Afghanistan – wann kommt der Waffenstillstand?
Dr. Alexander von Paleske 22.4. 2010-- Der Oberbefehlshaber der NATO-Truppen in Afghanistan, Stanley McChrystal ist auf Besuch in Deutschland. Seine Botschaft: Weiterkämpfen in Afghanistan. Und: es wird schwieriger werden. Mit anderen Worten: Mehr Bundeswehrsoldaten werden sterben oder verletzt werden. Weiter Krieg, noch mehr Krieg, noch mehr Soldaten und noch mehr Waffen.
Den Deutschen soll die Kriegsmüdigkeit mit Hilfe einer Propagandaoffensive des US-Geheimdienstes CIA ausgetrieben werden, wie Ralph Sina von der Tagesschau aus Washington am 19.4. berichtete. Julian Assange von WikiLeaks, Journalist und ehemaliger Computer-Hacker, hatte diesen Geheimplan entdeckt und bekannt gemacht. Ein Dementi der CIA gibt es offenbar nicht.
Zielgruppe sollen gerade auch die deutschen Frauen sein, denen der Krieg auch als Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen in Afghanistan verkauft werden soll.
Wie der Krieg in Afghanistan selbst dürfte auch diese unglaubliche Propagandaoffensive zum Scheitern verurteilt sein.
Bilanz eines Krieges
Der Krieg in Afghanistan hat in den vergangenen neun Jahren unzählige Menschenleben gefordert, vorwiegend unter der Zivilbevölkerung aber auch unter der ISAF Truppe.
Ausserdem hat der Krieg bis Ende 2009 insgesamt rund 230 Milliarden US Dollar verschlungen. Ein Betrag, der ausgereicht hätte, um in mehreren Ländern, nicht nur in Afghanistan, die Armut und Unterernährung komplett auszurotten und auch noch eine Infrastruktur aufzubauen.
.
In diesem Jahr allein soll das Afghanistan- Abenteuer alles in allem 70 Milliarden US Dollar kosten. Macht dann zusammen 300 Milliarden US Dollar.
An der Lage der Bevölkerung in Afghanistan hat sich gleichwohl nichts substantiell geändert. Im Gegenteil. Nach wie vor herrschen Armut, Unterernährung und ein sich ausweitender Krieg mit all seinen Folgen. Und dies in einem Land, das sich seit 1979 mit Unterbrechungen im Kriegszustand befindet.
Das Geld floss vornehmlich in den Militäreinsatz und in einige Infrastrukturprojekte.
Die Taliban können - keineswegs verwunderlich - immer grösseren Zulauf verzeichnen.
Der Krieg in Afghanistan ist nicht nur nicht mehr zu gewinnen, die militärische Lage hat sich für die ISAF-Truppe vielmehr Zug um Zug verschlechtert, dies hat gerade auch die Bundeswehr in Kundus zu spüren bekommen, wie die Zahl der gefallenen und verletzten Soldaten nur allzu deutlich belegt.
Täglich werden Granaten auf das Bundeswehr-Lager in Kundus abgefeuert. Die Moral unter den deutschen Soldaten befindet sich im Sinkflug, zumal sie auch noch unzureichend ausgerüstet sind.
Ablehnung des Krieges
In Deutschland stösst die deutsche Beteiligung am Krieg mittlerweile bei 70 % der Befragten auf Ablehnung.
Auch in der deutschen Presse zeichnet sich jetzt ein Meinungsumschwung ab, ganz ähnlich wie seinerzeit im Vietnamkrieg.
So heisst es In der WELT vom 17.4. 2010 unter der Ueberschrift „Schwächt noch mal die Taliban und zieht dann ab“
„Deutschlands Sicherheit wurde bislang nicht in Afghanistan verteidigt. Man kämpfte für den Bestand des westlichen Bündnisses für den sich in der Tat ein Krieg als äussertes Mittel lohnt....Versucht die Taliban in einer Grossoffensive noch einmal entscheidend zu schwächen, um dann erhobenen Hauptes das Land zu verlassen.
Man könnte noch hinzufügen: Dann nach uns die Sintflut.
In der Wochenzeitung DIE ZEIT findet sich ein Dossier mit dem Titel „Die Stadt und die Mörder“ das am Beispiel einer Kleinstadt einen guten Einblick vermittelt, was es in Wirklichkeit mit dem Aufbau von Verwaltung und Justiz auf sich hat, wie die Korruption blüht, weshalb die Bevölkerung mit den Taliban zusammenarbeitet, und die ISAF Truppe keine Aussicht hat, diesen Krieg für sich zu entscheiden.
Exit-Strategie erforderlich
Eine wirkliche Exit-Strategie aber, die den Namen verdient, das zeigt insbesondere der Kommentar in der WELT, ist nicht in Sicht.
