Medikamente ohne Wirkstoffe – ein hochlukratives Geschäft mit tödlichen Folgen
Dr. Alexander von Paleske --- 16.12. 2010 --- Es sind oftmals lebensgefährliche Erkrankungen, behandelbar mit Medikamenten, für welche die Patienten ihr weniges Geld in Dritte Welt Ländern auf den Tisch legen: Erkrankungen wie die Malaria tropica oder schwere bakterielle Allgemeininfektionen. Aber was von der Packung her wie ein wirksames Medikament aussieht, ist oftmals nichts weiter als eine wirkungslose Mischung von Füllsubstanzen.
Scheinmedikamente und Dritte Welt
Es handelt sich um Medikamentenfälschungen, die in Europa und den USA vor der Einführung des Internets kaum eine Rolle spielten, wohl aber in der Dritten Welt. Erstmals wurden sie auf einer Konferenz in Nairobi / Kenia im Jahre 1985 thematisiert.
Mittlerweile ist weltweit ein Multimilliarden-Geschäftszweig daraus geworden, ein tödlicher.
Nach groben Schätzungen sind 15% der weltweit verkauften Medikamente Fälschungen, entweder ohne , oder aber mit unzureichenden therapeutischen Wirkstoffen.
In Afrikas sind es allerdings bis zu 50%, besonders West-und Zentralafrika sind davon betroffen.
So gelangen alleine nach Sierra Leone gefälschte Medikamente im Werte von 150 Millionen US Dollar pro Jahr ins Land.
Spitzenreiter ist Nigeria. Dort wurden von der nationalen Kontrollbehörde für Arzneimittel zwischen 2001 und 2008 Medikamente im Wert von 16,5 Milliarden US Dollar aufgespürt, beschlagnahmt und vernichtet - vermutlich nur die Spitze des Eisbergs.. Medikamente, die entweder keine Wirksubstanzen enthielten oder den gängigen Standards nicht entsprachen.
Aber auch Tansania, Demokratische Republik Kongo, Sambia Mozambique, und selbst die Republik Südafrika sind von diesen kriminellen Machenschaften betroffen.
.
Verkauft werden diese Fälschungen meistens in Verpackungen, die den Originalverpackungen täuschend ähnlich sehen, sodaß selbst Fachleute sie oftmals nicht voneinander unterscheiden können.
Medikament (links) und Scheinmedikament (rechts) äusserlich nicht zu unterscheiden
Erschwinglich, aber wirkungslos
Hinzukommt, dass diese „Medikamente“, anders als die Originalmedikamente erschwinglich sind, also erheblich preisgünstiger, und oftmals auch auf den lokalen Verkaufsmärkten angeboten werden.
Aber auch Apotheken sind auf diese Scheinmedikamente hereingefallen.
Medikamentenfälschung ist ein Verbrechen, weil es vielfach den Tod des Patienten dank der Wirkungslosigkeit zur Folge hat, aber die Täter, wenn sie überhaupt gefasst werden, bestenfalls wegen Betrugs oder Verstoß gegen bestimmte Arzneimittelgesetze - sofern es diese in dem betreffenden Land überhaupt gibt - bestraft werden können.. Ein sogenanntes „Low Risk - High Reward Business“
Die weiteren Folgen: Patienten bzw. deren Angehörige verlieren das Vertrauen in die Wirksamkeit der Präparate, verlieren ihr weniges Geld, und werden in die Hände von traditionellen Heilern getrieben
Die Herstellung von Falschgeld wird international überall hart bestraft und verfolgt, aber die Herstellung von Medikamentenfälschungen trifft auf fragmentierte Gesetze, und dies, obgleich die Medikamentenfälschungen (Scheinmedikamente) Menschenleben kosten, während umgekehrt gefälschte Banknoten bestenfalls wirtschaftlichen Schaden anrichten.
Eine Aktion namens Pangea
Nachdem sich die Angebote von fragwürdigen Medikamenten auch im Internet häuften, und diese zunehmend in Europa und den USA abgesetzt wurden, darunter Präparate wie Viagra, für die noch Patentschutz bestand, wurden nun auch diese Länder aktiv, welche die Medikamentenfälschungen bisher eher gleichgültig zur Kenntnis genommen hatten.
