Afghanistan: Rückt das Ende des Schreckens näher?
Dr. Alexander von Paleske 5.8. 2010 --- Das Ende des Afghanistaneinsatzes rückt nun offenbar näher. Selbst den Hurrapatrioten in den politischen Parteien einschliesslich der Grünen und in den Redaktionsstuben dämmert es langsam, dass dieser Krieg nicht nur nicht zu gewinnen ist, sondern letztlich – abgesehen von der (möglicherweise temporären) Vertreibung von Al Qaida - keines der Kriegsziele (jemals) erreicht werden kann.
Auch innerhalb der SPD wächst der Widerstand.
Mehr noch: die Veröffentlichung von Tausenden von Dokumenten bei Wikileaks zeigt noch einmal deutlich, dass die Öffentlichkeit nur bestenfalls unzureichend informiert wurde.
Nachdem das niederländische Kontingent dieser Tage abgezogen wird, und weitere kriegsteilnehmende Länder im nächsten Jahr folgen werden,steht der Abzug der Bundeswehr nun dringender denn je auf der Tagesordnung.
Selbst die ZEIT-Universalreporterin Andrea Böhm, die noch im vergangenen Jahr dem Hurrapatriotismus frönte, und Sprüche wie "Geschichte schreibt kein Dikat für die Zukunft" zum besten gab, was hier einer scharfen Kritik unterzogen wurde, scheint in ihrem Leitartikel auf Seite 1 der ZEIT vom 29.7. nun der Resignation anheimzufallen.
Stichwort: Es hätte von Anfang an alles anders laufen müssen: Mehr Entwicklungshilfe.
Ich bat den Botschafter a.D. Dr. Werner Kilian, den ich schon zweimal zum Thema Afghanistan-Krieg interviewt hatte, um eine kurze Stellungnahme, die ich hier in wenigen Punkten zusammenfasse:
- Wenn man sich deren Auswahl und Auswertung (der geleakten Dokumente) ansieht, kann man tatsächlich zu dem Ergebnis kommen, dass die Geheimdokumente die Beurteilung der rechtlichen und politischen Lage nicht verändern.
- Wir wussten schon vorher, dass aus der anfänglichen Polizeiaktion (Fangt Osama!) inzwischen eine kriegerische Auseinandersetzung mit Teilen der paschtunischen Bevölkerung in Afghanistan und den pakistanischen Grenzgebieten geworden ist.
- Wir wussten, dass dieser Kampf für die US-Soldaten und ihre Verbündeten weder militärisch noch politisch zu gewinnen ist.
- Was erschreckt, ist die Brutalität der beiderseitigen Kampfhandlungen und der bürokratische Stil der Chronisten des Todes.
- Wir wussten, dass sich für die NATO-Truppen der Kampf gegen die Hydra wiederholt: Für jeden abgeschlagenen Kopf wachsen mehrere neue nach.
- Das schwer erklärbare Ziel der Todeskommandos scheint es dennoch zu sein, in der verbleibenden Zeit bis zum Abzug noch möglichst viele "Insurgents" unschädlich zu machen, auch wenn das deren Gesamtzahl eher erhöht als verringert.
- Die vielen Namen afghanischer Informanten eröffnen einen düsteren Blick in die Zukunft. Spätestens nach dem Abzug der NATO-Truppen werden die Taliban als blutige Rächer durch die Lande ziehen und die Kollaborateure ergreifen. Man spricht schon von einem künftigen neuen Bürgerkrieg, an dem die NATO-Aktion ihr gerütteltes Mass an Mitschuld zu tragen hat.
So weit Dr. Kilian.
Nach wie vor ist völlig unklar, ob, und wenn ja,in welchem Umfang, die deutsche Spezialtruppe KSK bei gezielten Tötungen in Afghanistan involviert ist. Dass deren Aktionen nur beschränkt einer parlamentarischen Berichtspflicht unterliegen, ist ein unerträglicher Zustand. Auch dass der US-Präsident G.W. Bush seinerzeit voll des Lobes über diese Truppe war, sollte eher zur Beunruhigung beitragen.
Der Grünen-Bundestags-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele hat sich – bisher vergeblich – darum bemüht, mehr Licht in dieses Einsatzdunkel zu bekommen.
Der Artikel von Susanne Gaschke über die KSK „Unter Kriegern“ trägt leider absolut nichts dazu bei, hier auch nur einen Funken mehr Klarheit zu verschaffen.
Für die NATO-Soldaten dürfte das Ende des Schreckens nun näherrücken.
Für die Angehörigen der gefallenen Soldaten bleibt letztlich die bittere Erkenntnis, dass ihr Tod sinnlos war.
Für die verantwortlichen Politiker und Parlamentarier die Pflicht, die Bundeswehr so schnell wie möglich abzuziehen.
Und für die afghanische Bevölkerung, auch nach dem Abzug, kein Ende von Hunger und Armut, trotz der 300 Milliarden US Dollar, die bis Ende diesen Jahres insgesamt in das Kriegsabenteuer geflossen sein werden.
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Stichwort: Es hätte von Anfang an alles anders laufen müssen: Mehr Entwicklungshilfe.
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- Wir wussten schon vorher, dass aus der anfänglichen Polizeiaktion (Fangt Osama!) inzwischen eine kriegerische Auseinandersetzung mit Teilen der paschtunischen Bevölkerung in Afghanistan und den pakistanischen Grenzgebieten geworden ist.
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Für die verantwortlichen Politiker und Parlamentarier die Pflicht, die Bundeswehr so schnell wie möglich abzuziehen.
Und für die afghanische Bevölkerung, auch nach dem Abzug, kein Ende von Hunger und Armut, trotz der 300 Milliarden US Dollar, die bis Ende diesen Jahres insgesamt in das Kriegsabenteuer geflossen sein werden.
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onlinedienst - 5. Aug, 22:06 Article 6027x read
Einsperren lassen - ALLE
Augenzeugenbericht: http://www.youtube.com/watch?v=kelmEZe8whI