Antibiotikaresistenz: Nach Pest, Tripper, MRSA, NDM-1, TB, Campylobacter nun die Salmonellen
Dr. Alexander von Paleske -- 4.8. 2011 --
Die Liste der Antibiotika-resistenten Bakterien wird immer länger.
Nun haben die Forscher des Pasteur- Instituts in Paris einen Salmonellenstamm entdeckt, der gegen wirksame herkömmliche Antibiotika multiresistent ist. Es handelt sich um den Stamm Salmonella Kentucky, der sich offenbar zuerst in Ostafrika ausgebreitet hat, aber mittlerweile auch in Europa heimisch geworden ist.
Zwei Sorten von Salmonellen
Die Salmonellen-Bakterien lassen sich grob gesagt in zwei Gruppen einteilen:
1. Enteritis-Salmonellen, die als Krankheitserreger Fieber, krampfartige Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit erzeugen, was aber nach einigen Tagen abklingt, und in den meisten Fällen keiner Behandlung mit Antibiotika bedarf.
Das gilt jedoch nicht für Kleinkinder, alte Menschen und Immungeschwächte. Für diese Gruppe kann die Infektion selbst mit diesen Salmonellen tödlich verlaufen, sie sind deshalb auf die Behandlung mit Antibiotika angewiesen.
Bei allen anderen Patienten genügt eine symptomatische Behandlung, die vor allem in einer Flüssigkeitssubstitution besteht.
Jährlich infizieren sich, den Zahlen des Robert Koch-Instituts zufolge, deutschlandweit mehr als 40.000 Menschen mit den gefährlichen Keimen. Dank der beiden Behandlungsmöglichkeiten ist die Todesrate von 30 Patienten in Deutschland sehr niedrig – noch muss man ergänzend dazu sagen.
Geflügel und Tierprodukte
Erregerreservoir für diese Krankheitserreger ist vor allem Geflügel. Übertragung auf den Menschen dann durch geschlachtete Tiere und Tierprodukte wie Milch und Eier - wobei die Massentierhaltung außerordentlich zu der Verbreitung beiträgt - und Menschen, sofern sie den Krankheitserreger nach Krankheitsende weiter ausscheiden und ihn dann auf Lebensmittel übertragen
2. Die zweite Gruppe der Salmonellen ( Salmonella typhi und paratyphi) erzeugt Typhus und Paratyphus. Das sind Erkrankungen, die potentiell lebensbedrohlich sind, der Erreger nicht auf den Darm begrenzt ist, sondern sich auf dem Blutwege in verschiedene Organe wie z.B. Milz, Leber und Herz ausbreitet . Die betroffenen Patienten müssen antibiotisch behandelt werden.
De Erkrankung wird von Mensch zu Mensch weiterübertragen, entweder direkt, oder indirekt über Nahrungsmittel. Geflügel und Tierprodukte spielen als Erregerreservoir keine Rolle.
Die Krankheit kommt vorwiegend in Ländern der Dritten Welt vor, wird aber über Touristen auch nach Deutschland eingeschleppt.
Bedrohliche Resistenz
Die nun entdeckte Antibiotikaresistenz - in diesem Fall gegen die bisher hochwirksamen Chinolone - ist deshalb so bedrohlich:
- weil sie voll im Trend der weltweit zunehmenden Antibiotikaresistenz liegt
- weil sie auf andere Bakterien des gleichen Typs, hier also andere Salmonellenarten, aber auch an andere Bakterienarten, über Wege des zwischenbakteriellen Info-Transfers übertragen werden kann
Massentierhaltung als Brandbeschleuniger
Und wieder spielt die Massentierhaltung bei der erstgenannten Salmonellen- Gruppe eine bedeutende Rolle: sie fördert zum einen die Ausbreitung der Salmonellen, und zum anderen durch den hier in mehreren Artikeln angeprangerten - zwangsläufig - damit verbundenen Masseneinsatz von Antibiotika, deren Resistenzentwicklung.
Die Gesichter der Politiker sollten deshalb bang und bänger werden, aber die sind vor allem damit beschäftigt, wieder mal eine neue Reform in Gesundheitswesen zu verabschieden.
Die extreme Bedrohung durch die zunehmende Antibiotikaresistenz lässt sie weitgehend kalt. Dabei werden durchgreifende Maßnahmen zu Eindämmung des Antibiotikaeinsatzes, vor allem also die Abschaffung der Massentierhaltung, immer dringender.
Zur Antibiotikaresistenz
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Nun haben die Forscher des Pasteur- Instituts in Paris einen Salmonellenstamm entdeckt, der gegen wirksame herkömmliche Antibiotika multiresistent ist. Es handelt sich um den Stamm Salmonella Kentucky, der sich offenbar zuerst in Ostafrika ausgebreitet hat, aber mittlerweile auch in Europa heimisch geworden ist.
Zwei Sorten von Salmonellen
Die Salmonellen-Bakterien lassen sich grob gesagt in zwei Gruppen einteilen:
1. Enteritis-Salmonellen, die als Krankheitserreger Fieber, krampfartige Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit erzeugen, was aber nach einigen Tagen abklingt, und in den meisten Fällen keiner Behandlung mit Antibiotika bedarf.
