Die SPIEGEL-Krise steuert ihrem Höhepunkt entgegen
Dr. Alexander von Paleske ----- 9.11. 2014 ----
In der vergangenen Woche hielt der SPIEGEL Chefredakteur Wolfgang Büchner eine Rede auf der Feier zum 20-jährigen Bestehen von SPIEGEL-online .
Wolfgang Büchner ............. Ablösung gefordert
Letzte Rede als SPIEGEL Chefredakteur?
Es könnte seine letzte Rede dort gewesen sein, auch wenn Jakob Augstein, Sohn des SPIEGEL- Gründers Rudolf Augstein, sie auf TWITTER eine „kluge Rede“ nannte, denn mittlerweile haben 91% der Redakteure von SPIEGEL-Print ihrem Chefredakteur das Misstrauen ausgesprochen, im Klartext: Seine Ablösung gefordert.
Der Text :
Die Redakteurinnen und Redakteure des SPIEGEL sind in großer Sorge um die Zukunft des Verlages. Das wirtschaftliche Umfeld, die Umstellung auf den Erscheinungstermin Samstag sowie die Suche nach einem schlüssigen Konzept zur digitalen Zukunft des SPIEGEL und zur Kooperation der Redaktionen von SPIEGEL, SPIEGEL Online und SPIEGEL TV stellen das Haus vor große Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund können die Redakteurinnen und Redakteure des SPIEGEL ihre Aufgaben nur dann erfüllen, wenn sie von einem Chefredakteur geführt werden, der das Vertrauen aller Gesellschafter sowie der Redaktion in seine journalistische und strategische Führungskompetenz genießt. Nun aber gibt es beim SPIEGEL ein offensichtliches Führungsvakuum, nicht zuletzt nachdem öffentlich geworden ist, dass die Gesellschafter bereits Gespräche zur Nachfolge Wolfgang Büchners geführt haben. Das lähmt die redaktionelle Arbeit und verhindert dringend notwendige Entscheidungen. Die Redakteurinnen und Redakteure des SPIEGEL rufen die Gesellschafter daher auf, diesen Schwebezustand unverzüglich zu beenden."
Cash Cow und ihre Probleme
SPIEGEL-Print ist nach wie vor die Cash Cow des SPIEGEL-Verlags, die Einnahmen aus SPIEGEL-Online sind demgegenüber vergleichsweise gering. das könnte sich nur signifikant ändern, wenn über SPIEGEL-Online auch Hundefutter und Dampferfahrten verkauft werden.
Gegen die Mehrheit der Print-Redakteure kann der SPIEGEL nicht handlungsfähig bleiben, deshalb gibt es kurzfristig wohl nur einen Ausweg: Büchner den Laufpass zu geben.
Büchner hatte sich seine Meriten vor allem durch die Re-Organisierung der Deutschen Presse Agentur (dpa) erworben, ein Nachrichtensammler. Ihm fehlte jedoch die langjährige journalistische Erfahrung in einem Medium wie SPIEGEL-Print
.
Das wäre vielleicht in einer geruhsamen Phase der Medienlandschaft noch gut gegangen, nicht jedoch in der Zeit des Umbruchs, in der alle Printmedien unter Druck stehen, und teils massive Auflagenrückgänge zu verzeichnen haben, der SPIEGEL davon nicht ausgenommen.
Aber Büchners Konzept war nicht die inhaltliche Neuausrichtung des schlingernden Dampfers SPIEGEL, also die Neuausrichtung auf die Gebiete investigativer Journalismus und tiefschürfende Hintergrund-Informationen, sondern die Reorganisation zwischen Print und Online.
Gut für DPA - nicht ausreichend für SPIEGEL
Das, was für einen Nachrichtensammler wie DPA adäquat war, das war für den SPIEGEL-Print in diesen schwierigen Zeiten offenbar völlig ungenügend.
Und dann machte Büchner noch drei Fehler:
- Er berief den Leiter der Hauptstadtredaktion des „Drecksblattes“ BILD, Nikolaus Blome, zu seinem Stellvertreter.
- Er wollte die Ressortleiter-Stellen ausschreiben lassen, offenbar um ihm unbequeme Ressortleiter loszuwerden. Wirtschaftschef Armin Mahler und Kulturchef Lothar Gorris wollte er unverzüglich aus dem Hause drängen - ohne Begründung versteht sich.
- Dann holte er auch noch einen weiteren BILD-Mann namens Torsten Beeck in die Chefetage,
Vertrauen zerstört
Damit hatte Büchner erfolgreich das Vertrauen der Redaktion in ihn zerstört. Mittlerweile schiesst sich auch der Betriebsrat auf ihn ein.
