Gasmasken, Giftgas und Milliardenbetrug - auf den Spuren des Moshe Regev
2.8. 2006- Für unseren Gastautor Dr. Alexander von Paleske sollte es eigentlich ein Sommerurlaub in Deutschland werden. Aber Israels Krieg gegen die Hisbollah lockte ihn in Frankfurt/Main auf die Spur des Milliardenbetrügers Moshe Regev alias Regenstreich.
Dr. Alexander von Paleske - „Die Welt“ brachte in ihrer Print-Ausgabe vom 28. Juli 2006 ein Foto, das eine Übung in Israel gegen einen Giftgasangriff zeigt. Zu sehen sind Einsatzleute mit Gasmasken. Zuletzt waren sie im ersten Golfkrieg zu sehen, als Israel einen Raketenangriff mit Giftgas aus dem Irak erwartete.
Wovor will Israel sich jetzt schützen? Hat die Hisbollah neuerdings Giftgas, oder der Libanon? Meine Antwortet lautet: Vor dem eigenen Giftgas; genauer gesagt vor dem selbst gelieferten Giftgas.
Um diesen Zusammenhang zu verstehen, müssen wir uns näher mit einem Mann beschäftigen, der nicht nur als Waffenhändler, sondern auch als Milliardenbetrüger während der letzten 20 Jahre auffiel: Moshe Regev, alias Regenstreich, alias Keller - eng verbunden mit Geheimdiensten und dem Deutschen Gerhard Eugen Merz.
Keine wächserne Figur in Madame Tussaud's Wachsfigurenkabinett in London, sondern der leibhaftige Moshe Regev.
Moshe Regev stammt aus Israel.
In seiner Einkommens- und Vermögensauskunft von 1996 nennt er als sein Geburtsdatum den 9. Mai 1951 und gibt als Staatsangehörigkeit „USA“ und „Israel“ an. Er diente in der israelischen Armee und wurde nach dem Jom-Kippur-Krieg (1973) entlassen. Schon hierüber gibt es verschiedene Versionen: Nach seinen „luftigen“ Angaben war er F-16-Pilot und Oberst, doch nach den bodenständigen Recherchen von Yossi Melman, eines investigativen Journalisten der israelischen Tageszeitung „Ha'aretz“, war er Major in einer Panzerbrigade.
Offenbar hatte er mehr Wüstenstaub geschluckt als Höhenluft genossen. Vielleicht war dies der Grund, weshalb er einen Geschäftsbereich ansteuerte, von dem er in Israel Höhenflüge erwartete: Diamanten und Gold. Als er jedoch darin als Geschäftsmann erfolglos blieb und bald enorme Schulden angehäuft hatte - unter anderem bei der „First International Bank“ -, verließ er schleunigst seine israelische Heimat und ging „global“, zunächst aber nach Deutschland.
In Deutschland trieb er gleich mehrere Firmen in den Konkurs. Das jedoch erregte seinerzeit keine größere Aufmerksamkeit. Zu seinen Opfern zählen u.a. die Unikum-Handels AG (1990), die AHAVA Cosmetic-Vertriebsgesellschaft und die Regev-Verwaltungsgesellschaft - alle in dem noblen Vorort von Bad Homburg am Taunus, und, nicht zu vergessen: Die Mainway-Handelsgesellschaft; auf letztere werde ich später noch im Zusammenhang mit dem Waffenhandel zurückkommen.
Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Regev nicht.
Auch eine Marmor-Handelsgesellschaft wurde von und mit ihm gegründet. Aber auch dieses edle Gestein ließ er bröckeln und veränderte rasch den juristischen Bereich, in dem man ihn hätte schnell belangen können. Er fuhr in die Schweiz und zwar nach Lyss. Und weil er es verstand, immer sofort Kontakte zu Regierungsangestellten zu knüpfen, erhielt er in der Schweiz rasch staatliche Aufbauhilfe und gründete ein Konglomerat von Firmen, darunter die UCCB in Lyss im Jahre 1992, die Diamond-Club AG in Lyss 1993 und die Emekom AG in Lyss 1994. Die Berner Wirtschaftsförderung unterstützte ihn dabei großzügig. Und was ist besser, wenn man dann noch Diamanten aufkauft und diese nicht bezahlt?
Moshe Regevs ungedeckte Verrechnungsschecks.
Moshe Regev verteilt großzügig Schecks. Waren diese Schecks gedeckt? Und wenn ja, wessen Geld gab er für wohltätige Zwecke aus?
So wurde die Luft für ihn zwar dünner, aber er konnte immerhin rechtzeitig ausweichen. Also zurück nach Deutschland unter Hinterlassung eines Schadens von etwa 15 Millionen Fränkli!
In Deutschland handelte er nun über die Firma Mainway mit etwas „weicherem“ als Marmor, mit Massenvernichtungswaffen nämlich, mit Giftgas. Zwar kann er dafür weder in Deutschland, noch in der Schweiz Abnehmer finden, aber im Nahen Osten: Im Iran. Mit dabei: Der deutsche Logistikfachmann Gerhard Eugen Merz.
Iraner auf Einkaufstour.
Der Iran sah nicht ein, dass nur ausgewählte Länder solche Waffen besitzen sollten. Also gingen die Iraner auf Einkaufstour. Klar ist, dass solche Massenvernichtungswaffen nicht im Versandhandel zu Discountpreisen zu erwerben sind. Sie sind also nicht billig und Illegalitätszuschläge und Frachtkosten kommen noch hinzu. Also ließ der Iran über die iranische Im- und Exportfirma Bandaran auf dem Schwarzmarkt Öl zu Discountpreisen verkaufen, und zwar jenes Öl, das die von der OPEC dem Iran zugeschlagenen Exportquote überstieg. Handelsplatz war Wien, wo auch die OPEC ihr Hauptquartier seit vielen Jahren hatte.
Natürlich brauchte der Iran für einen solchen Handel spezielle Leute „vor Ort“ in Wien. Da traf es sich gut, dass es jemanden gab, der sich sowohl im Iran auskannte, die Landessprache perfekt beherrschte als auch familiär dort verwurzelt war und sich auch in den Wiener Kaffeehäusern bestens auskannte. Ein west-östlicher Diwan oder besser ausgedrückt: Ein G’schäftlhuber namens Manfred Felber, verheiratet mit einer Iranerin und ständig unterwegs zwischen Wien und Teheran. Selbstverständlich darf da ein waschechter Iraner namens Farschi nicht fehlen, der auch noch die Bauträgerfirma RAFA besaß, ein Familienbetrieb sozusagen, gemanagt von seiner Frau und seinen Kindern.