Dabei wäre diese jetzt nötiger denn je. Denn die Fortsetzung des Krieges wird das unvermeidliche Ende, nämlich den Abzug und die Machtübernahme durch die Taliban, nur hinausschieben, aber ein Hinausschieben nur um den Preis weiterer Menschenopfer.
Deshalb stünde, um weitere sinnlose Opfer unter der Zivilbevölkerung und den Soldaten zu vermeiden, in erster Linie ein unverzüglicher Waffenstillstand als erster Schritt an.
Dieser Waffenstillstand müsste konsequenterweise auch die Drohnenangriffe beenden.
Anschliessend könnten die Modalitäten für einen Truppenabzug ausgehandelt werden. Denkbar wäre dann auch die Stationierung einer Friedenstruppe aus islamischen Ländern.
Nachtrag vom 22.4. 2010, 15.00h
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat heute im Bundestag eine Regierungserklärung zu Afghanistan abgegeben. Zu allen wesentlichen Fragen ist sie die Antwort jedoch schuldig geblieben.
Zu Afghanistan
Tod in Afghanistan - Undank in der Heimat
Blackwater–Söldner in Afghanistan oder: Mit der Bundeswehr Seit an Seit
Der Krieg in Afghanistan und eine führende liberale deutsche Wochenzeitung
Nach der Afghanistankonferenz - Dr. Werner Kilian im Interview
Schrecken ohne Ende? - Ein Interview mit Botschafter a.D. Dr. Werner Kilian
Afghanistan: Milliarden für den Krieg, Peanuts zur Bekämpfung von Hunger und Unterernährung
Verteidigung westlicher Kulturwerte am Hindukusch oder: So fröhlich ist das Söldnerleben in Afghanistan
Keine Strafverfolgung deutscher Soldaten in Afghanistan?
Unsere kanadischen Folterfreunde in Afghanistan
Justiz in der Krise oder Krisenjustiz?
Mission impossible – Josef Joffes Iran-Kriegs-Artikel in der ZEIT</a
Den Deutschen soll die Kriegsmüdigkeit mit Hilfe einer Propagandaoffensive des US-Geheimdienstes CIA ausgetrieben werden, wie Ralph Sina von der Tagesschau aus Washington am 19.4. berichtete. Julian Assange von WikiLeaks, Journalist und ehemaliger Computer-Hacker, hatte diesen Geheimplan entdeckt und bekannt gemacht. Ein Dementi der CIA gibt es offenbar nicht.
Zielgruppe sollen gerade auch die deutschen Frauen sein, denen der Krieg auch als Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen in Afghanistan verkauft werden soll.
Wie der Krieg in Afghanistan selbst dürfte auch diese unglaubliche Propagandaoffensive zum Scheitern verurteilt sein.
Bilanz eines Krieges
Der Krieg in Afghanistan hat in den vergangenen neun Jahren unzählige Menschenleben gefordert, vorwiegend unter der Zivilbevölkerung aber auch unter der ISAF Truppe.
Ausserdem hat der Krieg bis Ende 2009 insgesamt rund 230 Milliarden US Dollar verschlungen. Ein Betrag, der ausgereicht hätte, um in mehreren Ländern, nicht nur in Afghanistan, die Armut und Unterernährung komplett auszurotten und auch noch eine Infrastruktur aufzubauen.
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In diesem Jahr allein soll das Afghanistan- Abenteuer alles in allem 70 Milliarden US Dollar kosten. Macht dann zusammen 300 Milliarden US Dollar.
An der Lage der Bevölkerung in Afghanistan hat sich gleichwohl nichts substantiell geändert. Im Gegenteil. Nach wie vor herrschen Armut, Unterernährung und ein sich ausweitender Krieg mit all seinen Folgen. Und dies in einem Land, das sich seit 1979 mit Unterbrechungen im Kriegszustand befindet.
Das Geld floss vornehmlich in den Militäreinsatz und in einige Infrastrukturprojekte.
Die Taliban können - keineswegs verwunderlich - immer grösseren Zulauf verzeichnen.
Der Krieg in Afghanistan ist nicht nur nicht mehr zu gewinnen, die militärische Lage hat sich für die ISAF-Truppe vielmehr Zug um Zug verschlechtert, dies hat gerade auch die Bundeswehr in Kundus zu spüren bekommen, wie die Zahl der gefallenen und verletzten Soldaten nur allzu deutlich belegt.
Täglich werden Granaten auf das Bundeswehr-Lager in Kundus abgefeuert. Die Moral unter den deutschen Soldaten befindet sich im Sinkflug, zumal sie auch noch unzureichend ausgerüstet sind.
Ablehnung des Krieges
In Deutschland stösst die deutsche Beteiligung am Krieg mittlerweile bei 70 % der Befragten auf Ablehnung.
Auch in der deutschen Presse zeichnet sich jetzt ein Meinungsumschwung ab, ganz ähnlich wie seinerzeit im Vietnamkrieg.