Die Abberufung Büchners dürfte damit kaum noch aufzuhalten sein, der Niedergang des SPIEGEL jedoch nur, wenn ein Chefredakteur berufen wird, der mehr zu bieten hat als eine Neuorganisation der Zusammenarbeit bzw. Verzahnung zwischen SPIEGEL-Print und SPIEGEL Online unter der griffigen Bezeichnung SPIEGEL 3.0.
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Letzte Rede als SPIEGEL Chefredakteur?
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Der Text :
Die Redakteurinnen und Redakteure des SPIEGEL sind in großer Sorge um die Zukunft des Verlages. Das wirtschaftliche Umfeld, die Umstellung auf den Erscheinungstermin Samstag sowie die Suche nach einem schlüssigen Konzept zur digitalen Zukunft des SPIEGEL und zur Kooperation der Redaktionen von SPIEGEL, SPIEGEL Online und SPIEGEL TV stellen das Haus vor große Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund können die Redakteurinnen und Redakteure des SPIEGEL ihre Aufgaben nur dann erfüllen, wenn sie von einem Chefredakteur geführt werden, der das Vertrauen aller Gesellschafter sowie der Redaktion in seine journalistische und strategische Führungskompetenz genießt. Nun aber gibt es beim SPIEGEL ein offensichtliches Führungsvakuum, nicht zuletzt nachdem öffentlich geworden ist, dass die Gesellschafter bereits Gespräche zur Nachfolge Wolfgang Büchners geführt haben. Das lähmt die redaktionelle Arbeit und verhindert dringend notwendige Entscheidungen. Die Redakteurinnen und Redakteure des SPIEGEL rufen die Gesellschafter daher auf, diesen Schwebezustand unverzüglich zu beenden."
Cash Cow und ihre Probleme
SPIEGEL-Print ist nach wie vor die Cash Cow des SPIEGEL-Verlags, die Einnahmen aus SPIEGEL-Online sind demgegenüber vergleichsweise gering. das könnte sich nur signifikant ändern, wenn über SPIEGEL-Online auch Hundefutter und Dampferfahrten verkauft werden.
Gegen die Mehrheit der Print-Redakteure kann der SPIEGEL nicht handlungsfähig bleiben, deshalb gibt es kurzfristig wohl nur einen Ausweg: Büchner den Laufpass zu geben.
Büchner hatte sich seine Meriten vor allem durch die Re-Organisierung der Deutschen Presse Agentur (dpa) erworben, ein Nachrichtensammler. Ihm fehlte jedoch die langjährige journalistische Erfahrung in einem Medium wie SPIEGEL-Print
.
Das wäre vielleicht in einer geruhsamen Phase der Medienlandschaft noch gut gegangen, nicht jedoch in der Zeit des Umbruchs, in der alle Printmedien unter Druck stehen, und teils massive Auflagenrückgänge zu verzeichnen haben, der SPIEGEL davon nicht ausgenommen.
Aber Büchners Konzept war nicht die inhaltliche Neuausrichtung des schlingernden Dampfers SPIEGEL, also die Neuausrichtung auf die Gebiete investigativer Journalismus und tiefschürfende Hintergrund-Informationen, sondern die Reorganisation zwischen Print und Online.
Gut für DPA - nicht ausreichend für SPIEGEL
Das, was für einen Nachrichtensammler wie DPA adäquat war, das war für den SPIEGEL-Print in diesen schwierigen Zeiten offenbar völlig ungenügend.
Und dann machte Büchner noch drei Fehler:
- Er berief den Leiter der Hauptstadtredaktion des „Drecksblattes“ BILD, Nikolaus Blome, zu seinem Stellvertreter.
- Er wollte die Ressortleiter-Stellen ausschreiben lassen, offenbar um ihm unbequeme Ressortleiter loszuwerden. Wirtschaftschef Armin Mahler und Kulturchef Lothar Gorris wollte er unverzüglich aus dem Hause drängen - ohne Begründung versteht sich.
- Dann holte er auch noch einen weiteren BILD-Mann namens Torsten Beeck in die Chefetage,
Vertrauen zerstört
Damit hatte Büchner erfolgreich das Vertrauen der Redaktion in ihn zerstört. Mittlerweile schiesst sich auch der Betriebsrat auf ihn ein.
Die Abberufung Büchners dürfte damit kaum noch aufzuhalten sein, der Niedergang des SPIEGEL jedoch nur, wenn ein Chefredakteur berufen wird, der mehr zu bieten hat als eine Neuorganisation der Zusammenarbeit bzw. Verzahnung zwischen SPIEGEL-Print und SPIEGEL Online unter der griffigen Bezeichnung SPIEGEL 3.0.
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onlinedienst - 9. Nov, 14:20 Article 4882x read