Farschi ist keineswegs auf diesen Namen beschränkt, er nannte sich manchmal „Masoud“ oder „Hashemi Bari“ oder auch „Farshchiha“. Der Mann ist auch zuständig für Geldtransaktionen, und zwar über die Firma Ravandi, ein globales, iranisches Handelsunternehmen mit Filialen in London und dem Nobelvorort von Los Angeles, Beverly Hills; Ravandi stand auch schon mal vor dem Kadi in Kalifornien wegen Geldwäsche.
Und nun stößt Moshe Regev auf diese Truppe.
Klar, dass sich da Interessen decken! Allerdings gibt es geringe Differenzen: Regev will Geld und liefert Massenvernichtungswaffen. Aber er will auf keinem Fall Israel schaden - darin kann es mit den Iranern keine vollständige Deckungsgleichheit geben.
Doch Israel hat schließlich eine lange Geschichte von Waffenverkäufen in den Iran. Warum also kein Giftgas, solange die israelische Regierung nichts dagegen hat? Außerdem hatte schon ein anderer Israeli damit schwunghafte Geschäfte gemacht, nämlich ein gewisser Nahum Manbar - und der arbeitete über den israelischen Inlandsgeheimdienst „Shin Bet“ mit der Regierung in Jerusalem zusammen. Zu Manbar hatte sich bereits der britische Geheimdienst Mi6 gesellt, mit seinem Agenten Richard Tomlinson und der freischaffenden britischen Geheimdienstlerin Joyce Kiddie hinzu. Eine feine Gesellschaft!
Auch wird Regev gebeten Uran zu besorgen und er verspricht über seine russischen Kontakte zu „helfen“. Leider ist nicht bekannt, wie weit dieses Geschäft mit dem Uran letztendlich gedieh.
Moshe Regev auf dem Copiloten-Sitz eines kleinen Privat-Flugzeugs. Vor seiner Nase eine Militärmaschine.
Regev startet durch
Für ihn kann es jetzt richtig losgehen. Was fehlt, ist noch die tatkräftige Mithilfe eines Juristen. Und was ist da besser, als sich der Mithilfe eines Juristen zu versichern, der zwar das Gesetz kennt, aber auch bereit ist, sich nicht daran zu halten? Dieser Mann taucht schon 1991 in der Gestalt des Georg Friedrich M. auf, der zwar im Jahr 1974 als Rechtsanwalt in Frankfurt zugelassen war, aber 1987 seine Anwaltszulassung zurückgab, um einem zwangsweisen Lizenzentzug zuvorzukommen; er soll es mit dem Gesetz sowie der Menge seines Alkoholkonsums nicht allzu genau genommen haben.
Und weitere Männer werden gebraucht, die Erfahrungen und Verbindungen zu China vorweisen können. Es finden sich der Australier Luciano Moscatelli sowie ein Chinese aus Hongkong, der sich „Tom“ nennt und beste Kontakte zu chinesischen Ministerien hat.
Die Rohstoffe und das Know-how zur Herstellung für Senfgas und Sarin - letztere, die wohl gefaehrlichste Chemiewaffe, von Adolf Hitlers Chemikern 1938 bei der IG Farben entwickelt, von den Nazis jedoch nie eingesetzt - werden von China nach Bandar-e Abbas tonnenweise verschifft. Das Geschäft läuft gut.
Regev trifft sich regelmäßig mit den Shin Bet Agenten, um sie laufend zu informieren. Zwar ist der Krieg zwischen Irak und Iran vorbei, ebenso der erste Golfkrieg und mittlerweile wird fieberhaft im benachbarten Irak nach diesen Chemiewaffen gesucht. Aber mit den Chemiewaffen kann man gut auch das Gefahrenpotential des Iran heraufsetzen, so dass alsbald ein Militärschlag gegen den Iran unvermeidlich erscheint; dann könnte man auch das Teufelszeug gleich mit vernichten.
Doch es kommt alles ganz anders. Plötzlich tauchen bei der Hisbollah im Südlibanon Waffen auf, die Israel einst in den Iran geliefert hatte. Und nun dämmert es wohl auch dem Dümmsten, dass sich darunter eines Tages auch die Chemiewaffen finden ließen. Also Halt! STOP.
Der altgediente Offizier Moshe Regev ist gewohnt Befehle zu befolgen und er stoppt. Dies gilt jedoch nicht für Nahum Manbar. Der hat noch eingegangene Lieferverpflichtungen zu erfüllen - damit verstehen die Iraner keinen Spaß - und will deshalb keine Kugel in den Kopf kriegen. Manbar liefert also weiter und kommt für diese Missetat später in Israel für 16 Jahre hinter Gitter; auch gerade deshalb, weil zwei Mossad-Agenten in Wien, die auf Manbar angesetzt waren, mysteriöserweise bei einem „Verkehrsunfall“ ums Leben kamen.
1993 in Peking: Die „Chop-Suey-Connection“. Unter ihnen der Chinese “T.” (2. von links), Moshe Regev (Mitte) und Luciano Moscatelli. (2. von rechts).
Ein Freund, ein guter Freund…
Bleiben wir noch ein wenig bei der Crew des Iran, die über die Firma Bandaran Chemiewaffen einkaufte: Geleitet wurde das alles in Teheran von einem Dr. Abbaspour Tehrani Fard; ein enger Freund von Irans Ex-Präsidenten Akbar Hashemi Rafsanjani. Abbaspour tritt auch als Vertreter des Iran auf Umweltschutzkonferenzen im Ausland auf. Er weiß wohl am besten, vor was die Umwelt geschützt werden muss. Auch zu nennen wäre da Hossein Maher, der angeblich viele Tarnfirmen leitet.
Aber nun zurück zu unserem Kaffeehausbesucher Felber: Der wird im Jahr 1994 in Amerika verhaftet, weil er Gasmasken und Gasspürgeräte für den Iran besorgen wollte - für den Fall des Falles und etwas Geld wusch, außerhalb der zugelassenen Waschsalons. Er verschwindet für zwei Jahre hinter Gitter.
Nach seiner Entlassung aus dem US-Knast und Rückkehr nach Österreich, ist Felber nicht nur weiter aktiv, er kann sich nun auch der tatkräftigen Unterstützung seines Sohnes, dem H. Felber, erfreuen. Der wiederum preist auf seiner Internetseite die Kontakte zu seinem Vater in Teheran. Schön, solch eine harmonische Familie zu haben. Doch nach 1994 läuft für Regev nichts mehr mit Chemiewaffen. Deshalb greift er nun auf das zurück, was er am besten beherrscht: Betrug.