Das gilt jedoch nicht für Kleinkinder, alte Menschen und Immungeschwächte. Für diese Gruppe kann die Infektion selbst mit diesen Salmonellen tödlich verlaufen, sie sind deshalb auf die Behandlung mit Antibiotika angewiesen.
Bei allen anderen Patienten genügt eine symptomatische Behandlung, die vor allem in einer Flüssigkeitssubstitution besteht.
Jährlich infizieren sich, den Zahlen des Robert Koch-Instituts zufolge, deutschlandweit mehr als 40.000 Menschen mit den gefährlichen Keimen. Dank der beiden Behandlungsmöglichkeiten ist die Todesrate von 30 Patienten in Deutschland sehr niedrig – noch muss man ergänzend dazu sagen.
Geflügel und Tierprodukte
Erregerreservoir für diese Krankheitserreger ist vor allem Geflügel. Übertragung auf den Menschen dann durch geschlachtete Tiere und Tierprodukte wie Milch und Eier - wobei die Massentierhaltung außerordentlich zu der Verbreitung beiträgt - und Menschen, sofern sie den Krankheitserreger nach Krankheitsende weiter ausscheiden und ihn dann auf Lebensmittel übertragen
2. Die zweite Gruppe der Salmonellen ( Salmonella typhi und paratyphi) erzeugt Typhus und Paratyphus. Das sind Erkrankungen, die potentiell lebensbedrohlich sind, der Erreger nicht auf den Darm begrenzt ist, sondern sich auf dem Blutwege in verschiedene Organe wie z.B. Milz, Leber und Herz ausbreitet . Die betroffenen Patienten müssen antibiotisch behandelt werden.
De Erkrankung wird von Mensch zu Mensch weiterübertragen, entweder direkt, oder indirekt über Nahrungsmittel. Geflügel und Tierprodukte spielen als Erregerreservoir keine Rolle.
Die Krankheit kommt vorwiegend in Ländern der Dritten Welt vor, wird aber über Touristen auch nach Deutschland eingeschleppt.
Bedrohliche Resistenz
Die nun entdeckte Antibiotikaresistenz - in diesem Fall gegen die bisher hochwirksamen Chinolone - ist deshalb so bedrohlich:
- weil sie voll im Trend der weltweit zunehmenden Antibiotikaresistenz liegt
- weil sie auf andere Bakterien des gleichen Typs, hier also andere Salmonellenarten, aber auch an andere Bakterienarten, über Wege des zwischenbakteriellen Info-Transfers übertragen werden kann
Massentierhaltung als Brandbeschleuniger
Und wieder spielt die Massentierhaltung bei der erstgenannten Salmonellen- Gruppe eine bedeutende Rolle: sie fördert zum einen die Ausbreitung der Salmonellen, und zum anderen durch den hier in mehreren Artikeln angeprangerten - zwangsläufig - damit verbundenen Masseneinsatz von Antibiotika, deren Resistenzentwicklung.
Die Gesichter der Politiker sollten deshalb bang und bänger werden, aber die sind vor allem damit beschäftigt, wieder mal eine neue Reform in Gesundheitswesen zu verabschieden.
Die extreme Bedrohung durch die zunehmende Antibiotikaresistenz lässt sie weitgehend kalt. Dabei werden durchgreifende Maßnahmen zu Eindämmung des Antibiotikaeinsatzes, vor allem also die Abschaffung der Massentierhaltung, immer dringender.
Zur Antibiotikaresistenz
Bleibt die Gonorrhoe (Tripper) behandelbar?
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onlinedienst - 4. Aug, 22:37 Article 5361x read
So können wir nur für eine bessere Infektiologische Ausbildung der Ärzte sorgen und beten das unsere gramnegativen Freunde nicht zu sehr kuscheln, Carbapenemasen / NDM-1-Betalactamasen weitergeben und wir Pneumonien nur noch mit Colistin angehen können.
Qman
Stimmt...aber
In jedem Krankenhaus sollte mindestens ein Arzt allein für die Infektiologie zuständig sein, um die Reistenzlage festzustellen, die Einhaltung der Hygienevorschriften zu überwachen und den korrekten Einsatz der Antbiotika durchzusetzen.
Niedergelassene Ärzte müssten zu regelmässigen Fortbildungen in Infektiologie verpflichtet werden.
Wir sollten aber nicht vergessen, dass alIein in Niedersachsen pro Jahr 400 Millionen Hühner durchschnittlich 2,3 mal Antibiotika in ihrem kurzen Leben bis zur Schlachtbank bekommen.
http://www.aerztezeitung.de/extras/druckansicht/?sid=662734&pid=670366
Nun wird auch aus den USA von einen multiresistenten Salmonellenkeim des Typs Salmonella Heidelberg berichtet, der aus der Truthahn-Massenzucht stammt.
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/46865/Salmonellen_Chinolon-Resistenz_breitet_sich_aus.htm
Und das ist längst noch nicht das Ende. Die Reaktion der Politiker darauf kann nur in höchstem Masse als unverantwortlich bezeichnet werden.
Die Abschaffung der Massentierhaltung steht dringender denn je auf der Tagesordnung.
Dr. v. Paleske
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