Deutsche Spitzenforscher: Späte Warnung vor Antibiotikaresistenz und unzureichende Vorschläge
Dr. Alexander von Paleske --- 29.1. 2013 ----- Namhafte deutsche Wissenschaftler, Mitglieder der Deutschen Akademie der Wissenschaften (bis 2008 Leopoldina) warnen vor den Gefahren der zunehmenden Antibiotikaresistenz.
Professor Ansgar Lohse vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Sprecher der Arbeitsgruppe „Infektionsforschung und Gesellschaft“ rief gestern zu grösseren Anstrengungen im Kampf gegen resistente Keime auf.
Antibiotika ......vielfach schon wirkungslose Pillchen
Gleichzeitig wurde ein acht-Punkte-Plan vorgestellt, der Abhilfe schaffen soll:
- Stärkung der Grundlagenforschung in den Bereichen Resistenzbildung und Entwicklung neuer Antibiotika.
- Verbesserung der strukturellen Voraussetzungen für Innovationen, zum Beispiel durch internationale Koordination von Maßnahmen zwischen Regierungen und Industrie.
- Erleichterungen für die klinische Forschung.
- Weiterentwicklung von regulatorischen Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel beschleunigte Zulassungsverfahren von neu entwickelten Antibiotika gegen kritische Erreger.
- Einschränkung des Einsatzes von Antibiotika in der der Tiermedizin und im Pflanzenschutz.
- Überwachung von Resistenzentwicklungen.
- Stärkung der sozioökonomischen Forschung und
-Einrichtung eines runden Tisches zu Antibiotika-Resistenzen und neuen Antibiotika aus Wissenschaft, Politik, Behörden und Industrie.
Zwei Fragen
Zwei Fragen stellen sich:
1. Ist die Diagnose richtig?
2. Sind die vorgeschlagenen Massnahmen geeignet, Abhilfe zu schaffen?
Ad 1) Die Diagnose ist korrekt, aber sie kommt reichlich spät. Viel zu spät. Das Problem der Antibiotikaresistenz ist seit Jahren bekannt und wird von Jahr zu Jahr grösser.
Die Akademie der Wissenschaften, früher Leopoldina, welche die oben genannte Arbeitsgruppe eingesetzt hat, ist eine Vereinigung , zu der nur die Spitzenforscher unter den Naturwissenschaftlern Zutritt haben.
Zu seinen prominentesten Mitgliedern gehörten einst neben J.W. von Goethe auch Nobelpreisträger wie Albert Einstein und Werner Heisenberg. Entsprechend darf man von diesem Gremium Stellungnahmen von Substanz erwarten – sollte man meinen.
Wappen der Leopoldina
Nicht nur Substanz in den Aussagen, sondern dass sie Gefahren rechtzeitig erkennen und entsprechend den Alarmknopf drücken, gerade dann, wenn sie der Allgemeinheit bestenfalls nur in Umrissen erkennbar sind.
Keine Rede davon
Davon kann jedoch im Falle der Antibiotikaresistenz gerade keine Rede sein. Seit Jahren wird immer wieder davor gewarnt, auch wir haben kontinuierlich seit 2007 auf diese sich anbahnende Katastrophe hingewiesen. Hier liegt ein kolossales Versagen der Wissenschaftler vor.
Ad 2) Sind die von den Wissenschaftlern vorgeschlagenen Massnahmen geeignet,, dieser sich anbahnenden Katastrophe wirksam entgegenzutreten?
Die Vorschläge der Forscher konzentrieren sich im Wesentlichen auf zwei Bereiche:
1. Entwicklung neuer Antibiotika und Beseitigung von Hindernissen bei deren Einführung. Weil Antibiotika der Pharmaindustrie vergleichsweise niedrige Profite bescheren, sollen sie mit Forschungsgelder (Staatsknete) zum Forschen getragen werden, und das, nachdem die pharmazeutische Industrie sich in den 60er, 70er, 80er und auch noch in den 90er Jahren eine goldene Nase mit dem Verkauf von Antibiotika verdient hat, allen voran die Firmen Bayer und Hoechst (jetzt Teil von Sanofi).
2. Der Verbrauch der Antibiotika in der Pflanzen und Tierzucht soll zurückgefahren werden.
Dieser Vorschlag ist in seiner Allgemeinheit und Unverbindlichkeit geradezu lächerlich, weil die Antibiotika zur Massentierhaltung gehören, die das Gelbe zum Ei.
In Zahlen: Im Jahre 2011 wurden 1734 Tonnen Antibiotika in der Massentierhaltung verfüttert - 40 mal so viel wie in allen Krankenhäusern zusammengenommen, und 7 mal mehr als in der gesamten Humanmedizin in Deutschland.
Statt klar und deutlich zu sagen, dass die Massentierhaltung beendet werden muss, und zwar zügig, werden wolkige Empfehlungen abgegeben.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Diagnose der Wissenschaftler kommt reichlich spät, und die Vorschläge zur unverzüglichen Abhilfe sind bestenfalls ungeeignet, um der sich anbahnenden Katastrophe wirksam zu begegnen.