Familienbande Felber: „Beste Referenzen“ für Exportgeschäfte in den Iran und nach Russland.
Bädergeschäfte
Regev hat ein Faible für Orte mit einem „Bad“ davor - also zieht es ihn von Bad Homburg nach Bad Nauheim und dann nach Bad Liebenberg.
Aber der Reihe nach: In Bad Nauheim gab es das renommierte Hotel Rosenau, es stand zum Verkauf an, weil der Eigentümer schwer krank war, starb und der Sohn das Hotel nicht übernehmen wollte. Eine goldene Gelegenheit für Regev, die unerfahrene und trauernde Witwe über den Tisch zu ziehen und wieder mit dabei: Sein Rechtsberater M.. Regev „kaufte“ das Hotel und verkaufte es sofort weiter ohne jedoch den bisherigen Eigentümer zu bezahlen. Der Schaden für die Rosenau-Witwe: 2,5 Millionen. Und selbstredend erhielt auch der Bäcker, der für 5.000 Euro Brötchen lieferte, von Regev kein Geld. Vorübergehend „managte“ der Herr (Un-)Rechtsberater M. das Hotel und war sein eigener, gern gesehener Gast in der Bar.
Baden, aus dem Vollen schöpfen und andere absaufen lassen: Regev erholt sich auf Jamaika.
Eine ganze Reihe von Leuten verkehrte damals mit Regev. Sie halfen ihm - teils eigennützig, teils uneigennützig. Unter ihnen auch ein CDU-Stadtrat. Der stellte Regev seine Hausadresse zur Verfügung. Und dann waren da noch ein Steuerberater, der allerdings nicht bei der Steuerberaterkammer bekannt ist; ein Sparkassen-Direktor, der wegen seiner Geschäfte mit Regev, an denen die Sparkasse nicht verdienen konnte - wie sollte sie auch -, seinen Job verlor. Und natürlich gab es eine Reihe von weiblichen Wesen, die Regevs Macho-Charme erlagen und die nicht nur ihr Herz, sondern auch ihr Vermögen an ihm verloren.
Im Jahr 1996 kam der Augenblick für Regev Bad Nauheim Lebewohl zu sagen, den auch hier wurde die Luft mit einem Mal zu dünn, und auf Afrika-Safari zu gehen - in Betrugsabsicht, versteht sich.
Regev in Südafrika.
Einst marschierte der General von Lettow-Vorbeck im 1. Weltkrieg durch Ostafrika. Die Bundeswehr sang noch in den 60er Jahren nach diesem Lied:
Wie oft sind wir geschritten
Auf schmalem Negerpfad,
Wohl durch der Wüste Mitten,
Wenn früh der Morgen naht.
Wie lauschten wir dem Klange,
Dem altvertrauten Sange
Der Träger und Askari:
Heia, heia, Safari.
Zwar singt Regev nicht dieses Lied, aber angetrieben wird er von der gleichen Gier.
Doch zunächst kauft er in Hyde Park, einem Vorort von Johannesburg einen 30-Zimmer-Palast, der sich kaum als sozialer Brennpunkt bezeichnen lässt. Und weiter geht’s mit einer Firma namens Sintex und einem betrügerischen Gold- und Diamanten-Deal im Wert von 115 Millionen US Dollar. Auch eröffnet er einige „Boiler-Rooms“; das sind Büros mit Computer, Telefon und Internetanschluss und - Betrugsabsicht. Ein anderes Wort dafür ist „betrügerisches Telemarketing“. Klar, dass Regenstreich nicht einmal eine Lizenz zum Aktienhandel besitzt. Wozu auch?
Der richtige Knüller aber kommt in Gestalt einer beabsichtigten Riesenhypothek auf die Nationalparks im Norden Südafrikas in Höhe von mehr als 1 Milliarde Rand zur Absicherung eines Riesenkredits, bei dem Regev und seine Freunde ordentlich zulangen wollten.
Südafrika hatte im Jahre 1994 die ersten freien Wahlen hinter sich, die mit einem überwältigenden Wahlsieg Nelson Mandelas und seiner Partei Afrikanischer Nationalkongress, ANC, abschlossen. Es folgte eine Umbruchszeit, in der viele Apartheids-Anhänger den Staatsdienst unter einer Regie von Schwarzen ablehnten aber auf der anderen Seite nicht von Sozialhilfe leben wollten. Diese ewig gestrigen Staatsdiener wollten noch einmal richtig Kasse machen und dann aussteigen. Umgekehrt kamen viele unerfahrene, neue leitende Angestellte auf verantwortungsvolle Positionen, die Zeit des Umbruchs also, und eine günstige Zeit für Betrüger, wie Regev, dies auszunutzen. Der fädelte also einen Deal ein, der die Nationalparks für 25 Jahre an eine ausländische Bank übertragen hätte, für ein Butterbrot und ein Ei, gemessen an dem Touristenboom, den man nun erwarten konnte.
Regev hätte dabei richtig Kasse gemacht, wenn nicht buchstäblich im letzten Moment die Sache aufgeflogen wäre und der damalige Notenbankchef und heutige Finanzminister Trevor Manuel eingegriffen hätte. Schlecht für Regev, gut für Südafrika.
Gut in Futter wie ein Politiker: Regev, der Blender.
Aber Regev hatte immer mehrere Eisen im Feuer. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist und so lud er zwei Geheimdienst-Agenten ein, gestohlene Aktien unters Volk zu bringen - Aktien im Wert von 93 Millionen Rand (15 Millionen US-Dollar).
Nach zwei Jahren aber war nun auch für Regev alles ausgereizt, ein dickes Strafverfahren drohte, doch da auch ANC und Geheimdienste involviert waren, wäre das eine Riesenblamage geworden und die wollte sich die junge, neue südafrikanische Regierung gerne ersparen; hätte es doch nur die allbekannten Vorurteile gegen schwarze Regierungen genährt. Deshalb ließen sie Regev trotz eines internationalen Schweizer Haftbefehls laufen. Das spornte ihn zu neuen, größeren Taten an und er versuchte alles, den Grundsatz, demnach Verbrechen sich nicht lohnt, zu ignorieren…
Viva Las Vegas!