So heisst es In der WELT vom 17.4. 2010 unter der Ueberschrift „Schwächt noch mal die Taliban und zieht dann ab“
„Deutschlands Sicherheit wurde bislang nicht in Afghanistan verteidigt. Man kämpfte für den Bestand des westlichen Bündnisses für den sich in der Tat ein Krieg als äussertes Mittel lohnt....Versucht die Taliban in einer Grossoffensive noch einmal entscheidend zu schwächen, um dann erhobenen Hauptes das Land zu verlassen.
Man könnte noch hinzufügen: Dann nach uns die Sintflut.
In der Wochenzeitung DIE ZEIT findet sich ein Dossier mit dem Titel „Die Stadt und die Mörder“ das am Beispiel einer Kleinstadt einen guten Einblick vermittelt, was es in Wirklichkeit mit dem Aufbau von Verwaltung und Justiz auf sich hat, wie die Korruption blüht, weshalb die Bevölkerung mit den Taliban zusammenarbeitet, und die ISAF Truppe keine Aussicht hat, diesen Krieg für sich zu entscheiden.
Exit-Strategie erforderlich
Eine wirkliche Exit-Strategie aber, die den Namen verdient, das zeigt insbesondere der Kommentar in der WELT, ist nicht in Sicht.
Dabei wäre diese jetzt nötiger denn je. Denn die Fortsetzung des Krieges wird das unvermeidliche Ende, nämlich den Abzug und die Machtübernahme durch die Taliban, nur hinausschieben, aber ein Hinausschieben nur um den Preis weiterer Menschenopfer.
Deshalb stünde, um weitere sinnlose Opfer unter der Zivilbevölkerung und den Soldaten zu vermeiden, in erster Linie ein unverzüglicher Waffenstillstand als erster Schritt an.
Dieser Waffenstillstand müsste konsequenterweise auch die Drohnenangriffe beenden.
Anschliessend könnten die Modalitäten für einen Truppenabzug ausgehandelt werden. Denkbar wäre dann auch die Stationierung einer Friedenstruppe aus islamischen Ländern.
Nachtrag vom 22.4. 2010, 15.00h
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat heute im Bundestag eine Regierungserklärung zu Afghanistan abgegeben. Zu allen wesentlichen Fragen ist sie die Antwort jedoch schuldig geblieben.
Zu Afghanistan
Tod in Afghanistan - Undank in der Heimat
Blackwater–Söldner in Afghanistan oder: Mit der Bundeswehr Seit an Seit
Der Krieg in Afghanistan und eine führende liberale deutsche Wochenzeitung
Nach der Afghanistankonferenz - Dr. Werner Kilian im Interview
Schrecken ohne Ende? - Ein Interview mit Botschafter a.D. Dr. Werner Kilian
Afghanistan: Milliarden für den Krieg, Peanuts zur Bekämpfung von Hunger und Unterernährung
Verteidigung westlicher Kulturwerte am Hindukusch oder: So fröhlich ist das Söldnerleben in Afghanistan
Keine Strafverfolgung deutscher Soldaten in Afghanistan?
Unsere kanadischen Folterfreunde in Afghanistan
Justiz in der Krise oder Krisenjustiz?
Mission impossible – Josef Joffes Iran-Kriegs-Artikel in der ZEIT</a
onlinedienst - 22. Apr, 08:14 Article 6687x read
Danke Hr. Dr. v. P.
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Mr. President Obama hat seine Geheimdienste nicht mehr unter Kontrole, die haben sich mit privaten Unternehmen verselbstständigt. Unsere Bundeswehr kämpft an der Seite mit diesen Söldnern, die sich wie Schweine in Afhganistan verhalten (Wodka aus der Po-Ritze schlürfen usw. auf dem Gelände der US-Botschaft in Kabul sind da noch harmlose Beispiele). Ex-Blackwater (jetzt XE-Services, auch ein CIA-Stall) Mitarbeiter werden in den USA angeklagt wegen unerlaubten Waffenbesitzes (keine kleinen Schusswaffen!), wegen Waffenschmuggel usw. usf. - Das alt bekannte Spiel eben mit der Schmuggelei der CIA, neben dem Drogenbusiness.
Also fassen wir zusammen:
Als die Taliban gegen die Russen kämpften, wurden die Taliban von der CIA beliefert, finanziert und trainiert wie man hinterfotzige Anschläge gegen Militärs verübt.
Will mir jetzt jemand in der Weltgeschichte weiss machen, das es diesmal anders ist und keine Organisation eines Landes den Taliban unterstützt?
??
Also, Freunde die mich belügen, bekommen von mir einen Arschtritt. Das ist doch das normalste auf der Welt.
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EOT - End of Transmission
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Hier eine Analyse des geleakten CIA-Papiers eines Bloggers, deren Qualität nicht verifiziert ist:
http://womblog.de/2010/03/27/analyse-des-geleakten-cia-papiers-zur-pr-strategie-in-afghanistan/