magazine zu sichern".
Kompetenzteam statt Redaktion, (vogel-) freie Mitarbeiter, statt einem eingearbeitetem Team und einer Stammredaktion, einst unter engagierten Chefredakteurinnen wie Anne Volk es eine war.
Es bestehen erhebliche Zweifel, dass diese „Instanz“ in Frauenfragen diese Stellung behaupten kann, und nicht stattdessen zu einem Anzeigenblättchen für Kosmetika und Mode verkommt.
Wenn die Auflage sinkt, wie bei der Brigitte, dann sind Ideenmacher und innovative Rezepte gefragt, nicht der Rauswurf erfahrener Redakteurinnen.
Auch der STERN aus dem Hause Gruner und Jahr schlingert, und hat bisher keine klare Linie gefunden. Chefredakteure kommen und gehen, die Probleme jedoch bleiben.
Auf Twitter wird jetzt unter Gruner und Spar Dampf abgelassen.
SPIEGEL Manpower noch vorhanden
Der SPIEGEL hat die Manpower – noch – um exzellente Hintergrundinformationen, interessante Reportagen und den investigativen Journalismus zu bieten, der ihn in der Vergangenheit so stark machten. Allerdings braucht der SPIEGEL weit mehr, als nur den Abgang zweier leitender Mitarbeiter.
SPIEGEL-Titel wie „Stoppt Putin“ dürften kaum geeignet sein, potentielle Leser an den Kiosk zu locken.
SPIEGEL 2014 .............weiter so?
Die SPIEGEL-Krise steuert ihrem Höhepunkt entgegen
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Wird die BILD-Zeitung zur Journalistenschmiede? – Noch ein BILD-Mann zum SPIEGEL
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onlinedienst - 5. Dez, 08:17 Article 4290x read
spiegel.de
Zuviel und zu oft aufregen kann nicht gut sein fuer die Gesundheit. Ich weiss es nicht. Trotzdem sollte ich meine Surfgewohnheiten umstellen.
Dies war der letzte Artikel den ich auf SPON gelesen habe:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/thueringen-ramelow-wahl-der-kommentar-zu-rot-rot-gruen-a-1006781.html
Verfasst von jemanden der ziemlich traurig darueber ist, dass die Bundeswehr nicht den Irak ueberfallen hat.
http://www.spiegel.de/impressum/autor-1994.html
spiegel.de ist nun auch routerseitig gesperrt. Das Passwort des Routers habe ich mir nicht gemerkt. In Auslieferungszustand werde ich meinen Router auch nicht versetzen nur um spiegel.de wieder ansurfen zu koennen.
Der Spiegel soll aus meinem Kopf verschwinden. Aber ganz schnell.
Aus die Maus.