In Las Vegas, im US-Bundesstaat Nevada, am Rand von Wüste und Atombombenversuchsgelände und der Geheimnis umwitterten Area 51, gibt es bekanntermaßen viele Casinos und wenig Steuern. Eine gute Atmosphäre, die Oase für den bombigen Regev. Doch die Schweizer Justiz bleibt ihm auf den Fersen. Nach einem Jahr ist es soweit: Das FBI verhaftet Regev, er kommt in Auslieferungshaft und flugs in die Schweiz und dort dann für drei Jahre hinter Gitter. Aber auch die deutsche Justiz hat noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Nach Verbüßung seiner Strafe in der Schweiz wird er im Gefängniswagen nach Deutschland, nach Friedberg, chauffiert. In Deutschland trifft er auf einen „barmherzigen Richter“, der ihn für seine Straftaten mit einer Bewährungsstrafe davonkommen lässt. Regev wird im Jahre 2002 aus dem Knast entlassen, unmittelbar nach dem Urteil.
Waren ihm wieder einmal seine Kontakte zu Geheimdienst-Agenten hilfreich? Diese Mutmaßung ist nahe liegend, denn Regev versteht unter „Bewährung“ etwas anderes als der gnädige Richter: Er bewährt sich erneut im Betrugssektor. In Bad Liebenberg, in Südthüringen, erleichtert er zwei Familien um deren Vermögen und wirklich alles, was diese entweder besessen oder sich im Laufe von Jahren aufgebaut hatten, wird von Regev vereinnahmt. Der Schaden: Mehr als zwei Millionen Euro.
Südthüringen ist für Regev bald ausgereizt, obwohl oder vielleicht gerade weil er sich dort ständig und regelmäßig mit Geheimdienst-Agenten traf. Die sollen, so munkelt man in Bad Liebenberg, angeblich vom BND gewesen sein. Gut zu wissen, dass der BND offensichtlich nicht nur Journalisten kontrollierte.
Regevs letzte Reisen?
Weiter geht’s - diesmal nicht in ein Bad sondern nach Darmstadt, weil da ein alter Freund Regevs, ein quasi etwas unzuverlässiger Diamantenhändler wohnt. Und geheiratet wird noch schnell; eine junge Frau, damit er, Regev, nicht aus Deutschland abgeschoben wird. Aber deren Familie wird auch noch um alles erleichtert, was sie besitzt; ohne jeden Skrupel versteht sich.
Die renommierte Firma Strobl in Darmstadt ist der nächste Coup Regevs. Sie steckt in Schwierigkeiten und was liegt da näher für ihn als sich als Retter aufzuspielen? Zwar fehlen ihm nicht nur die Mittel, sondern auch die Erfahrung als Sanierer, aber die Firma hat immerhin noch eine Zusatzpensionskasse, die er plündern könnte, und einiges an Inventar, das zu verscherbeln sich für Regev ebenfalls lohnt. Gesagt – getan!
Große Auftritte zählten zu Regevs Repertoire.
Regevs letzte Spuren
Auch in Darmstadt wird die Luft für Regev dünn und das Parkett zu heiß. Der Staatsanwalt ist hinter ihm her. Also verflüchtigt sich Regev im März 2005 nach Wien. Möglich, dass er sich wieder mit Felber treffen wollte. Es soll seine letzte Reise gewesen sein. Sein Rechtsberater G. will im Besitz einer Todesurkunde sein, die Regev als unverheiratet ausweist. Todeszeitpunkt: 31. März 2005. Todesursache: Herzinfarkt.
Regevs Leichnam soll schon wenige Stunden nach seinem Tod am nächsten Tag zur Bestattung nach Israel geflogen worden sein. Doch bei der israelischen Gemeinde Wiens findet sich laut Aussage des Rabbis kein Verstorbener mit Namen Moshe Regev oder Moshe Regenstreich oder Moshe Regev Regenstreich oder Moshe Keller. Auch gibt es Zweifel seitens der israelischen Gemeinde Wiens, ob die langsame Bürokratie Wiens einen derart schnellen Abtransport erlaubt hätte. Nach jüdischem Glauben sollen Verstorbene zwar innerhalb von 24 Stunden bestattet werden. Aber in Wien müssen sich jüdische Glaubensrituale leider zu oft dem Wiener Amtsschimmel beugen, wie der Rabbi erklärte.
Und in Israel ist es gegenwärtig offenbar nicht möglich nach seinem Grab zu suchen. Wahrscheinlich wurde mein Kontaktmann zum Kriegsdienst eingezogen. Merkwürdig ist, dass Anfragen beim Wiener Magistrats bezüglich der Vorschriften im Umgang mit jüdischen Verstorbenen auf ein reges Interesse hinsichtlich des Namens des Verstorbenen stießen – obwohl der nicht genannt wurde. Und noch merkwürdiger ist, dass Regev erst kürzlich, etwa im Juni 2006 in London gesehen wurde. Viele der Geschädigten, deren Liste noch unvollständig ist, sind überzeugt, dass Regev auch den Teufel betrogen hat und noch lebt.
Epilog
Nach dem angeblichen Tod Regevs kreuzt der Sohn eines Autohändlers aus dem Raum Giessen auf. Seinem Namen nach könnte er aus Frankreich, dem Elsaß oder Belgien stammen, doch sein Akzent ist israelisch. Fieberhaft sucht er nach den Mainway-Unterlagen, alles andere interessiert ihn nicht. Er ist sichtlich erregt, denn diese Unterlagen, welche die Geschäfte mit China beweisen und nicht nur das allein, könnten noch einmal gefährlich werden. Er findet sie und verschwindet wieder.
Gerhard Merz stirbt in Afrika am 17. März 2004 in dem berüchtigten Black-Beach-Gefängnis in Malabo der Hauptstadt Äquatorial Guineas, dem drittgrößten Erdölexporteur Afrikas. Er wurde ganz offensichtlich gefoltert. Afrikaner verstehen, anders als noch mit „Kongo-Müller“, keinen Spaß mehr, wenn es um weiße Söldner geht. Dort wollte sich eine Meute von größtenteils britischen Glücksrittern aus der High Society über einen Coup (Wonga Coup) eine gute Altersversorgung sichern. Gerhard Merz war ihr Transportoffizier.
Manfred Felber ist wieder in Österreich, seine derzeitigen Geschäfte und Partner sind nicht bekannt. Und Friedrich Georg M. soll irgendwo in Mittelhessen leben, von Sozialhilfe und zusammen mit einer feurigen Mexikanerin, die er im Hotel Rosenau kennenlernte, eine Romanze in Moll. Na denn.