Deartige unzureichende Vorschläge sind wir aus dem Hause der Agrarministerin (Verbraucherschutzministerin) Ilse Aigner gewohnt. Die Wissenschaftler sollten sich jedoch mehr ihrer Verantwortung bewusst sein, und auch vor unpopulären Vorschlägen nicht zurückschrecken. Sollten……
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- Verbesserung der strukturellen Voraussetzungen für Innovationen, zum Beispiel durch internationale Koordination von Maßnahmen zwischen Regierungen und Industrie.
- Erleichterungen für die klinische Forschung.
- Weiterentwicklung von regulatorischen Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel beschleunigte Zulassungsverfahren von neu entwickelten Antibiotika gegen kritische Erreger.
- Einschränkung des Einsatzes von Antibiotika in der der Tiermedizin und im Pflanzenschutz.
- Überwachung von Resistenzentwicklungen.
- Stärkung der sozioökonomischen Forschung und
-Einrichtung eines runden Tisches zu Antibiotika-Resistenzen und neuen Antibiotika aus Wissenschaft, Politik, Behörden und Industrie.
Zwei Fragen
Zwei Fragen stellen sich:
1. Ist die Diagnose richtig?
2. Sind die vorgeschlagenen Massnahmen geeignet, Abhilfe zu schaffen?
Ad 1) Die Diagnose ist korrekt, aber sie kommt reichlich spät. Viel zu spät. Das Problem der Antibiotikaresistenz ist seit Jahren bekannt und wird von Jahr zu Jahr grösser.
Die Akademie der Wissenschaften, früher Leopoldina, welche die oben genannte Arbeitsgruppe eingesetzt hat, ist eine Vereinigung , zu der nur die Spitzenforscher unter den Naturwissenschaftlern Zutritt haben.
Zu seinen prominentesten Mitgliedern gehörten einst neben J.W. von Goethe auch Nobelpreisträger wie Albert Einstein und Werner Heisenberg. Entsprechend darf man von diesem Gremium Stellungnahmen von Substanz erwarten – sollte man meinen.
Wappen der Leopoldina
Nicht nur Substanz in den Aussagen, sondern dass sie Gefahren rechtzeitig erkennen und entsprechend den Alarmknopf drücken, gerade dann, wenn sie der Allgemeinheit bestenfalls nur in Umrissen erkennbar sind.
Keine Rede davon
Davon kann jedoch im Falle der Antibiotikaresistenz gerade keine Rede sein. Seit Jahren wird immer wieder davor gewarnt, auch wir haben kontinuierlich seit 2007 auf diese sich anbahnende Katastrophe hingewiesen. Hier liegt ein kolossales Versagen der Wissenschaftler vor.
Ad 2) Sind die von den Wissenschaftlern vorgeschlagenen Massnahmen geeignet,, dieser sich anbahnenden Katastrophe wirksam entgegenzutreten?
Die Vorschläge der Forscher konzentrieren sich im Wesentlichen auf zwei Bereiche:
1. Entwicklung neuer Antibiotika und Beseitigung von Hindernissen bei deren Einführung. Weil Antibiotika der Pharmaindustrie vergleichsweise niedrige Profite bescheren, sollen sie mit Forschungsgelder (Staatsknete) zum Forschen getragen werden, und das, nachdem die pharmazeutische Industrie sich in den 60er, 70er, 80er und auch noch in den 90er Jahren eine goldene Nase mit dem Verkauf von Antibiotika verdient hat, allen voran die Firmen Bayer und Hoechst (jetzt Teil von Sanofi).
2. Der Verbrauch der Antibiotika in der Pflanzen und Tierzucht soll zurückgefahren werden.
Dieser Vorschlag ist in seiner Allgemeinheit und Unverbindlichkeit geradezu lächerlich, weil die Antibiotika zur Massentierhaltung gehören, die das Gelbe zum Ei.
In Zahlen: Im Jahre 2011 wurden 1734 Tonnen Antibiotika in der Massentierhaltung verfüttert - 40 mal so viel wie in allen Krankenhäusern zusammengenommen, und 7 mal mehr als in der gesamten Humanmedizin in Deutschland.
Statt klar und deutlich zu sagen, dass die Massentierhaltung beendet werden muss, und zwar zügig, werden wolkige Empfehlungen abgegeben.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Diagnose der Wissenschaftler kommt reichlich spät, und die Vorschläge zur unverzüglichen Abhilfe sind bestenfalls ungeeignet, um der sich anbahnenden Katastrophe wirksam zu begegnen.
Deartige unzureichende Vorschläge sind wir aus dem Hause der Agrarministerin (Verbraucherschutzministerin) Ilse Aigner gewohnt. Die Wissenschaftler sollten sich jedoch mehr ihrer Verantwortung bewusst sein, und auch vor unpopulären Vorschlägen nicht zurückschrecken. Sollten……
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onlinedienst - 29. Jan, 12:41 Article 4926x read