In der Schweiz können z.B. Medikamentenmengen zum Eigenbedarf eingeführt werden, was die Internethändler ausnutzen. Experten vermuten 50.000 illegal eingeführte Arzneimittelsendungen allein in der Schweiz pro Jahr
Kaum überraschend, dass die pharmazeutischen Herstellerfirmen und mit ihnen deren Heimatstaaten, sofort auf den Plan treten, wenn unter Patentverstoß hergestellte Medikamente betroffen sind, denn hier geht es um Geld, um viel Geld..
Im Oktober 2010 traten 45 Staaten zu einer gemeinsamen Aktion an - bereits zum dritten Mal - mit dem Namen Pangea III.
76 Personen wurden verhaftet, Medikamente im Werte von 2,4 Millionen Dollar beschlagnahmt. Weltweit wurden 290 Webseiten geschlossen, und über 1.000.000 Arzneimitteleinheiten aus Postsendungen beschlagnahmt .
Kaum Relevanz für Dritte Welt
Medikamentenhandel über das Internet spielt aber in Dritte Welt Ländern im Rahmen des Vertriebs von Scheinmedikamenten (noch) keine wesentliche Rolle Pangea hat daher für diese Länder zur Zeit keinerlei größere Bedeutung.
Die in Europa jetzt in Angriff genommene Gesetzgebung, welche den illegalen Handel mit Medikamenten eindämmen soll, unter dem Namen Medicrime laufend, dient somit eher den Interessen der Pharmazeutischen Industrie.
.
Und so nimmt es dann nicht Wunder, dass 19 Ladungen von Generika, die in Indien hergestellt, und nach Brasilien verschifft werden sollten, von europäischen Behörden auf der Durchreise beschlagnahmt wurden, wie die Medizinzeitung Lancet zu berichten wusste. Wirksame Medikamente, aber eben Generika und daher den Patentschutz unterlaufend.
Um den Vertrieb von Scheinmedikamenten in den betreffenden Länder einzudämmen, müssen lokal Überwachungseinrichtungen gestärkt, und international die Verabschiedung von Gesetzen vorangetrieben werden, welche die Herstellung und das In-Verkehr-Bringen von Scheinmedikamenten unter schwere Strafe stellen.
Allerdings ist damit nicht die „Hilfestellung“ gemeint, welche Uganda und Kenia bei der Formulierung von Gesetzen a la Medicrime zuteil wurde. Diese stellen, wie durch Medicrime in Europa vorgesehen, auch den Handel mit wirksamen und preiswerteren Generika bei Patentverletzung unter Strafe, und zwar oftmals dann, wenn die Originalpräparate für die lokale Bevölkerung ohnehin kaum oder gar nicht erschwinglich sind.
Teure Originalpräparate schaffen oftmals erst den Markt für preiswertere Scheinmedikamente. Dritte Welt Länder brauchen dringend den Zugang zu preiswerten Generika, wie sie beispielsweise von Indien hergestellt werden.
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Mittlerweile ist weltweit ein Multimilliarden-Geschäftszweig daraus geworden, ein tödlicher.
Nach groben Schätzungen sind 15% der weltweit verkauften Medikamente Fälschungen, entweder ohne , oder aber mit unzureichenden therapeutischen Wirkstoffen.
In Afrikas sind es allerdings bis zu 50%, besonders West-und Zentralafrika sind davon betroffen.
So gelangen alleine nach Sierra Leone gefälschte Medikamente im Werte von 150 Millionen US Dollar pro Jahr ins Land.
Spitzenreiter ist Nigeria. Dort wurden von der nationalen Kontrollbehörde für Arzneimittel zwischen 2001 und 2008 Medikamente im Wert von 16,5 Milliarden US Dollar aufgespürt, beschlagnahmt und vernichtet - vermutlich nur die Spitze des Eisbergs.. Medikamente, die entweder keine Wirksubstanzen enthielten oder den gängigen Standards nicht entsprachen.
Aber auch Tansania, Demokratische Republik Kongo, Sambia Mozambique, und selbst die Republik Südafrika sind von diesen kriminellen Machenschaften betroffen.
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Verkauft werden diese Fälschungen meistens in Verpackungen, die den Originalverpackungen täuschend ähnlich sehen, sodaß selbst Fachleute sie oftmals nicht voneinander unterscheiden können.
Medikament (links) und Scheinmedikament (rechts) äusserlich nicht zu unterscheiden
Erschwinglich, aber wirkungslos
Hinzukommt, dass diese „Medikamente“, anders als die Originalmedikamente erschwinglich sind, also erheblich preisgünstiger, und oftmals auch auf den lokalen Verkaufsmärkten angeboten werden.