Dr. Alexander von Paleske ist Arzt für Innere Medizin - Haematologie und Head des Department of Oncology am Princess Marina Hospital im afrikanischen Gabarone in Botswana. Herr Dr. von Paleske ist ehemaliger Rechtsanwalt beim Landgericht Frankfurt (M).
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Wovor will Israel sich jetzt schützen? Hat die Hisbollah neuerdings Giftgas, oder der Libanon? Meine Antwortet lautet: Vor dem eigenen Giftgas; genauer gesagt vor dem selbst gelieferten Giftgas.
Um diesen Zusammenhang zu verstehen, müssen wir uns näher mit einem Mann beschäftigen, der nicht nur als Waffenhändler, sondern auch als Milliardenbetrüger während der letzten 20 Jahre auffiel: Moshe Regev, alias Regenstreich, alias Keller - eng verbunden mit Geheimdiensten und dem Deutschen Gerhard Eugen Merz.
Keine wächserne Figur in Madame Tussaud's Wachsfigurenkabinett in London, sondern der leibhaftige Moshe Regev.
Moshe Regev stammt aus Israel.
In seiner Einkommens- und Vermögensauskunft von 1996 nennt er als sein Geburtsdatum den 9. Mai 1951 und gibt als Staatsangehörigkeit „USA“ und „Israel“ an. Er diente in der israelischen Armee und wurde nach dem Jom-Kippur-Krieg (1973) entlassen. Schon hierüber gibt es verschiedene Versionen: Nach seinen „luftigen“ Angaben war er F-16-Pilot und Oberst, doch nach den bodenständigen Recherchen von Yossi Melman, eines investigativen Journalisten der israelischen Tageszeitung „Ha'aretz“, war er Major in einer Panzerbrigade.
Offenbar hatte er mehr Wüstenstaub geschluckt als Höhenluft genossen. Vielleicht war dies der Grund, weshalb er einen Geschäftsbereich ansteuerte, von dem er in Israel Höhenflüge erwartete: Diamanten und Gold. Als er jedoch darin als Geschäftsmann erfolglos blieb und bald enorme Schulden angehäuft hatte - unter anderem bei der „First International Bank“ -, verließ er schleunigst seine israelische Heimat und ging „global“, zunächst aber nach Deutschland.
In Deutschland trieb er gleich mehrere Firmen in den Konkurs. Das jedoch erregte seinerzeit keine größere Aufmerksamkeit. Zu seinen Opfern zählen u.a. die Unikum-Handels AG (1990), die AHAVA Cosmetic-Vertriebsgesellschaft und die Regev-Verwaltungsgesellschaft - alle in dem noblen Vorort von Bad Homburg am Taunus, und, nicht zu vergessen: Die Mainway-Handelsgesellschaft; auf letztere werde ich später noch im Zusammenhang mit dem Waffenhandel zurückkommen.
Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Regev nicht.
Auch eine Marmor-Handelsgesellschaft wurde von und mit ihm gegründet. Aber auch dieses edle Gestein ließ er bröckeln und veränderte rasch den juristischen Bereich, in dem man ihn hätte schnell belangen können. Er fuhr in die Schweiz und zwar nach Lyss. Und weil er es verstand, immer sofort Kontakte zu Regierungsangestellten zu knüpfen, erhielt er in der Schweiz rasch staatliche Aufbauhilfe und gründete ein Konglomerat von Firmen, darunter die UCCB in Lyss im Jahre 1992, die Diamond-Club AG in Lyss 1993 und die Emekom AG in Lyss 1994. Die Berner Wirtschaftsförderung unterstützte ihn dabei großzügig. Und was ist besser, wenn man dann noch Diamanten aufkauft und diese nicht bezahlt?
Moshe Regevs ungedeckte Verrechnungsschecks.
Moshe Regev verteilt großzügig Schecks. Waren diese Schecks gedeckt? Und wenn ja, wessen Geld gab er für wohltätige Zwecke aus?
So wurde die Luft für ihn zwar dünner, aber er konnte immerhin rechtzeitig ausweichen. Also zurück nach Deutschland unter Hinterlassung eines Schadens von etwa 15 Millionen Fränkli!
In Deutschland handelte er nun über die Firma Mainway mit etwas „weicherem“ als Marmor, mit Massenvernichtungswaffen nämlich, mit Giftgas. Zwar kann er dafür weder in Deutschland, noch in der Schweiz Abnehmer finden, aber im Nahen Osten: Im Iran. Mit dabei: Der deutsche Logistikfachmann Gerhard Eugen Merz.
Iraner auf Einkaufstour.
Der Iran sah nicht ein, dass nur ausgewählte Länder solche Waffen besitzen sollten. Also gingen die Iraner auf Einkaufstour. Klar ist, dass solche Massenvernichtungswaffen nicht im Versandhandel zu Discountpreisen zu erwerben sind. Sie sind also nicht billig und Illegalitätszuschläge und Frachtkosten kommen noch hinzu. Also ließ der Iran über die iranische Im- und Exportfirma Bandaran auf dem Schwarzmarkt Öl zu Discountpreisen verkaufen, und zwar jenes Öl, das die von der OPEC dem Iran zugeschlagenen Exportquote überstieg. Handelsplatz war Wien, wo auch die OPEC ihr Hauptquartier seit vielen Jahren hatte.
Natürlich brauchte der Iran für einen solchen Handel spezielle Leute „vor Ort“ in Wien. Da traf es sich gut, dass es jemanden gab, der sich sowohl im Iran auskannte, die Landessprache perfekt beherrschte als auch familiär dort verwurzelt war und sich auch in den Wiener Kaffeehäusern bestens auskannte. Ein west-östlicher Diwan oder besser ausgedrückt: Ein G’schäftlhuber namens Manfred Felber, verheiratet mit einer Iranerin und ständig unterwegs zwischen Wien und Teheran. Selbstverständlich darf da ein waschechter Iraner namens Farschi nicht fehlen, der auch noch die Bauträgerfirma RAFA besaß, ein Familienbetrieb sozusagen, gemanagt von seiner Frau und seinen Kindern.
Farschi ist keineswegs auf diesen Namen beschränkt, er nannte sich manchmal „Masoud“ oder „Hashemi Bari“ oder auch „Farshchiha“. Der Mann ist auch zuständig für Geldtransaktionen, und zwar über die Firma Ravandi, ein globales, iranisches Handelsunternehmen mit Filialen in London und dem Nobelvorort von Los Angeles, Beverly Hills; Ravandi stand auch schon mal vor dem Kadi in Kalifornien wegen Geldwäsche.
Und nun stößt Moshe Regev auf diese Truppe.