Aber auch Apotheken sind auf diese Scheinmedikamente hereingefallen.
Medikamentenfälschung ist ein Verbrechen, weil es vielfach den Tod des Patienten dank der Wirkungslosigkeit zur Folge hat, aber die Täter, wenn sie überhaupt gefasst werden, bestenfalls wegen Betrugs oder Verstoß gegen bestimmte Arzneimittelgesetze - sofern es diese in dem betreffenden Land überhaupt gibt - bestraft werden können.. Ein sogenanntes „Low Risk - High Reward Business“
Die weiteren Folgen: Patienten bzw. deren Angehörige verlieren das Vertrauen in die Wirksamkeit der Präparate, verlieren ihr weniges Geld, und werden in die Hände von traditionellen Heilern getrieben
Die Herstellung von Falschgeld wird international überall hart bestraft und verfolgt, aber die Herstellung von Medikamentenfälschungen trifft auf fragmentierte Gesetze, und dies, obgleich die Medikamentenfälschungen (Scheinmedikamente) Menschenleben kosten, während umgekehrt gefälschte Banknoten bestenfalls wirtschaftlichen Schaden anrichten.
Eine Aktion namens Pangea
Nachdem sich die Angebote von fragwürdigen Medikamenten auch im Internet häuften, und diese zunehmend in Europa und den USA abgesetzt wurden, darunter Präparate wie Viagra, für die noch Patentschutz bestand, wurden nun auch diese Länder aktiv, welche die Medikamentenfälschungen bisher eher gleichgültig zur Kenntnis genommen hatten.
In der Schweiz können z.B. Medikamentenmengen zum Eigenbedarf eingeführt werden, was die Internethändler ausnutzen. Experten vermuten 50.000 illegal eingeführte Arzneimittelsendungen allein in der Schweiz pro Jahr
Kaum überraschend, dass die pharmazeutischen Herstellerfirmen und mit ihnen deren Heimatstaaten, sofort auf den Plan treten, wenn unter Patentverstoß hergestellte Medikamente betroffen sind, denn hier geht es um Geld, um viel Geld..
Im Oktober 2010 traten 45 Staaten zu einer gemeinsamen Aktion an - bereits zum dritten Mal - mit dem Namen Pangea III.
76 Personen wurden verhaftet, Medikamente im Werte von 2,4 Millionen Dollar beschlagnahmt. Weltweit wurden 290 Webseiten geschlossen, und über 1.000.000 Arzneimitteleinheiten aus Postsendungen beschlagnahmt .
Kaum Relevanz für Dritte Welt
Medikamentenhandel über das Internet spielt aber in Dritte Welt Ländern im Rahmen des Vertriebs von Scheinmedikamenten (noch) keine wesentliche Rolle Pangea hat daher für diese Länder zur Zeit keinerlei größere Bedeutung.
Die in Europa jetzt in Angriff genommene Gesetzgebung, welche den illegalen Handel mit Medikamenten eindämmen soll, unter dem Namen Medicrime laufend, dient somit eher den Interessen der Pharmazeutischen Industrie.
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Und so nimmt es dann nicht Wunder, dass 19 Ladungen von Generika, die in Indien hergestellt, und nach Brasilien verschifft werden sollten, von europäischen Behörden auf der Durchreise beschlagnahmt wurden, wie die Medizinzeitung Lancet zu berichten wusste. Wirksame Medikamente, aber eben Generika und daher den Patentschutz unterlaufend.
Um den Vertrieb von Scheinmedikamenten in den betreffenden Länder einzudämmen, müssen lokal Überwachungseinrichtungen gestärkt, und international die Verabschiedung von Gesetzen vorangetrieben werden, welche die Herstellung und das In-Verkehr-Bringen von Scheinmedikamenten unter schwere Strafe stellen.
Allerdings ist damit nicht die „Hilfestellung“ gemeint, welche Uganda und Kenia bei der Formulierung von Gesetzen a la Medicrime zuteil wurde. Diese stellen, wie durch Medicrime in Europa vorgesehen, auch den Handel mit wirksamen und preiswerteren Generika bei Patentverletzung unter Strafe, und zwar oftmals dann, wenn die Originalpräparate für die lokale Bevölkerung ohnehin kaum oder gar nicht erschwinglich sind.
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onlinedienst - 16. Dez, 19:43 Article 6141x read
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