Klar, dass sich da Interessen decken! Allerdings gibt es geringe Differenzen: Regev will Geld und liefert Massenvernichtungswaffen. Aber er will auf keinem Fall Israel schaden - darin kann es mit den Iranern keine vollständige Deckungsgleichheit geben.
Doch Israel hat schließlich eine lange Geschichte von Waffenverkäufen in den Iran. Warum also kein Giftgas, solange die israelische Regierung nichts dagegen hat? Außerdem hatte schon ein anderer Israeli damit schwunghafte Geschäfte gemacht, nämlich ein gewisser Nahum Manbar - und der arbeitete über den israelischen Inlandsgeheimdienst „Shin Bet“ mit der Regierung in Jerusalem zusammen. Zu Manbar hatte sich bereits der britische Geheimdienst Mi6 gesellt, mit seinem Agenten Richard Tomlinson und der freischaffenden britischen Geheimdienstlerin Joyce Kiddie hinzu. Eine feine Gesellschaft!
Auch wird Regev gebeten Uran zu besorgen und er verspricht über seine russischen Kontakte zu „helfen“. Leider ist nicht bekannt, wie weit dieses Geschäft mit dem Uran letztendlich gedieh.
Moshe Regev auf dem Copiloten-Sitz eines kleinen Privat-Flugzeugs. Vor seiner Nase eine Militärmaschine.
Regev startet durch
Für ihn kann es jetzt richtig losgehen. Was fehlt, ist noch die tatkräftige Mithilfe eines Juristen. Und was ist da besser, als sich der Mithilfe eines Juristen zu versichern, der zwar das Gesetz kennt, aber auch bereit ist, sich nicht daran zu halten? Dieser Mann taucht schon 1991 in der Gestalt des Georg Friedrich M. auf, der zwar im Jahr 1974 als Rechtsanwalt in Frankfurt zugelassen war, aber 1987 seine Anwaltszulassung zurückgab, um einem zwangsweisen Lizenzentzug zuvorzukommen; er soll es mit dem Gesetz sowie der Menge seines Alkoholkonsums nicht allzu genau genommen haben.
Und weitere Männer werden gebraucht, die Erfahrungen und Verbindungen zu China vorweisen können. Es finden sich der Australier Luciano Moscatelli sowie ein Chinese aus Hongkong, der sich „Tom“ nennt und beste Kontakte zu chinesischen Ministerien hat.
Die Rohstoffe und das Know-how zur Herstellung für Senfgas und Sarin - letztere, die wohl gefaehrlichste Chemiewaffe, von Adolf Hitlers Chemikern 1938 bei der IG Farben entwickelt, von den Nazis jedoch nie eingesetzt - werden von China nach Bandar-e Abbas tonnenweise verschifft. Das Geschäft läuft gut.
Regev trifft sich regelmäßig mit den Shin Bet Agenten, um sie laufend zu informieren. Zwar ist der Krieg zwischen Irak und Iran vorbei, ebenso der erste Golfkrieg und mittlerweile wird fieberhaft im benachbarten Irak nach diesen Chemiewaffen gesucht. Aber mit den Chemiewaffen kann man gut auch das Gefahrenpotential des Iran heraufsetzen, so dass alsbald ein Militärschlag gegen den Iran unvermeidlich erscheint; dann könnte man auch das Teufelszeug gleich mit vernichten.
Doch es kommt alles ganz anders. Plötzlich tauchen bei der Hisbollah im Südlibanon Waffen auf, die Israel einst in den Iran geliefert hatte. Und nun dämmert es wohl auch dem Dümmsten, dass sich darunter eines Tages auch die Chemiewaffen finden ließen. Also Halt! STOP.
Der altgediente Offizier Moshe Regev ist gewohnt Befehle zu befolgen und er stoppt. Dies gilt jedoch nicht für Nahum Manbar. Der hat noch eingegangene Lieferverpflichtungen zu erfüllen - damit verstehen die Iraner keinen Spaß - und will deshalb keine Kugel in den Kopf kriegen. Manbar liefert also weiter und kommt für diese Missetat später in Israel für 16 Jahre hinter Gitter; auch gerade deshalb, weil zwei Mossad-Agenten in Wien, die auf Manbar angesetzt waren, mysteriöserweise bei einem „Verkehrsunfall“ ums Leben kamen.
1993 in Peking: Die „Chop-Suey-Connection“. Unter ihnen der Chinese “T.” (2. von links), Moshe Regev (Mitte) und Luciano Moscatelli. (2. von rechts).
Ein Freund, ein guter Freund…
Bleiben wir noch ein wenig bei der Crew des Iran, die über die Firma Bandaran Chemiewaffen einkaufte: Geleitet wurde das alles in Teheran von einem Dr. Abbaspour Tehrani Fard; ein enger Freund von Irans Ex-Präsidenten Akbar Hashemi Rafsanjani. Abbaspour tritt auch als Vertreter des Iran auf Umweltschutzkonferenzen im Ausland auf. Er weiß wohl am besten, vor was die Umwelt geschützt werden muss. Auch zu nennen wäre da Hossein Maher, der angeblich viele Tarnfirmen leitet.
Aber nun zurück zu unserem Kaffeehausbesucher Felber: Der wird im Jahr 1994 in Amerika verhaftet, weil er Gasmasken und Gasspürgeräte für den Iran besorgen wollte - für den Fall des Falles und etwas Geld wusch, außerhalb der zugelassenen Waschsalons. Er verschwindet für zwei Jahre hinter Gitter.
Nach seiner Entlassung aus dem US-Knast und Rückkehr nach Österreich, ist Felber nicht nur weiter aktiv, er kann sich nun auch der tatkräftigen Unterstützung seines Sohnes, dem H. Felber, erfreuen. Der wiederum preist auf seiner Internetseite die Kontakte zu seinem Vater in Teheran. Schön, solch eine harmonische Familie zu haben. Doch nach 1994 läuft für Regev nichts mehr mit Chemiewaffen. Deshalb greift er nun auf das zurück, was er am besten beherrscht: Betrug.
Familienbande Felber: „Beste Referenzen“ für Exportgeschäfte in den Iran und nach Russland.
Bädergeschäfte
Regev hat ein Faible für Orte mit einem „Bad“ davor - also zieht es ihn von Bad Homburg nach Bad Nauheim und dann nach Bad Liebenberg.
Aber der Reihe nach: In Bad Nauheim gab es das renommierte Hotel Rosenau, es stand zum Verkauf an, weil der Eigentümer schwer krank war, starb und der Sohn das Hotel nicht übernehmen wollte. Eine goldene Gelegenheit für Regev, die unerfahrene und trauernde Witwe über den Tisch zu ziehen und wieder mit dabei: Sein Rechtsberater M.. Regev „kaufte“ das Hotel und verkaufte es sofort weiter ohne jedoch den bisherigen Eigentümer zu bezahlen. Der Schaden für die Rosenau-Witwe: 2,5 Millionen. Und selbstredend erhielt auch der Bäcker, der für 5.000 Euro Brötchen lieferte, von Regev kein Geld. Vorübergehend „managte“ der Herr (Un-)Rechtsberater M. das Hotel und war sein eigener, gern gesehener Gast in der Bar.
Baden, aus dem Vollen schöpfen und andere absaufen lassen: Regev erholt sich auf Jamaika.
Eine ganze Reihe von Leuten verkehrte damals mit Regev. Sie halfen ihm - teils eigennützig, teils uneigennützig. Unter ihnen auch ein CDU-Stadtrat. Der stellte Regev seine Hausadresse zur Verfügung. Und dann waren da noch ein Steuerberater, der allerdings nicht bei der Steuerberaterkammer bekannt ist; ein Sparkassen-Direktor, der wegen seiner Geschäfte mit Regev, an denen die Sparkasse nicht verdienen konnte - wie sollte sie auch -, seinen Job verlor. Und natürlich gab es eine Reihe von weiblichen Wesen, die Regevs Macho-Charme erlagen und die nicht nur ihr Herz, sondern auch ihr Vermögen an ihm verloren.
Im Jahr 1996 kam der Augenblick für Regev Bad Nauheim Lebewohl zu sagen, den auch hier wurde die Luft mit einem Mal zu dünn, und auf Afrika-Safari zu gehen - in Betrugsabsicht, versteht sich.
Regev in Südafrika.
Einst marschierte der General von Lettow-Vorbeck im 1. Weltkrieg durch Ostafrika. Die Bundeswehr sang noch in den 60er Jahren nach diesem Lied:
Wie oft sind wir geschritten
Auf schmalem Negerpfad,
Wohl durch der Wüste Mitten,
Wenn früh der Morgen naht.
Wie lauschten wir dem Klange,
Dem altvertrauten Sange
Der Träger und Askari:
Heia, heia, Safari.
Zwar singt Regev nicht dieses Lied, aber angetrieben wird er von der gleichen Gier.
Doch zunächst kauft er in Hyde Park, einem Vorort von Johannesburg einen 30-Zimmer-Palast, der sich kaum als sozialer Brennpunkt bezeichnen lässt. Und weiter geht’s mit einer Firma namens Sintex und einem betrügerischen Gold- und Diamanten-Deal im Wert von 115 Millionen US Dollar. Auch eröffnet er einige „Boiler-Rooms“; das sind Büros mit Computer, Telefon und Internetanschluss und - Betrugsabsicht. Ein anderes Wort dafür ist „betrügerisches Telemarketing“. Klar, dass Regenstreich nicht einmal eine Lizenz zum Aktienhandel besitzt. Wozu auch?
Der richtige Knüller aber kommt in Gestalt einer beabsichtigten Riesenhypothek auf die Nationalparks im Norden Südafrikas in Höhe von mehr als 1 Milliarde Rand zur Absicherung eines Riesenkredits, bei dem Regev und seine Freunde ordentlich zulangen wollten.
Südafrika hatte im Jahre 1994 die ersten freien Wahlen hinter sich, die mit einem überwältigenden Wahlsieg Nelson Mandelas und seiner Partei Afrikanischer Nationalkongress, ANC, abschlossen. Es folgte eine Umbruchszeit, in der viele Apartheids-Anhänger den Staatsdienst unter einer Regie von Schwarzen ablehnten aber auf der anderen Seite nicht von Sozialhilfe leben wollten. Diese ewig gestrigen Staatsdiener wollten noch einmal richtig Kasse machen und dann aussteigen. Umgekehrt kamen viele unerfahrene, neue leitende Angestellte auf verantwortungsvolle Positionen, die Zeit des Umbruchs also, und eine günstige Zeit für Betrüger, wie Regev, dies auszunutzen. Der fädelte also einen Deal ein, der die Nationalparks für 25 Jahre an eine ausländische Bank übertragen hätte, für ein Butterbrot und ein Ei, gemessen an dem Touristenboom, den man nun erwarten konnte.
Regev hätte dabei richtig Kasse gemacht, wenn nicht buchstäblich im letzten Moment die Sache aufgeflogen wäre und der damalige Notenbankchef und heutige Finanzminister Trevor Manuel eingegriffen hätte. Schlecht für Regev, gut für Südafrika.
Gut in Futter wie ein Politiker: Regev, der Blender.
Aber Regev hatte immer mehrere Eisen im Feuer. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist und so lud er zwei Geheimdienst-Agenten ein, gestohlene Aktien unters Volk zu bringen - Aktien im Wert von 93 Millionen Rand (15 Millionen US-Dollar).
Nach zwei Jahren aber war nun auch für Regev alles ausgereizt, ein dickes Strafverfahren drohte, doch da auch ANC und Geheimdienste involviert waren, wäre das eine Riesenblamage geworden und die wollte sich die junge, neue südafrikanische Regierung gerne ersparen; hätte es doch nur die allbekannten Vorurteile gegen schwarze Regierungen genährt. Deshalb ließen sie Regev trotz eines internationalen Schweizer Haftbefehls laufen. Das spornte ihn zu neuen, größeren Taten an und er versuchte alles, den Grundsatz, demnach Verbrechen sich nicht lohnt, zu ignorieren…
Viva Las Vegas!
In Las Vegas, im US-Bundesstaat Nevada, am Rand von Wüste und Atombombenversuchsgelände und der Geheimnis umwitterten Area 51, gibt es bekanntermaßen viele Casinos und wenig Steuern. Eine gute Atmosphäre, die Oase für den bombigen Regev. Doch die Schweizer Justiz bleibt ihm auf den Fersen. Nach einem Jahr ist es soweit: Das FBI verhaftet Regev, er kommt in Auslieferungshaft und flugs in die Schweiz und dort dann für drei Jahre hinter Gitter. Aber auch die deutsche Justiz hat noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Nach Verbüßung seiner Strafe in der Schweiz wird er im Gefängniswagen nach Deutschland, nach Friedberg, chauffiert. In Deutschland trifft er auf einen „barmherzigen Richter“, der ihn für seine Straftaten mit einer Bewährungsstrafe davonkommen lässt. Regev wird im Jahre 2002 aus dem Knast entlassen, unmittelbar nach dem Urteil.
Waren ihm wieder einmal seine Kontakte zu Geheimdienst-Agenten hilfreich? Diese Mutmaßung ist nahe liegend, denn Regev versteht unter „Bewährung“ etwas anderes als der gnädige Richter: Er bewährt sich erneut im Betrugssektor. In Bad Liebenberg, in Südthüringen, erleichtert er zwei Familien um deren Vermögen und wirklich alles, was diese entweder besessen oder sich im Laufe von Jahren aufgebaut hatten, wird von Regev vereinnahmt. Der Schaden: Mehr als zwei Millionen Euro.
Südthüringen ist für Regev bald ausgereizt, obwohl oder vielleicht gerade weil er sich dort ständig und regelmäßig mit Geheimdienst-Agenten traf. Die sollen, so munkelt man in Bad Liebenberg, angeblich vom BND gewesen sein. Gut zu wissen, dass der BND offensichtlich nicht nur Journalisten kontrollierte.
Regevs letzte Reisen?
Weiter geht’s - diesmal nicht in ein Bad sondern nach Darmstadt, weil da ein alter Freund Regevs, ein quasi etwas unzuverlässiger Diamantenhändler wohnt. Und geheiratet wird noch schnell; eine junge Frau, damit er, Regev, nicht aus Deutschland abgeschoben wird. Aber deren Familie wird auch noch um alles erleichtert, was sie besitzt; ohne jeden Skrupel versteht sich.
Die renommierte Firma Strobl in Darmstadt ist der nächste Coup Regevs. Sie steckt in Schwierigkeiten und was liegt da näher für ihn als sich als Retter aufzuspielen? Zwar fehlen ihm nicht nur die Mittel, sondern auch die Erfahrung als Sanierer, aber die Firma hat immerhin noch eine Zusatzpensionskasse, die er plündern könnte, und einiges an Inventar, das zu verscherbeln sich für Regev ebenfalls lohnt. Gesagt – getan!
Große Auftritte zählten zu Regevs Repertoire.
Regevs letzte Spuren
Auch in Darmstadt wird die Luft für Regev dünn und das Parkett zu heiß. Der Staatsanwalt ist hinter ihm her. Also verflüchtigt sich Regev im März 2005 nach Wien. Möglich, dass er sich wieder mit Felber treffen wollte. Es soll seine letzte Reise gewesen sein. Sein Rechtsberater G. will im Besitz einer Todesurkunde sein, die Regev als unverheiratet ausweist. Todeszeitpunkt: 31. März 2005. Todesursache: Herzinfarkt.
Regevs Leichnam soll schon wenige Stunden nach seinem Tod am nächsten Tag zur Bestattung nach Israel geflogen worden sein. Doch bei der israelischen Gemeinde Wiens findet sich laut Aussage des Rabbis kein Verstorbener mit Namen Moshe Regev oder Moshe Regenstreich oder Moshe Regev Regenstreich oder Moshe Keller. Auch gibt es Zweifel seitens der israelischen Gemeinde Wiens, ob die langsame Bürokratie Wiens einen derart schnellen Abtransport erlaubt hätte. Nach jüdischem Glauben sollen Verstorbene zwar innerhalb von 24 Stunden bestattet werden. Aber in Wien müssen sich jüdische Glaubensrituale leider zu oft dem Wiener Amtsschimmel beugen, wie der Rabbi erklärte.
Und in Israel ist es gegenwärtig offenbar nicht möglich nach seinem Grab zu suchen. Wahrscheinlich wurde mein Kontaktmann zum Kriegsdienst eingezogen. Merkwürdig ist, dass Anfragen beim Wiener Magistrats bezüglich der Vorschriften im Umgang mit jüdischen Verstorbenen auf ein reges Interesse hinsichtlich des Namens des Verstorbenen stießen – obwohl der nicht genannt wurde. Und noch merkwürdiger ist, dass Regev erst kürzlich, etwa im Juni 2006 in London gesehen wurde. Viele der Geschädigten, deren Liste noch unvollständig ist, sind überzeugt, dass Regev auch den Teufel betrogen hat und noch lebt.
Epilog
Nach dem angeblichen Tod Regevs kreuzt der Sohn eines Autohändlers aus dem Raum Giessen auf. Seinem Namen nach könnte er aus Frankreich, dem Elsaß oder Belgien stammen, doch sein Akzent ist israelisch. Fieberhaft sucht er nach den Mainway-Unterlagen, alles andere interessiert ihn nicht. Er ist sichtlich erregt, denn diese Unterlagen, welche die Geschäfte mit China beweisen und nicht nur das allein, könnten noch einmal gefährlich werden. Er findet sie und verschwindet wieder.
Gerhard Merz stirbt in Afrika am 17. März 2004 in dem berüchtigten Black-Beach-Gefängnis in Malabo der Hauptstadt Äquatorial Guineas, dem drittgrößten Erdölexporteur Afrikas. Er wurde ganz offensichtlich gefoltert. Afrikaner verstehen, anders als noch mit „Kongo-Müller“, keinen Spaß mehr, wenn es um weiße Söldner geht. Dort wollte sich eine Meute von größtenteils britischen Glücksrittern aus der High Society über einen Coup (Wonga Coup) eine gute Altersversorgung sichern. Gerhard Merz war ihr Transportoffizier.
Manfred Felber ist wieder in Österreich, seine derzeitigen Geschäfte und Partner sind nicht bekannt. Und Friedrich Georg M. soll irgendwo in Mittelhessen leben, von Sozialhilfe und zusammen mit einer feurigen Mexikanerin, die er im Hotel Rosenau kennenlernte, eine Romanze in Moll. Na denn.
Dr. Alexander von Paleske ist Arzt für Innere Medizin - Haematologie und Head des Department of Oncology am Princess Marina Hospital im afrikanischen Gabarone in Botswana. Herr Dr. von Paleske ist ehemaliger Rechtsanwalt beim Landgericht Frankfurt (M).
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sfux - 2. Aug, 08:10 Article 28863x read
mosheh regev
Berichtigungen ermöglichen, auch finde ich die Darstellung meiner Geschichte extrem erniedrigend da Sie wohl die genauen Umstände nicht kennen und auch meinen Sohn in diese Sache hineinziehen.
Ein Journalist sollte unabhängig, genau und nicht diskriminierend berichten was Sie jedoch nicht gelernt zu haben scheint.
mfg
M. F.